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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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und mit erhöhtem Tempo erledigten die Angestellten die letzten Aufgaben des Tages.
    Morgen bleibt die Bank wie jeden Freitag bis sieben Uhr abends auf, um den Andrang der Wochenendkunden zu bewältigen.
    Aber dieses Mal, dachte er sich, würde noch ein wenig später zugemacht werden.
     
    Richter Pearson und sein Enkel spielten zum Zeitvertreib ›Schere, Stein und Papier‹ in ihrer Dachkammer. »Eins, zwei, drei, los!« zählten sie immer wieder und streckten dann die geschlossene Faust oder den gekreuzten Zeige- und Mittelfinger oder einfach die flache Hand nach vorn. ›Der Stein wickelt das Papier ein‹ oder ›Der Stein schleift die Schere‹. Oder ›Die Schere schneidet das Papier‹. Erst gewann Tommy, dann sein Großvater, dann wieder Tommy. Die Zeit verstrich nur langsam. Immer und immer wieder: »Eins, zwei, drei, los!«
    Zwischendurch hatte es heute auch ein wenig Abwechslung gegeben. Mittags hatte Bill Lewis bei ihnen hereingeschaut und ihnen versprochen, im Haus nach Spielkarten zu suchen; als er später wiederkam, sagte er mit Bedauern, es täte ihm leid, aber es seien nirgendwo welche zu finden. Er wollte ihnen welche im Laden besorgen, wenn Olivia ihn wieder einkaufen schickte, aber nur mit ihrer Erlaubnis. Er sagte mit Bedauern, daß sie verboten hätte, ihnen etwas zu lesen zu geben, auch einen Fernseher dürften sie nicht bekommen. Tommy bat um Papier und Stifte, damit er malen und einen Brief schreiben könne, aber Bill schüttelte nur den Kopf. Sie müßten sich, so gut es ginge, mit sich allein beschäftigen. Es täte ihm leid, aber er könne nichts für sie tun.
    Die beiden Tommys hatten darauf eine ganze Zeit mit Wortsuchen, »Ich sehe was, was du nicht siehst« und anderen Spielen verbracht. Es erinnerte Pearson wieder daran, wie er damals mit seinen Kindern mehrere Stunden in dem Auto verbracht hatte.
    Schließlich ließ er Tommy ein paar Turnübungen machen, damit er gelenkig blieb und sich nicht zuviel Energie anstaute, die sich sonst gefährlich speicherte und bei Tommy leicht zu Ausbrüchen führte. Ein paar Übungen machte er mit Tommy gemeinsam, denn er hielt es für besser, auch selbst in Form zu bleiben.
    Mehr als das Eingesperrtsein verabscheute er die damit verbundene Langeweile. Wie hatte er es nur zulassen können, daß sie in eine derart aussichtslose Lage geraten waren? Ich muß mich zwingen nachzudenken. Ich muß wach werden. Aber es gelang ihm nicht, seine Apathie zu überwinden. Ihm blieb ja doch nichts als Warten.
    Es war beinahe wie körperlicher Schmerz, wie das unangenehme Gefühl eines ständig schmerzenden Zahnes oder eines … verstauchten Gelenks. Er merkte, wie erschöpft er war; dabei hatte er stundenlang nichts anderes getan, als zu beobachten, wie Stunde um Stunde verstrich.
    Trotzdem hatte die Angst, was geschehen würde, keineswegs nachgelassen. Der Gedanke, Olivia oder einer der anderen könnte plötzlich die Kammer betreten und sie einfach erschießen, war ihm unerträglich. Der Tod erschien einem weit schrecklicher, wenn man davor seine letzten Momente in dumpfer Starre verbracht hatte.
    Tommy hatte sich den Nagel genommen, den sie gefunden hatten, als sie zum ersten Mal das Zimmer durchsuchten. Er ritzte damit in die Wandtäfelung. Es klang wie ein vom Wind bewegter Zweig, der gegen eine Fensterscheibe schleift. Tommy ritzte seine Initialen in das Holz, danach die seines Großvaters. Der alte Herr mußte lächeln.
    »Ritz auch noch das Datum ein.«
    »Gut«, sagte Tommy, »noch was?«
    »Nein«, sagte der Richter, »doch, Moment mal! Irgendeine Nachricht.«
    »Wer soll die denn lesen?«
    »Ja, vielleicht deine Mutter oder dein Vater.«
    »Das geht ganz leicht«, sagte Tommy.
    Er arbeitete schnell und sorgfältig, wie es nur ein kleiner Junge in seinem Alter tun kann, der mit etwas ganz Wichtigem beschäftigt ist. Nach einer Weile fragte sein Großvater: »Was hast du geschrieben?«
    »Ihr fehlt uns, und wir lieben euch. Gut so?«
    »Sehr schön, Tommy.«
    »Das ist so wie der Brief, den sie mich nicht schreiben lassen wollten.«
    »Da hast du recht.«
    Tommy reichte seinem Großvater den Nagel. Er versteckte ihn unter einem Kissen. Tommy wollte fragen, wie es denn jetzt weiterginge, aber er ahnte, daß das auch Großvater nicht wußte, und deshalb hielt er die Frage zurück. Er sah ihn an. Das Gesicht erschien ihm blasser als sonst, die Haare weißer, die Haut fast durchsichtig, und plötzlich hatte Tommy Angst, den Großvater könnten die Kräfte

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