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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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nachdem sie aufgegessen hatte, scheppernd auf den Fußboden. Sie warf den Kaffeebecher der ersten Aufseherin, die sie erreichte, ins Gesicht und schlug die zweite so hart, daß sie ihr den Kiefer brach.
    So klassifizierte sie sich selbst.
    Sie erinnerte sich an die Prügel, die sie bezogen hatte.
    Sie hatten ihr nichts ausgemacht. Sie lächelte und schüttelte den Kopf, weil es eine Lüge war. In Wirklichkeit waren sie wie die Bestien über sie hergefallen. Sie war noch einen Monat danach voll grüner, blauer und schwarzer Flecke, Quetschungen und Blutergüssen. Sie dachte danach, sie würde ewig humpeln.
    Aber sie konnten ihr nie innen drin weh tun. Das war wichtig, das mußte sie ihnen zeigen. Sie hatten gar nichts in ihrer Gewalt außer den Türen und Gittern und Toren, die sie öffneten und schlossen. Sie mußte wieder an den FBI-Agenten denken: ein bißchen Zeit in einem leichten Knast absitzen. Das war ein ganz leichter Knast. Von der ersten bis zur letzten Minute.
    Am Waldrand sah sie etwas sich bewegen. Ein halbes Dutzend Hirsche kam heraus auf das vom Mond beschienene Feld. Was für ein schreckliches Leben, dachte sie.
    Ein Hirsch hat immer Angst. Er flieht Hals über Kopf beim geringsten Laut. Er friert im Winter, im Sommer quälen ihn Flöhe und Zecken. Wann hat ein Hirsch mal Ruhe? Mit Sicherheit nicht im Herbst, wenn ihn jeder Strolch mit einer Flinte von New Jersey bis Kanada jagt.
    Sie lächelte. Wie schändlich der Tod eines Hirsches doch sein mußte: abgeknallt von einem Wochenendkrieger, der mehr Glück als Verstand hatte, daß er nicht sich selbst, seinen Partner oder die blöde Kuh irgendeines Farmers traf. Oder er starb vielleicht auf der Flucht, auf einem sogenannten Wildwechsel, von einem angetrunkenen Geschäftsmann mit dem Wagen gerammt und mit gebrochenen Läufen in das Brombeerdickicht kriechend, um allein einen schmerzhaften Tod zu sterben, während die Drecksau wutentbrannt über die Beule an seinem Kotflügel schimpfte. Sie leben ihr ganzes Leben lang von Panik zu Panik. Sie sind die dümmsten und feigsten unter den wilden Tieren, auch wenn sie im Mondlicht so schön aussehen.
    Sie sah die Tiere äsen und dann und wann den Kopf hochwerfen, um in die Nacht hinauszulauschen. Innerhalb weniger Augenblicke war die Gruppe auf wenigstens zwei Dutzend Hirsche angewachsen, die sich vor ihr im offenen Gelände aufhielten. Als sie schließlich etwas beunruhigte, setzten sie in großen, weiten Sprüngen über das Feld, es war, als ob der Wind viele dunkle Wellen über einen Teich blasen würde.
    Als die Hirsche im Wald verschwunden waren, ordnete sie ihre Gedanken und konzentrierte sie zuerst auf die Gefangenen im Dachgeschoß und dann auf Megan und Duncan.
    Ob sie wohl weinen? fragte sie sich. Schluchzen sie die ganze Nacht, oder sitzen sie nur da und starren hilflos ins Leere? Haben sie eine Ahnung von dem, was sie erwartet?
    Sie warf einen Blick zurück auf Bill Lewis und erinnerte sich daran, daß sie Ramon noch ein bißchen anheizen mußte, damit er so richtig scharf auf sie würde. Auch Bill muß er haben wollen. Sie lauschte seinem Schnarchen und dachte nach, daß sie ihn auch ein bißchen in Fahrt bringen mußte.
    Wenn ich sie unter Spannung halte, werden sie nicht darauf achten, was ich in Wirklichkeit tue. Ich muß sie beide streicheln und wild und verrückt machen. Sie sind wie alle Männer, unfähig, über ihre steifen Schwänze hinauszusehen.
    Aber was sie wirklich tat, ging nur sie allein und sonst niemanden etwas an. Sie würden ihr helfen, solange sie glaubten, daß es um etwas anderes ging, und dann würden sie zu überrascht sein, als daß sie begreifen könnten, wozu sie ihr gedient hatten.
    Und dann war sie wieder allein.
    Sie stand auf, ließ die Decke zu Boden fallen und das Mondlicht über ihren Körper gleiten.
    Es war ihr, als fühle sie, wie die Nacht in sie eindrang und sie mit trägen, langsam pumpenden Bewegungen erregte. Ihr Magen krampfte sich zusammen, ihr Atem ging schneller, ihr Inneres erglühte vom Rhythmus der Dunkelheit, die in ihr war. Sie wölbte die Hüften vor und spreizte die Beine etwas auseinander und fühlte die kalte Luft, die sie streichelte, kitzelte und liebkoste. Sie schlang ihre Arme fest um sich selbst, als wollte sie diese neue Geliebte noch enger an sich drücken.
     
    Als der Tag graute, sah Duncan sich im Wohnzimmer seines Hauses um und dachte an das Problem, das gelöst werden mußte. Megan war schließlich auf der Couch eingeschlafen. Die

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