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Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Titel: Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Nicht vergessen: dem netten Geschäftsführer, der das mit dem Grapefruitsaft irgendwie zuwege bringt, ein kleines Dankeschön zukommen zu lassen. Nigel auftreiben, ihm die göttlich präzisen Informationen übermitteln und alle Verschönerungstermine aktualisieren. Vorsorglich Suite im Peninsula reservieren, weil Miranda unter Garantie mitten in der Nacht wegen der unerträglichen Übernachtungsgäste (mit Sicherheit Freunde ihres Gatten) anruft und ein Ausweichquartier braucht. Fahrer vorwarnen, dass er einen Spätabendtransport von Mirandas Wohnung zum Hotel einplanen soll. Hotelsuite mit Pellegrino, dem BUCH und einem passenden Büro-Outfit für den nächsten Tag ausstatten, einschließlich sämtlicher Accessoires, Schuhe und Toilettenartikel. Davon ausgehen, dass du kein Auge zutun wirst, weil du Miranda bei all diesen Strapazen zur Seite stehen musst. Das Ganze wiederholen.
    Die Kamera schwenkte von Miranda weg, folgte dem Mädchen zurück zu seinem Schreibtisch – ebendem, an dem Andy vor zehn Jahren gesessen hatte – und hielt fest, wie sie hektisch Notizen auf winzige Post-its kritzelte. Zeigte in Großaufnahme eine einsame Träne, die ihr über die pfirsichweiche Wange rann. Andy schnürte es selbst die Kehle zu, sie drückte auf »Pause«. »Reiß dich zusammen!« , zischte sie sich an. Sie hatte die Fernbedienung so fest umklammert, dass ihre Fingernägel sich in die Handflächen gruben. Obwohl das Fernsehbild eingefroren war, traute sie sich nicht wieder hochzugucken; ungefähr das gleiche Grauen überkam sie bei Filmen, in denen junge Mädchen mit Kopfhörern allein durch dicht bewaldetes Terrain joggten ohne die leiseste Ahnung, dass hinter dem nächsten Baum gleich ein durchgedrehter Serienmörder hervorstürzen würde. Deswegen hatte Andy sich geweigert, mit ins Kino zu gehen, als die Dokumentation herausgekommen war, trotz des allgemeinen Drängelns und Spöttelns. So wie das Mädchen auf dem Bildschirm hatte sie sich ein komplettes Jahr lang gefühlt, rund um die Uhr. Wieso sollte sie sich das noch mal antun?
    Stanley kläffte sein Spiegelbild im Fenster an. Andy zog ihn an sich. »Sollen wir uns ein Tässchen Tee machen, Alter? Wonach steht dir der Sinn? Pfefferminz?«
    Er guckte wie ein Auto.
    Sie stand auf, streckte sich und zog den Morgenmantel enger um sich. Statt ewig zu warten, bis das Wasser im Kessel kochte, grub sie sich durch die Riesenschüssel mit Pads für Kaffee und Tee, die Max auf der Arbeitsfläche platziert hatte, und fand schließlich eins mit Kräutertee. Stopfte es in die Maschine, gab einen Schuss Milch und ein Päckchen richtigen Zucker (kein künstlicher Süßstoff mehr!) dazu, während der Tee zog, und war nach nicht mal einer Minute wieder auf der Couch.
    Emily hatte mit einer Handvoll Leuten von Runway immer noch Kontakt und verdankte ihnen zahllose Insiderinformationen – mit welchen aberwitzigen Ansinnen Miranda in letzter Zeit dahergekommen war, wen sie auf die fiese Tour gefeuert und wen sie öffentlich gedemütigt hatte. Offenbar war die Frau über die Jahre hinweg keine Spur milder oder duldsamer geworden. Assistentinnen putzte sie immer noch schneller weg als ein Steak zum Mittagessen. Sie unterstrich immer noch praktisch jeden Befehl mit Das wäre alles. Machte immer noch Tag und Nacht ihre Angestellten per Telefon zur Schnecke, weil sie keine Gedanken lesen konnten und nicht schon im Voraus wussten, was sie wollte. Bis zum heutigen Tag bekam Andy Panikattacken, wenn sie im Bus oder in einer vollen Bar einen bestimmten altmodischen Nokia-Klingelton hörte. Und nun brachte die kleine Filmszene das alles in grellen Farben wieder zurück.
    Nach jenem schicksalhaften Nachmittag in Paris hatte es Monate gedauert, bis Andy wieder durchschlafen konnte. Nacht für Nacht wurde sie wach und schnappte nach Luft, weil sie glaubte, irgendeinen Auftrag nicht richtig erledigt zu haben – sie hatte wieder mal vergessen, einen Termin in Mirandas Kalender einzutragen, oder sie zum falschen Restaurant geschickt. Seit sie von Runway weg war, hatte Andy kein einziges Heft auch nur angerührt, aber natürlich lachte ihr das Cover höhnisch entgegen, wo immer sie hinkam – im Café, beim Friseur, im Wartezimmer von Ärzten, bei der Nagel- und Fußpflege, überall. Als man ihr den Job bei Happily Ever After anbot und ihr »als Autorin jede Menge Freiheiten« in Aussicht stellte, solange sie ihre Themen vorher absprach und alles rechtzeitig ablieferte, war das für sie das Signal

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