Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Radleys

Titel: Die Radleys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig
Vom Netzwerk:
sich Hunde und Affen so fühlen, im Labor, wenn sie plötzlich merken, dass die Wissenschaftler ihnen gar nicht helfen wollen.
    »Bitte«, presst sie hervor, »lass mich einfach allein.«
    Das scheint ihn zu kränken, als ob sie ihn absichtlich verletzen wollte. »Ich weiß, dass du mich magst. Du musst dich nicht verstellen.«
    Verstellen.
    Das Wort schwirrt ihr durch den Kopf und wird zu einem bedeutungslosen Geräusch. Sie ist sich sicher, dass sie spürt, wie sich die Erde um ihre eigene Achse dreht.
    Sie versucht, klar zu sehen.
    Da ist eine einsame Straße hinter dem Feld.
    Eine Straße, die nach Bishopthorpe führt.
    Zu ihren Eltern.
    Nach Hause.
    Weg von ihm.
    Sie muss anrufen. Sie muss, sie muss, sie muss …
    »Verfluchte Scheiße.«
    Sie hat ihm auf die Joggingschuhe gekotzt.
    »Die sind neu!«, sagt er.
    Sie wischt sich den Mund ab und fühlt sich ein bisschen normaler.
    »Entschuldigung«, sagt sie. Jetzt realisiert sie, wie schutzlos sie ist, so weit weg von der Party und nicht nah genug an der Straße.
    Mit neuer Zielstrebigkeit geht sie an ihm vorbei, über das abfallende Gelände auf die Straße zu. Aber er folgt ihr immer noch.
    »Ist halb so schlimm. Ich verzeihe dir.«
    Sie ignoriert ihn und will erneut die Nummer ihrer Eltern wählen, vertippt sich aber aus Nervosität und landet bei den Einstellungen statt der Adressliste.
    Er holt sie ein. »Es macht nichts, hab ich gesagt.«
    Seine Stimme hat sich verändert. Er hört sich wütend an, obwohl er die Worte in ein Lachen packt.
    »Mir ist schlecht. Lass mich einfach in Ruhe.«
    Sie klickt das Adressbuch an. Da ist sie, die Nummer, leuchtet ihr mit beruhigender Präzision vom Display entgegen. Sie drückt die Ruftaste.
    »Ich mache, dass es dir besser geht. Komm schon, ich weiß, dass du mich magst.«
    Sie hält das Telefon an ihr Ohr. Es läutet. Clara betet bei jedem mechanischen Trillern, dass ihre Eltern abheben. Aber nach drei oder vier Ruftönen ist das Telefon nicht mehr in ihrer Hand. Er hat es ihr brutal weggerissen. Er schaltet es aus.
    Jetzt ist die Lage ernst. Obwohl es ihr sehr schlecht geht, merkt sie, dass der Witz bösartiger wird. Sie ist ein Mädchen und er ist ein Junge, der doppelt so schwer ist wie sie und mit ihr machen kann, was er will. Fünf Kilometer weiter,denkt sie, betreiben ihre Eltern beim Abendessen mit den Felts höfliche Konversation. Fünf Kilometer haben sich noch nie so weit angefühlt.
    »Was hast du vor?«
    Sie sieht ihr Mobiltelefon in seiner Jeans verschwinden. »Ich hab dein Handy. Scheiß Samsungteil.«
    Er ist ein Kind. Er ist ein zum Monster aufgeblasener Dreijähriger.
    »Bitte gib es mir. Ich muss meine Mum anrufen.«
    »Es steckt in meiner Hosentasche. Komm und hol es dir.«
    »Gib es mir bitte einfach zurück.«
    Er kommt näher. Legt seinen Arm um sie. Sie versucht, sich zu wehren, aber er wendet mehr Kraft an, verstärkt seinen Griff. Sie riecht den Alkohol in seinem Atem.
    »Ich weiß, dass du scharf auf mich bist«, sagt er. »Eve hat Toby gesagt, dass du scharf auf mich bist.«
    Claras Herz macht einen Satz und fängt panisch an zu rasen. »Bitte«, sagt sie ein letztes Mal.
    »Scheiße, was ist los? Du warst es doch, die mich vollgekotzt hat. Du bist genauso irre wie dein Bruder.«
    Er versucht, sie zu küssen. Sie dreht den Kopf weg.
    Seine Stimme fällt über sie her, hart wie Stein. »Was denn, bin ich dir nicht gut genug? Für dich bin ich immer noch gut genug.«
    Sie schreit jetzt um Hilfe, während sein Arm sie festhält und sich seine Hand an den Körper presst, mit dem er sich vergnügen will.
    »Hilfe!«, schreit sie noch einmal, den Kopf in die Richtung gedreht, aus der sie gekommen ist. Die Worte erreichen nur Kühe, die sie mit der gleichen Angst beobachten, die sie selbst empfindet. Harper ist jetzt ebenfalls in Panik. Sie sieht es, an seinem Gesicht, an seinem erbitterten Lächeln undden angstvollen Augen. Unfähig, sich etwas Besseres auszudenken, legt er ihr die Hand auf den Mund. Ihre Augen finden die Straße. Keine Autos. Niemand in Sicht. Sie schreit hinter seiner Hand, aber mehr als gedämpfte Verzweiflung, die auch die Kühe nicht hören können, dringt nicht durch. Der Laut führt dazu, dass er fester zudrückt, bis ihr Kiefer schmerzt.
    Er presst sich von hinten gegen ihre Beine, in ihre Kniekehlen, und zieht sie zu Boden.
    »Besser als ich bist du jedenfalls nicht«, sagt er und erstickt ihre Schreie noch immer mit der Hand. »Ich werd’s dir zeigen!« Sein ganzes

Weitere Kostenlose Bücher