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Die Radleys

Titel: Die Radleys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig
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Blut. Ich konnte nicht aufhören. Es
     war das Blut, das Blut …«

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    STILLE
    Rowan hat den ganzen Abend in seinem Zimmer verbracht, um ein Gedicht über Eve zu schreiben, es ist aber nichts dabei herausgekommen.
    Im Haus ist es so still, fällt ihm auf. Er hört die höflichen, bemühten Stimmen seiner Eltern und ihrer Gäste nicht mehr. Dafür hört er etwas anderes.
    Einen Motor, draußen. Er späht gerade noch rechtzeitig durch die Gardinen, um zu sehen, wie der Minivan aus der Einfahrt auf die Orchard Lane schießt.
    Seltsam.
    Seine Eltern fahren niemals so schnell, deshalb fragt er sich, ob jemand den Wagen gestohlen haben könnte, zieht sein Oberteil wieder an (er hatte es ausgezogen, um drei mühevolle Liegestütze zu machen) und geht nach unten.

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    BELA LUGOSI
    Die Bäume rasen in der Finsternis vorbei, als Helen das Dorf hinter sich lässt. Sie hatte selbst fahren wollen, weil sie wusste, dass Peter ausrasten würde, sobald sie ihn ins Bild setzte, aber mit ihm auf dem Beifahrersitz beschloss sie trotzdem noch zu warten, bis sie an den letzten Häusern des Dorfes vorbeigefahren waren. Sie hatte einfach das Gefühl, es könnte so irgendwie leichter werden, weiter weg von den Häusern und den Gassen ihres neuen Lebens. Jetzt hat sie ihm gesagt, dass das Unvermeidliche geschehen ist, und er brüllt sie an, während sie versucht, ihren Blick auf die verlassene Straße vor sich zu fixieren.
    »Heilige Scheiße, Helen«, sagt er. »Weiß sie es?«
    »Nein.«
    »Und was glaubt sie, ist passiert?«
    Sie holt tief Luft, um die Einzelheiten so vorsichtig wie möglich zu formulieren. »Der Junge hat sich an sie herangemacht und sie hat ihn angegriffen. Ihn gebissen. Sie hat nur vom Blut gesprochen. Den Geschmack genossen. Sie hörte sich ziemlich wirr an.«
    »Sie hat aber nicht gesagt …«
    »Nein.«
    Peter sagt genau das, was sie erwartet hat. Und weiß, dass sie ihm diesmal beipflichten muss. »Wir müssen es ihr sagen. Beiden sagen. Sie müssen es wissen.«
    »Ich weiß.«
    Peter schüttelt den Kopf und wirft ihr einen wütenden Blick zu, den sie zu ignorieren versucht. Sie konzentriert sich einfach weiter auf die Straße, weil sie die Abzweigung nicht verpassen will, aber seine Stimme kann sie nicht ausblenden, mit der er ihr ins Ohr brüllt.
    »Siebzehn Jahre! Und jetzt sagst du ›ich weiß‹. Großartig. Spitze. «
    Peter zieht sein Handy aus der Tasche und fängt an zu wählen. Er zieht die Luft scharf ein, will reden, zögert dann aber eine Sekunde. Ein Anrufbeantworter.
    »Ich bin’s«, spricht er irgendwann auf das Band. »Ich weiß, es ist lange her.« Das ist nicht wahr. Da s kann er nicht tun. »Aber ich glaube, wir brauchen dich. Clara hat eine kleine Krise, und allein kriegen wir das nicht hin.« Er tut es tatsächlich. Er ruft seinen Bruder an. »Ruf uns bitte zurück, sobald du das hier …«
    Helen löst ihren Blick von der Straße und eine Hand vom Lenkrad, um nach dem Handy zu greifen. Beinahe landen sie an einem Baum.
    »Was zum Teufel machst du da?« Helen drückt die Taste mit dem roten Hörer. »Du hast versprochen, ihn nie mehr anzurufen.«
    »Wen?«
    »Du hast Will angerufen!«
    »Helen, es gibt eine Leiche. Mit solchen Sauereien können wir nicht mehr umgehen.«
    »Ich hab den Spaten dabei«, sagt sie und weiß selbst, wie lächerlich sich das anhört. »Wir brauchen deinen Bruder nicht.«
    Ein paar Sekunden schweigen sie, erreichen dann die Abzweigung und fahren weiter.
    Will! Er hat Will angerufen!
    Und das wirklich Schwierige daran ist, dass sie weiß, dassPeter das absolut vernünftig findet. Die Straße wird schmäler und die Bäume kommen näher, scheinen sich fast zu verneigen, wie Gäste mit verrückten Hüten auf einer mitternächtlichen Hochzeit.
    Oder Beerdigung.
    »Er könnte die Leiche hier rausfliegen«, sagt Peter nach einer Weile. »Er könnte in zehn Minuten hier sein. Er könnte das hier richten.«
    Helens Hand umklammert das Lenkrad mit neuer Verzweiflung.
    »Du hast es versprochen!«, erinnert sie ihn.
    »Ich weiß, dass ich es versprochen habe«, sagt Peter zustimmend. »Wir haben uns alles Mögliche versprochen. Aber das war, bevor sich unsere Tochter wie Bela Lugosi bei irgendeiner Party auf einem brennenden Acker an irgendeinem Knaben vergriffen hat. Ich weiß sowieso nicht, warum du ihr überhaupt erlaubt hast, da hinzugehen.«
    »Sie hat dich gefragt und du hast nicht zugehört!«
    Peter kehrt zu seinem ursprünglichen Thema zurück.
    »Er

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