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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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sicher auch eine Karte für deine Schwester, was?« fragte sie spöttisch. Da wußte Duncan, daß sie alles gemerkt hatte, aber seinen Freund aus irgendeinem Grund hatte laufenlassen. Anstatt zu antworten, griff er in seine Tasche, zog ein Fünfundzwanzig-Cent-Stück heraus und legte es schnell auf den Ladentisch. Dann rannte er fort, obwohl er gezahlt hatte, und die Frau rief ihm nach: »He, du bekommst noch Wechselgeld!«
    »Nein!« rief er, »wir schulden es Ihnen«, und dabei dachte er an alles, was sein Freund gestohlen hatte, und lief aus dem Laden.
    Damals war er neun gewesen.
    Ich hab’ die Nerven verloren, aber mein Vater hätte mich bestraft, wenn er von der Sache erfahren hätte.
    Zum ersten Mal seit vielen Jahren hatte er überhaupt an seine Eltern gedacht. Sie waren beide Lehrer, und kurz vor seinem Tod war sein Vater zum Leiter der Junior High School in der kleinen Stadt im Staat New York geworden, in der sie lebten. Sie starben beide bei einem Autounfall an einem naßfeuchten Herbstabend. Duncan kam damals gerade ins letzte College-Jahr.
    Die Nachricht erhielt er von einem teilnahmslosen, wortkargen Polizisten, der ihn im Studentenheim anrief.
    Er telefonierte unten in der Halle, und ein paar andere Studenten kamen lachend auf ihn zu, versuchten mitzuhören, machten Witze, ob er mit seiner Freundin telefoniere, ob er schon mit ihr geschlafen habe, ob sie auch hübsch sei. Als sie dann merkten, daß es um etwas Ernstes ging, wurden sie noch neugieriger.
    »Hallo, ist dort Duncan Richards?«
    »Ja, wer ist da?«
    »Mitchell, Polizeistation New Paltz. Ich habe eine unangenehme Nachricht für Sie.«
    »Oh.«
    »Ihre Eltern sind bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, hier in der Nähe, Bundesstraße 9.«
    »Was?«
    »Ein Traktor mit Anhänger hat sich quergestellt. Er rutschte auf regennassen Blättern aus. Sie waren sofort tot.«
    »Aber …«
    »Ich bedaure, daß ich Ihnen diese Mitteilung machen muß.«
    »Ich verstehe nicht. Was soll ich denn jetzt tun?«
    »Da kann ich Ihnen leider keinen Rat geben.«
    Eine Stunde später rief ihn sein Onkel an. Ein launischer Mensch, den Duncan nur flüchtig kannte. Duncan war einem Nervenzusammenbruch nahe, und erst, als er erfuhr, daß er sich um die Beerdigungsmodalitäten kümmern müßte, beruhigte er sich ein wenig. Alles war so schnell gegangen. Gerade eben hatte es sie noch gegeben, jetzt waren sie plötzlich tot. Zum ersten Mal im Leben wünschte er sich eine Schwester oder einen Bruder.
    Die Beerdigung verlief nach dem üblichen Zeremoniell.
    Es gab weder Tränen noch wirkliche Anteilnahme, nur ein paar Bekannte waren gekommen, aus Pflichtgefühl.
    Jemand von der College-Verwaltung, ein paar Lehrer, Kommunalpolitiker. Es war nicht wie beim Tod von Megans Mutter. Die Leute hatten sie gern gehabt. Duncans Eltern hatten aber wenig Umgang mit anderen gepflegt, und so war niemand so richtig von ihrem Tod betroffen.
    Was für Menschen waren meine Eltern eigentlich? Ich kann gar nicht richtig darauf antworten, dachte Duncan.
    Sicher ist das der Grund, weshalb ich mich entschloß, soviel wie möglich für meine Kinder dazusein. Nichts sollte zwischen mir und ihnen stehen, für jede Überstunde, jedes Tennismatch am Sonntagmorgen widmete ich ihnen besondere Zeit. Mir war immer bewußt, was Eltern ihren Kindern schulden. Eltern sind wie ein immer geöffneter Bankschalter. Jederzeit zur Auszahlung bereit. Es nimmt kein Ende, und das sollte es auch nicht.
    Duncan sah Tommy in seinem Kinderzimmer vor sich.
    Daß ich dich bloß nicht verliere! dachte er. Wie viele Male hatte er ihm Dinge verwehrt oder mit ihm geschimpft. Nie würde er das wiedergutmachen können. Wie oft hatte er seinen Sohn um seinen Spaß gebracht, und wenn es nur gewesen war, damit er lernte und Rücksicht auf die anderen nahm.
    Ich gab ihm Dinge und nahm ihm andere fort, ich habe versucht, ihm zu zeigen, worauf es im Leben ankommt.
    Wenn er sich nicht wohl fühlte und unglücklich war, habe ich ihn getröstet. So muß es ein Vater machen. Vielleicht werde ich ihn nie wieder trösten können!
    Das darf nicht geschehen! Ich werde keinen Augenblick zögern zu handeln!
    Wieder sah er sich als Kind, immer ein wenig im Rück-stand, oft nur um Sekunden. Diesmal nicht, sagte er sich.
    Es war, als gäbe er seinem Herzen Befehle. Diesmal werde ich keine Sekunde zögern.
    Duncan stand auf und ging in den Flur vor seiner Büro-tür. Er warf einen Blick in die Schalterhalle. Es war bald Dienstschluß,

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