Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
Vom Netzwerk:
hat …«
    »Schön, aber falls ich zufällig eines Tages eine Leiche bin, tu mir trotzdem den Gefallen und überprüf ihn.«
    Sie verließen den Freeway in Fell/Laguna Richtung Westen. »Du weißt, Diz, wenn ich in Maxines Ehemann nicht einen so perfekten Verdächtigen hätte, würde ich sicher mehr an Baker denken. Aber ich weiß doch nicht einmal, ob Baker auf dem Kahn war.«
    »War ihr Mann dort? Weir?«
    »Nein … ich weiß es noch nicht.«
    »Klingt sehr überzeugend. Als nächstes wirst du Hector Medina befragen.«
    »Wer ist Hector Medina?«
    Hardy berichtete von Medinas Verbindung mit Ingraham und ihrem Gespräch. Glitsky dachte darüber nach. Er fuhr die Divisadero Street hinunter und steuerte Frannies Wohnung an. Er schüttelte den Kopf. »Damit sind wir wieder am Ausgangspunkt. Mit Medina habe ich das gleiche Problem wie mit Baker.«
    Hardy wußte, was kommen würde.
    »Rusty Ingrahams Leiche. Wo ist sie? Es ist erst zwei, drei Tage her. Er kann einfach geflohen sein. Er ist noch nicht einmal als vermißt gemeldet. Weir könnte Maxine getötet und auf Ingraham geschossen haben. Vielleicht hielt er ihn für tot, und jetzt liegt er irgendwo …«
    »Warum hat er mich dann nicht angerufen? Wir hatten diese Verabredung, denk daran. Damit fing die ganze Sache an.«
    »Hast du deinen Anrufbeantworter abgehört?«
    »Ja, mit der Fernabfrage, fünf- oder sechsmal. Das letzte Mal, kurz bevor du mich heute morgen abgeholt hast.«
    »Okay, er hätte dich angerufen, das gebe ich zu.«
    »Vielen Dank.«
    »Aber warum finden wir dann keine Leiche? Wir haben den Kanal abgesucht.«
    »Sie muß rausgetrieben worden sein. Hast du das überprüft?«
    »Ich weiß nicht einmal, wie ich das machen soll. Unsere Mittel sind – vor allem in letzter Zeit – ziemlich begrenzt. Du hast ja gesehen, wie schnell sie Dido heute morgen abtransportiert haben. Aber so oder so – die Strömung im China Basin scheint mir nicht stark genug zu sein. Ich bin gestern nacht dort gewesen und habe sie mir mal genauer angesehen.«
    »Was ist, wenn ich dir zeige, daß sie stark genug ist?«
    »Dann stehen die Chancen, daß Rusty tot ist, höher, und ich kann offiziell an die Sache herangehen. Für Lanier deutet ja sowieso schon alles auf Baker.«
    Vor Frannies Wohnung hielten sie an. »Bleibt eine Sache, die mir Sorgen macht«, sagte Hardy.
    »Was?«
    »Der alte Louis ist noch immer auf freiem Fuß und läuft in der Gegend herum. Er hat, wenn es nach mir geht, in den letzten Tagen alle Leute, die er töten wollte, erwischt. Mit einer Ausnahme.« Hardy warf die Autotür zu und steckte den Kopf durch das offene Fenster. »Das bin ich.«

11
     
    Hardy lag auf einer Decke, den Kopf in Frannies Schoß, und sah hinauf in den klaren blauen Himmel. Eine Freundin von ihr, Cindy Irgendwer, hatte gerade ein altes Lied von Jackson Browne gesungen, in dem es hieß, daß man seinen Kummer einfach zusammenpacken und an die Bordsteinkante stellen solle, die Müllabfuhr nehme ihn mit …
    »Schön wär’s«, sagte Hardy.
    »Ach, hör auf.« Frannie stieß ihm sachte gegen den Kopf. »So einen schönen Tag haben wir nicht oft, aber du willst ihn einfach nicht genießen, was? Das war großartig, Cindy, trotz des alten, griesgrämigen Typen hier.«
    »He, das Lied hat mir gefallen.« Hardy setzte sich auf. Der Halfter unter dem Arm störte ihn, aber er hatte keine Lust, in einer öffentlichen Anlage wie dem Golden-Gate-Park herumzulaufen und ohne Waffe auf Baker …
    Also trug er trotz des warmen Tages über seinem Hemd eine alte blau-weiße Yosemite-Windjacke, die Eddie gehört hatte.
    »Was Besseres kann man nicht machen«, sagte Cindy, »als seine Sorgen einfach zu vergessen. Was kommt, kommt sowieso.«
    Tröstlich und originell.
    »So schlimm kann es nicht sein«, entgegnete Frannie. »Seht euch um.«
    Sie waren im Shakespeare-Garten des Parks, saßen auf einer Decke vor den Resten des Mittagessens, das Cindy für Frannie herübergebracht hatte. Frannie hatte Freundinnen, die ununterbrochen nette Dinge für sie taten. So war sie. Hardy und Cindy hatten ein paar Schlucke Chianti aus der Korbflasche getrunken, Frannie trank wegen ihrer Schwangerschaft keinen Alkohol. Ein leichter Wind regte sich hoch über ihnen in den Baumkronen.
    Cindy zupfte ein paar Töne auf der Gitarre. Sie war hübsch, dachte Hardy. Nett anzusehen. Aber sie war nicht wie Frannie, nicht einmal entfernt. Die meisten Leute in Frannies Alter kamen ihm unendlich viel jünger vor als er selbst,

Weitere Kostenlose Bücher