Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
Vom Netzwerk:
und manchmal auch ohne zu ihm zurückflog. Er schleuderte den Ball gegen die Gesichter, vor Anstrengung aufstöhnend, stieß mit dem Ball allen Haß und Ärger von sich, damit er die Oberhand über seine Wut behielt, die Kontrolle über sich nicht verlor.
    Dido war stark, wußte aber nicht, wie man kämpfte. Louis hatte ihm die Faust gegen die Kehle gerammt und ihn zu Boden geworfen. Dann hatte er über ihm gestanden, zugesehen, wie er nach Atem rang, und erklärt, er wolle das Haus bis zum nächsten Morgen wieder weiß haben. Weil er wußte, daß die Sache mit Dido noch nicht zu Ende war, war er hierher gekommen.
    Doch das Gesicht, das er jetzt auf der Wand hinter dem Korb sah, war nicht Didos Gesicht, sondern das des anderen Staatsanwalts, Hardy, der ihm den Kuß zugeworfen hatte. Er schleuderte den Ball dagegen, ohne den krachenden Aufprall zu hören oder das Echo, das von den Rohbauten am Fuß des Hügels zurückgeworfen wurde – Hardys Gesicht, das ihn angrinste, ihn verspottete. Wieder und wieder warf er den Ball dagegen, bis ihm der Schweiß in Strömen vom Körper lief. Wieder war er im Gerichtssaal, bemühte sich wütend, zu Hardy zu gelangen, kämpfte gegen die Griffe der Bullen und später gegen die Gitterstäbe, bis seine Arme schwer wie Blei herunterhingen, unbrauchbar. Er stand im Kegel des künstlichen Lichts und war nicht mehr fähig, den Ball zu halten.
    Hardys Gesicht war noch immer dort oben und grinste auf ihn herab.

8
     
    Fred Treadwell hatte seinen gebrochenen Knöchel auf das Kaffeetischchen gebettet. Er hörte eine alte Platte von Lou Reed und fütterte Poppy, der neben ihm saß, mit kleinen Stückchen Pastete und Crackern, die er zu seinem Chardonnay verzehrte. Fast alles, was er aß, schmeckte auch Poppy, der ein sehr ordentlicher Esser war und kaum einmal einen Crackerkrümel verlor. Er wartete, bis Fred ihm den Leckerbissen vor die Schnauze hielt, dann zog er ihn langsam aus seinen Fingern. Ein Pudel war das perfekte Haustier – sauber, wohlerzogen und hübsch.
    Freddy kraulte Poppys Kopf hinter den Ohren und wurde mit einem süßlichen, trockenen Schmatzer auf seinen gestutzten Schnurrbart belohnt. Sanft gab er den Kuß zurück.
    Fred Treadwell dachte gerade daran, daß er wegen Mordes vor Gericht kommen würde, und der Gedanke erfüllte ihn mit Freude. Nicht vielen Leuten gelang es, ihren Ex-Geliebten und dessen Liebhaber um die Ecke zu bringen und ungeschoren davonzukommen, aber Fred wußte, daß er die Sache meistern würde. Er hatte sie bis jetzt auch gut gemeistert.
    Wer immer gesagt hatte, Angriff sei die beste Verteidigung, hatte zweifellos recht. Anständige Kerle wie die braven Polizeibeamten Raines und Valenti hatten einfach keine Ahnung von Politik. Im Gegensatz zu ihm und seinem Anwalt. Sein Anwalt, Manny Gubicza, war der beste.
    Brian hatte gesagt, er brauche Zeit, um über verschiedene Dinge nachzudenken. Davon, daß er einen anderen hatte, war nie die Rede gewesen, und so verlor Fred, als er die beiden im Bett erwischte, den Kopf. Das durfte Brian ihm nicht antun. Am Anfang war Brian ein Nichts gewesen, ein kleiner Schalterbeamter, Fred der Leiter der Abteilung. Er hatte Brian hochgebracht, und als er ihn schließlich zu seinem Assistenten gemacht hatte, brauchte Brian ihn nicht mehr.
    Nein, wirklich, so lief das nicht.
    Fred wußte, wo Brian seine 9mm Beretta aufbewahrte. Während die beiden fummelten und knutschten, ging er zu der Schublade und erschoß sie. Wumm, bumm.
    Dann kamen Raines und Valenti mit ihren Fragen zu ihm, wieder und wieder, und schließlich mit einem Haftbefehl, und da geriet er in Panik. Kopflos sprang er aus dem Fenster, knallte auf den Boden und brach sich den Knöchel. Aber kaum war er fünf Minuten in Gubiczas Büro, da wendete sich das Blatt.
    Noch vor zwei Wochen hatten sie wegen zweifachen Mordes gegen ihn ermittelt – zu Recht, er hatte es ja getan. Dann hatte der Fall plötzlich einen anderen Verlauf genommen, und seine Ankläger waren selbst zu Angeklagten geworden. Wie hübsch das war. Gubicza war ein Genie.
    Die Türklingel schellte. Poppy kläffte wie immer, und Treadwell stellte das Glas auf dem Tisch ab, griff nach seinen Krücken und humpelte zum Eingang.
    »Ja?« fragte er durch das Türblatt.
    »Ich möchte bitte zu Mr. Treadwell.«
    »Wer ist da?« Man konnte nicht vorsichtig genug sein, vor allem in diesen Tagen.
    »Mein Name ist Hector Medina.« Eine Pause. »Ich vertrete Clarence Raines.«
    Ich vertrete Clarence Raines …

Weitere Kostenlose Bücher