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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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den Boden.
    Eine der Lampen war umgestoßen worden. Nicht vu jadé, sondern déjà vu. Zerrissene Bilder, zerbrochene Lampen – verdiente hier in der Gegend jemand sein Geld damit, daß er Lampen kaputt machte?
    »Sie hat alles genommen.«
    Ray hatte endlich den Kopf gehoben. Die Augen! Gott im Himmel … Das Gesicht versteinert. In den Gesichtern von Schaufensterpuppen war mehr Leben als in diesem.
    »Was genommen?« fragte Abe ungerührt, aber freundlich.
    Ray ließ den Kopf wieder auf die Knie sinken, und Hardy bemerkte, daß seine Finger sich fest um die Beine krallten. Er versuchte sich zu sammeln, sah wieder auf und blickte zu Hardy. Er wirkte nicht überrascht – er kannte ihn, konnte aber offensichtlich nicht sagen, woher.
    »Was genommen, Ray?« fragte Glitsky wieder.
    »Alles«, antwortete er. »Sie hat alles genommen.«
    »Die Versicherungssumme?« fragte Hardy.
    Ray schüttelte den Kopf, völlig in sich versunken. »Wir wollten es teilen. Das war unsere Abmachung. Wir wollten Freunde bleiben.«
    Hardy und Glitsky tauschten Blicke.
    Abe lehnte sich auf der Couch zurück. »Was ist mit dem Geld geschehen, Ray?«
    »Sie hat es sich auszahlen lassen.« Rays Augen wanderten zu der Wand mit ihren Fotos, die jetzt zur Hälfte leer war. »Sie hat es mit Ingraham geteilt. Sie haben es einfach genommen.«
    »Was uns dazu bringt …«, begann Hardy, aber Glitsky hob die Hand.
    »Wohin haben sie es gebracht, Ray?« Die Wiederholung des Vornamens klang wie eine Beschwörungsformel, die dafür sorgte, daß die Verbindung zwischen ihnen nicht abriß.
    »Sie müssen es zu Ingraham gebracht haben.« Ray begegnete Abes Blick. »In ihrer Wohnung ist nichts gefunden worden.«
    »Auf den Schlepper, meinen Sie?«
    Ray nickte.
    »War es dort, Ray?«
    Keine Antwort.
    »Ray? Waren Sie dort?«
    »Nein, war ich nicht. Ich weiß nicht einmal, wo er liegt.«
    »Vielleicht haben sie es auf die Bank gebracht«, warf Hardy ein.
    Ray wandte sich ihm zu. »Nein, ich bin zur Bank gegangen. Sie haben es sich in bar geben lassen.«
    Glitskys Augen bedeuteten Hardy, still zu sein. »Sie sind also in der letzten Woche nicht zu Ingraham gegangen? In der Nacht, in der Maxine ermordet wurde?«
    »Nein, das habe ich Ihnen doch gesagt. Nein. Ich bin nie dort gewesen.«
    »Aber Ihre Waffe war dort. Mit Ihrer Waffe wurde Maxine getötet.«
    »Auch das habe ich Ihnen gesagt. Ich habe sie ihr gegeben. Das sagte ich Ihnen doch schon …«
    Glitsky beugte sich vor und strich Ray übers Knie. »Ich weiß, Ray. Ich weiß, was Sie mir erzählt haben. Das Problem ist, daß Sie mir auch erzählt haben, Sie wären in jener Nacht allein zu Hause gewesen, und wir sind auf jemanden gestoßen, der behauptet, daß das nicht stimmt.«
    »Ihr Freund Warren«, fügte Hardy hinzu.
    Die Erkenntnis dämmerte Ray, und er starrte Hardy an. »Das letzte Mal waren Sie kein Polizist. Sie waren mit Court hier.«
    Glitsky meldete sich wieder zu Wort. »Das spielt alles keine Rolle, Ray. Wichtig ist nur, was Sie in jener Nacht getan haben, wenn Sie nicht hier waren.«
    »Ich war hier.«
    »Vielleicht sollten wir alle zusammen Warren besuchen?«
    »Nein, das können wir nicht tun!«
    »Warum nicht, Ray? Lügt er?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann nicht nachdenken.« Er legte den Kopf wieder auf seine Knie.
    »Sie müssen nachdenken, Ray«, sagte Glitsky. »Lügt Warren? Wir werden Sie alle in einem Raum zusammenbringen und unter Eid stellen, wenn Sie das wollen.«
    Rays Augen bewegten sich hektisch hin und her, von Hardy zu Glitsky, durch den Raum, als spiele er mit dem Gedanken zu fliehen.
    »Kommen Sie, Ray. Erzählen Sie’s uns einfach. Warren oder Sie – einer von Ihnen war hier. Wer?«
    »Sie können es ihm nicht sagen.«
    »Wem was sagen, Ray?«
    »Warren.« Weir schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe versprochen, daß ich es niemandem erzähle. Wir dürfen nicht.«
    Da ging Hardy ein Licht auf. »Sie waren beide hier«, sagte er. »Er auf der Treppe, und Sie waren mit Courtenay im Bett … Sie konnten ihm nicht öffnen, weil er es sonst herausgefunden hätte.«
    Ray nickte. »Er hätte den Film vielleicht nicht fertiggestellt. Er hätte gedacht, wir hätten ihn betrogen.«
    »Haben Sie ja auch«, erwiderte Hardy.
    »Nein! So war’s nicht. Court kam, um zu sehen, wie es mir geht. Sie machte sich Sorgen, weil ich so fertig war wegen Maxine. Dann haben wir ein Glas Wein getrunken und waren in bißchen benebelt und dann …« Er sah von Glitsky zu Hardy. »Sie werden es

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