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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Brandung bilden würden. Sobald man sie erreichte, konnte man sich sofort darin verlieren.
    Aber nicht ich, dachte sie. Sie hatte den Besitz zu oft durchstreift. Zuerst mit der verdammten albernen Maklerin, die ihr immerzu etwas näher bei der Stadt Gelegenes zeigen wollte. Ihre Legende hatte sie sofort geschluckt: frisch geschiedene Schriftstellerin, die absolute Ruhe und Stille brauchte, Einsamkeit, ganz weit vom Schuß. Weitere Fragen erledigten sich beim Anblick des Bargelds. Und seither dann hundertmal, bis sie sich mit der Umgebung ganz vertraut gemacht hatte.
    Olivia ging noch einmal die Ereignisse des Tages durch.
    Er schien seltsam zerstückelt, als ob Tage oder Wochen vergangen wären und nicht Stunden.
    Es war alles so bemerkenswert leicht gewesen. Sie hatte es zu lange geplant, als daß es schiefgehen konnte. Schon vom ersten Tag an, als die Zellentür hinter ihr zukrachte.
    Sie lächelte. Sie erinnerte sich: Die Polizisten hatten gedacht, sie würde auspacken. Wenn sie das Knastleben erst mal so richtig genossen hätte, würde sie singen.
    Würde ihnen alles erzählen, was sie wissen wollten, und die anderen verpfeifen.
    Sie dachte an den eleganten FBI-Agenten, tipptopp mit grauem Anzug, weißem Hemd und militärisch kurzem Haarschnitt, der sich so gut mit revolutionären und konspirativen Theorien auskannte. Er hatte ihr gegenüber hinter einem kleinen Tisch Platz genommen und ihr erst mal eine Rede gehalten, um es ihr leichter zu machen.
    »Wir können Ihnen helfen«, hatte er gesagt. »Wir können dafür sorgen, daß Sie ein bißchen Zeit in einem leichten Knast absitzen und dann draußen ein neues Leben anfangen können. Kommen Sie, Miß Barrow, Sie sind doch intelligent, Sie sehen sehr gut aus. Werfen Sie doch nicht Ihr Leben weg! Finden Sie wirklich, daß Sie hierhergehören, unter all diese Huren und Fixer? Die machen Sie doch fertig. Die reißen Ihnen Ihre hübsche weiße Haut fetzenweise ab, jeden Tag ein Stückchen, bis nichts mehr da ist. Wenn Sie rauskommen, sind Sie alt, häßlich und kaputt. Warum? Sagen Sie mir, warum?«
    Der Schnüffler hatte sich vorgebeugt und sie angestarrt und auf eine Antwort gewartet.
    Sie hatte ihm ins Gesicht gespuckt.
    Sie grinste, als sie sich daran erinnerte. Er war so überrascht gewesen: Es erinnerte sie an den Moment in der High School, als sie sich dem Footballcaptain verweigert hatte.
    Der Knast hatte ihr überhaupt keine Angst eingejagt.
    Mit ein oder zwei Kämpfen hatte sie gerechnet, dann würde man sie widerwillig akzeptieren. In ihrem Herzen hatte sie gewußt, daß all die Huren und Fixer angekrochen kommen würden, um das zu tun, was sie ihnen sagte.
    Komisch, aber irgendwie hatte sie sich auf den Knast gefreut. Natürlich hatte sie das diesem FBI-Agenten nicht sagen können und auch nicht ihrem Vater, dessen Tränen sie nicht verstand, genausowenig wie dem Anwalt, den er ihr besorgt hatte und der so aufgebracht war, weil sie sich weigerte, einen Verteidiger zu akzeptieren. Dabei konnte sie sich selbst viel besser verteidigen, von diesem Richter ganz zu schweigen, der sie wütend verurteilt hatte nach einer sinnlosen Belehrung, daß sie dem System gegenüber Respekt erweisen solle.
    Am schwersten war ihr in den ersten Tagen ihrer Haft weniger die Gewöhnung an die Gefangenschaft selbst, als vielmehr an die qualvolle Enge gefallen. Man hatte sie in einer Abteilung, die ›Classification Area‹ hieß, in eine Einzelzelle gesteckt. Sie erfuhr dann gleich, daß sie dort bleiben würde, bis die Gefängnisverwaltung entschieden hatte, zu welcher Art von Gefangenen sie gehörte. In der Zelle befanden sich ein Bett, ein Waschbecken und eine Toilette. Sie war zwei Meter fünfzig lang und zwei Meter breit. Sie war einmal, zweimal auf und ab gegangen, und auf einmal merkte sie, daß sie es schon hundertmal getan hatte. Die Gitter, die Geräusche des Knasts, die fast ununterbrochenen Rufe, Schreie, hallenden Schritte, krachenden Gittertüren, die man öffnete und schloß, ignorierte sie. In der Ferne konnte sie immer die elektronischen Summer hören, wenn die Ausfalltore benutzt wurden. Summ, krach, krach, summ, krach, krach. Das war der Knastrhythmus, das war der Lärm, der die Größe des Raums und die Grenzen der Bewegung definierte.
    Sie schüttelte den Kopf, um sich von der Erinnerung zu befreien.
    Sie lachte: Gedacht hatten die, sie ließe sich einfach so klassifizieren!
    Bei ihrer ersten Mahlzeit in der Gefängniscafeteria warf sie ihren Blechteller,

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