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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Mädchen hatten sie irgendwann nach Mitternacht hinauf geschickt. Man hörte sie nicht; er wußte nicht, ob sie schliefen, aber er nahm es an; die Fähigkeit der Teenager, im Angesicht so gut wie jeder Sachlage oder Gefahr schlafen zu können, hatten sie bereits mehrfach bewiesen.
    Duncan lag ausgestreckt in einem Sessel. Er sah auf die dunkle Wand, die mit jeder Minute, die verging, heller wurde. Einen Augenblick lang glaubte er, daß der Anblick ihn hypnotisierte; dann schüttelte er den Kopf und versuchte, sich auf den neuen Tag zu konzentrieren.
    »So«, sagte er laut. »Was habe ich jetzt zu tun?«
    Er ließ sich noch einmal Olivias Anruf durch den Kopf gehen. Sie hatte ihn davor gewarnt, zur Polizei zu gehen, was er ja nicht getan hatte. Davon abgesehen waren ihre Warnungen allgemeiner Art gewesen, und Anweisungen von ihr gab es keine. Er hatte weder eine Aufforderung erhalten, Geld abzuheben, noch war er darum gebeten worden, irgendeine andere Aufgabe zu übernehmen.
    Das kam noch, sagte er sich.
    Aber was war nun zu tun?
    Der Gedanke, daß er in sein Zimmer hinaufgehen, ein frischgewaschenes Hemd und eine Krawatte herauslegen, einen gediegenen Anzug aus dem Schrank nehmen, duschen und sich anziehen mußte, widerte ihn beinahe an.
    Wie konnte er den ganzen langen Tag so tun, als ob nichts geschehen wäre, lächelnd, Hände schüttelnd, in Besprechungen gehen, Vorgänge prüfen?
    Er sah sich im Zimmer um und blickte auf all die vertrauten Gegenstände im Raum. Es wirkte alles so normal und wohlgeordnet und akzeptabel. Ich habe so hart um all diese Äußerlichkeiten gerungen, dachte er: das neue Auto, das vornehme Haus, ein kleines Feriengrundstück draußen im Wald. Und Vorsorge getroffen für später. Das habe ich getan, ich habe immer Vorsorge getroffen. Meine Familie hat von meiner Tüchtigkeit profitiert. Es hat ihnen an nichts gemangelt.
    Und es ist alles nur Schein gewesen.
    Einen Augenblick dachte er, er beneide Olivia. In den ersten Jahren hatte er oft an sie gedacht, als er noch fürchtete, jeden Tag, gleich könnte es zu Ende sein und seine Vergangenheit würde ihn einholen. Er fragte sich damals, was sie wohl für ein Leben im Gefängnis führen mochte, und die Angst war da, daß ihn die gleiche Haft, die gleichen Schläge und die gleiche Reglementierung erwarten könnten.
    Jahre hatte es gedauert, bis er allmählich begriff, daß sie sich den Luxus leistete, auch weiterhin ihrem Idealismus zu huldigen, der für sich genommen schon eine Art von Freiheit darstellte. Und ich, dachte er, bin ein ganz normaler Mittelklassemensch geworden, was in sich auch eine Art Gefangenschaft ist. Sie hatte sich nicht zu ducken gebraucht, aber als er die Zwillinge gesehen hatte, diese neugeborenen hilflosen Würmer, war ihm klar geworden, daß die Hervorbringung einer neuen Gesellschaft eine Sache, die Sorge für die Kinder jedoch die wichtigere war.
    Und dann, als Tommy zur Welt kam, hatte sich längst alles vollkommen geändert.
    Er schüttelte den Kopf. Aber für sie war immer noch alles so wie früher. Im Gefängnis war Tag für Tag ununterbrochen dasselbe.
    Duncan erhob sich aus seinem Sessel. Er hielt an, als er bei Megan vorbeikam, streckte die Hand aus, wollte sie wecken, hielt es aber dann für besser, darauf zu verzichten. Er hätte sie gern angefaßt, als ob das etwas nützen könnte. Aber er zog die Hand wieder weg und ließ sie schlafen. Es ist Mittwoch, dachte er. Zeit, weiterzumachen. Er ging die Treppe hinauf zur Dusche. Zuerst stellte er sie heißer als normal ein und ließ das Wasser über seinen Körper spülen. Dann schäumte er sich heftig ein, scheuerte die Seife in das Haar und über seine Haut. Als der Raum sich mit Wasserdampf füllte, drehte er den Duschknopf ärgerlich auf kalt und strafte sich mit einem eisigen Schwall.
    Megan erwachte von dem Lärm, der aus dem Badezimmer kam, wunderte sich, daß sie eingenickt war, und zweifelte daran, ob sie sich ausgeruht hatte. Ihre Empfindungen zerrten sofort wieder an ihr wie ein Sog am Meeresstrand, der die Beine unter einem wegreißt.
    Als erstes wurde sie ärgerlich; sie haßte den Gedanken, daß Duncan mit so alltäglichem Zeug wie Duschen Zeit vergeudete. Sie fand, daß Schmutz und Häßlichkeit besser zu ihnen paßten, als ob ihr äußeres Erscheinungsbild den Gefühlen, die sie hatte, entsprechen müßte.
    Sie schwang die Beine vom Sofa und setzte sich, strich sich mit den Händen das Haar aus dem Gesicht und versuchte, die Müdigkeit aus

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