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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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ist. Wir sind dabei, das Tropenwasser zu analysieren.«
    »Ihr habt verschiedene Sorten Wasser?«
    Pico richtete sich auf. »Du hast es ja schon gesagt – Meerwasser ist mein Leben … Kann alles mögliche sein. Probleme in der zweiten Generation, wenn wir einen gottverdammten Zyanid-Stoß abbekommen haben. Wer weiß.«
    »Zyanid?«
    Pico ging zu den nächsten Becken. »Die Fischer in den Tropen, Diz«, sagte er. »Viele von ihnen benutzen Zyanid in den Korallenriffen.«
    »Aber bringt Zyanid die Fische nicht um?«
    »Das tut es. Und das bricht mir das Herz. In hundert Jahren werden vielleicht keine Riffe mehr übrig sein. Kein Witz. Das Zyanid tötet auch die Korallen. Aber« – er hob einen Finger – »ein paar von den härteren kleinen Teufeln kommen durch, und die bringen eben ein kleines Vermögen ein. Aus diesem Grund wird so was immer noch gemacht.«
    »Von diesen Kerlen kaufst du deine Fische.«
    Pico sah ihn an. »Du meinst, wir unterstützen diesen Mist? Wir wählen unsere Lieferanten nach strengsten Maßstäben aus, aber manchmal sind eben ein paar dieser Fische dabei. Dann haben wir Engelfische mit rosa Flecken. Es ist mir ein Rätsel.«
    Sie traten in den Raum hinter Picos Büro, der Hardy am vertrautesten war. Ein riesiges, rundes Becken aus Beton erhob sich vier Fuß über den Boden, zu drei Vierteln mit Seewasser gefüllt. In diesem Becken hatten Hardy, Pico und eine kleine Gruppe von Helfern einmal viele Stunden damit verbracht, mit ausgewachsenen weißen Haien herumzulaufen. Ein weißer Hai kann nicht atmen, wenn er sich im Wasser nicht bewegt, und diese Giganten waren fast immer halbtot bei ihnen angekommen. Das Trauma, gefangen und auf ein Boot verschleppt worden zu sein, brachte sie um – einer nach dem anderen waren sie gestorben. Aber es blieb Picos Traum, der erste zu sein, der einen großen weißen Hai im Aquarium am Leben hielt.
    Die beiden Männer zogen sich hoch und setzten sich auf den Betonrand des Beckens. Pico nahm eine Zigarette aus der Hemdtasche und zündete sie an. »Aber zurück zu den Leichen«, sagte er. »Weißt du, was eine menschliche Leiche ist? Ein großer Sack voll Meerwasser.«
    »Ich glaube, deine poetische Seite liebe ich an dir am meisten«, sagte Hardy.
    »Es stimmt aber. Unter chemischen Aspekten betrachtet, ist es zu siebenundneunzig Prozent dasselbe.«
    »Okay.«
    »Demnach ist ein Körper, der im Meerwasser schwimmt, wie ein Teil des Wassers. Im Süßwasser hängt es von der Luft in den Lungen ab, ob der Körper nach oben steigt oder sinkt, davon, wie lange er im Wasser gelegen hat, und so weiter. Aber die spezifische Dichte von Salzwasser ist so hoch, daß er immer schwimmen wird. Du könntest Farbe auf die Wasseroberfläche spritzen und zusehen, wohin sie treibt. Das Ergebnis wäre das gleiche.«
    Hardy trat mit dem Fuß gegen den Beton. »Glaub’ ich nicht. Genau wie bei einer Gummimatte könnten der Wind oder ein vorbeifahrendes Boot einen Richtungswechsel verursachen. Es muß also etwas sein, das schwimmt, aber nicht an der Oberfläche.«
    Pico sagte »Aha« und sprang auf den Boden.
    »Was ist?« Hardy folgte ihm ins Büro.
    Pico griff hinter die Tür und zog einen Neoprenanzug hervor. Sie hingen immer dort – die Helfer benutzten sie, wenn sie mit den Haien ins Becken gingen.
    »Einem Körper am ähnlichsten ist ein Körper. Also zieh das an, leg dich ins Wasser und warte ab, wohin es dich treibt.«
     
    Warum wurden die Dinge nur so kompliziert? Glitsky dachte nach. Er war auf der 101 auf Höhe des Candlestick-Parks, unterwegs nach Süden, um – außerhalb der Stadt und seines Zuständigkeitsbereichs – einen ehemaligen Polizisten zu befragen, der höchstens am Rand mit einem der aktuellen Fälle in Verbindung stand. Flo hatte recht – er machte sich zu viele Gedanken, mußte jeden Stein umdrehen, um so sicher wie möglich zu sein, daß er nicht den falschen Mann erwischte …
    Einer seiner ersten Fälle … Haroun Palavi, damals seit etwa sieben Monaten als Teppichimporteur aus dem Iran in der Stadt, hatte seine Frau und die Schwiegereltern, die bei ihnen wohnten, ermordet. Wochenlang hatten die Nachbarn sie streiten und schreien gehört. Glitsky befragte Haroun, und der hatte kein Alibi – er hatte allein im Lager gearbeitet. Andere Verdächtige gab es nicht. Die Mordwaffe war übersät mit Harouns Fingerabdrücken, was er damit zu erklären versuchte, daß er aus Angst die Waffe genommen habe, als er heimgekommen sei und sie neben den Leichen

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