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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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seiner Schwiegereltern gefunden habe. Er habe gedacht, der Mörder müsse noch in der Nähe sein.
    Also nahm Glitsky Haroun fest. Er stellte weitere Nachforschungen an und fand eine Nachbarin, auch sie Iranerin, die oft mit Harouns Frau gesprochen hatte. Sie erzählte ihm, Harouns Frau habe sich nicht wohl gefühlt in diesem Land und oft den Wunsch geäußert, nach Hause zurückzukehren, denn hier ruiniere Haroun ihr Leben und das ihrer Eltern. Also nahm Glitsky an, daß sie Haroun womöglich so lange zugesetzt hatte, bis der die Nerven verloren hatte. Er verstand diese Iraner sowieso nicht, aber er wußte – oder glaubte zu wissen –, daß sie nach der Auge-um-Auge-Mentalität lebten und daß ihnen ein Menschenleben wahrscheinlich nicht besonders viel wert war. Zudem hatte Haroun sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, gut Englisch zu lernen.
    Also war Haroun vor Gericht gestellt, für schuldig befunden und wegen mehrfachen Totschlags im Affekt zu fünfzehn Jahren Haft verurteilt worden. Dazu kamen zwei Jahre wegen unerlaubten Waffenbesitzes. Drei Tage von dieser Strafe hatte er abgesessen, als sie ihn mit zerschlagenem Schädel und gebrochenem Genick auf dem Boden seiner Zelle fanden. Eine wirkungsvolle Art, sich umzubringen, dachte Glitsky: Man sprang von der oberen Pritsche mit dem Kopf voran auf den Zementboden. Nur fehlte den meisten Leuten entweder der Mut oder die Phantasie dafür.
    Das wäre das Ende des Falles gewesen, wäre nicht zwei Monate später die iranische Nachbarin ebenfalls tot aufgefunden worden. Es stellte sich heraus, daß Revi Mahnis, Harouns Geschäftspartner, das ›Nein‹ einer Frau nicht akzeptieren konnte. Im Verhör gestand er, Harouns Frau habe ihm gedroht, ihrem Mann zu erzählen, daß er ihr nachstellte. Ihm sei also nichts anderes übriggeblieben, als sie zu töten, um diese Demütigung und den Verlust seines Geschäftes zu vermeiden. Und weil ihre Eltern dabei gewesen seien, habe er auch die töten müssen.
    Das war der dunkle Fleck in Glitskys Karriere. Er hatte begriffen, daß Vorurteile und zu hastige Schlußfolgerungen einen Unschuldigen ums Leben gebracht hatten. Er war entschlossen, so etwas nie wieder geschehen zu lassen …
    Er nahm die Abzweigung San Bruno und fuhr langsam die Hauptstraße des Viertels entlang, um nach den Straßennamen zu sehen. Industriegebäude und Doppelhaushälften, die sich zwischen den Freeway und El Camino Real drängten.
    Er wollte sich nicht zu überstürzten Schlüssen treiben lassen bezüglich des Mordes an Maxine Weir, aber es ärgerte ihn doch ein wenig, daß er hier herausgekommen war, nur weil das Labor noch keine Ergebnisse geliefert und Hardy gesagt hatte, Hector Medina habe eine Verbindung zu Rusty Ingraham. Es war überflüssig. Er hatte ein echtes Mordopfer und, wenn man den Statistiken Glauben schenken konnte, den denkbar besten Verdächtigen – einen verlassenen Ehemann. Wenn er ein Buch über Mordfälle schreiben würde, würde er mit einem Kapitel über Familien beginnen. Die weiteren Kapitel würden ziemlich kurz ausfallen.
    Aber das Labor hatte noch immer keine Ergebnisse von den auf Rusty Ingrahams Schlepper gesammelten Indizien geliefert, und so hatte er noch immer keine Beweise gegen Ray Weir. Er war sicher, daß sie diese Beweise finden würden, und dann würde er hinfahren und Ray festnehmen. Er hätte vielleicht kein Geständnis, aber gute und aussagekräftige Beweise.
    Was Rusty Ingraham betraf, hätte Abe zu gern geglaubt, daß er sich vor dem eifersüchtigen Ehemann Ray Weir versteckte. Aber er mußte zugeben, daß Hardys Argument, er hätte sich bei ihm gemeldet, nicht einer gewissen Logik entbehrte. Andererseits galt Rusty, solange man nicht seine Leiche oder einen überzeugenden Grund, weshalb sie verschwunden war, gefunden hatte, offiziell nicht als tot und schon gar nicht als ermordet. Und wenn er nicht ermordet worden war, gehörte er nicht in Glitskys Aufgabenbereich. Das Leben war wirklich kompliziert.
    Er hatte Medinas Nummer aus dem Telefonbuch herausgesucht, ihn angerufen und um ein Treffen gebeten.
    »Also hat der Dürre doch geredet, ja?«
    Glitsky wußte nicht, wovon der Mann sprach. »Ich wollte Sie wegen Rusty Ingraham sprechen.«
    Gelächter. »Das auch noch. Alle Hühnchen landen auf dem Grill. In Ordnung, kommen Sie her. Ich habe nichts zu verbergen.«
    Auf den Grasflächen vor den Häusern, die ganze Straße entlang, waren Autos abgestellt, und die Auffahrten waren ölverschmiert und übersät

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