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Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)

Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)

Titel: Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tyler Hamilton
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schon, zeig mir, was du drauf
hast. Es war unsere alte Dynamik: Er provoziert, ich halte dagegen. Immer noch da, Mann.
    Über Lance’ rechte Schulter hinweg sehe ich das kleine runde Gesicht
einer schwarzhaarigen Frau um die fünfzig auftauchen: Jodi Larner, die
Miteigentümerin des Restaurants. Sie hatte dieses Aufeinandertreffen durch
ihren Anruf bei Lance ja erst herbeigeführt, und nun dachte sie wohl, es sei
Zeit für ihren Auftritt. Sie beugte sich vor und zeigte mit dem Finger auf
meine Brust.
    »Sie sind in diesem Restaurant nicht mehr willkommen«, sagte Larner.
»Sie werden dieses Restaurant … in … Ihrem … ganzen … Leben … nicht mehr betreten!« Dabei sah sie Lance an, Zustimmung heischend.
Er nickte. Und sie schaute drein, als wollte sie vor Genugtuung vergehen.
    Meine Gedanken wirbelten durcheinander. Eine Erkenntnis setzte sich
allmählich fest: Ich musste diesen Auftritt dokumentieren, also bat ich Larner
um ihre Karte. Ich entschuldigte mich für die mutmaßliche Störung und gab mir
alle Mühe, höflich zu bleiben. Dann wandte ich mich an Lance.
    »Hör mal, wenn du diese Unterhaltung fortsetzen willst, kann ich
einen meiner Freunde dazubitten. Er wird kein Wort sagen.«
    »Scheiß drauf«, war Lance’ Antwort. »Das interessiert doch
niemanden.«
    Lance hatte alles gesagt. Er war seine Botschaft losgeworden, hatte
seine Entourage beeindruckt und es mir so richtig gezeigt – Auftrag
erfüllt. Er würde nicht mit mir zusammenarbeiten, jeder Versuch in dieser
Richtung war sinnlos. Ich wandte mich ab, um zu unserem Tisch zurückzugehen.
Doch zuvor machte ich noch einen Schritt nach links, dorthin, wo Lance’
Freundin Anna saß. Sie sah zur Bar hin, den Oberkörper ein Stück weit Lance
zugewandt, und starrte geradeaus. Sie wirkte traurig, als wünschte sie sich,
dass dies alles vorbeigehen möge.
    »Hey, das alles tut mir wirklich leid«, sagte ich. Anna zeigte ein
kaum merkliches Nicken. Ich sah, dass sie mich verstanden hatte.
    Innerlich zitterte ich, als ich an unseren Tisch zurückging. Mein
Freund Jim sagte mir später, ich sei bleich wie ein Gespenst gewesen. Als ich
ihm erzählte, was gerade passiert war, dachte er zuerst, ich machte Witze. Dann
berichtete ich den anderen am Tisch, was vorgefallen war. Wir beendeten unsere
Mahlzeit, bestellten noch Kaffee und Nachtisch, sahen aber nicht zur Bar
hinüber. Ich wusste, Lance würde nicht vor uns gehen. Er würde, wenn nötig, die
ganze Nacht hier verbringen. Er musste schließlich gewinnen. Wir blieben noch
eine Dreiviertelstunde. Ian bezahlte die Rechnung, und dann gingen wir.
    Neun Tage später betrat ich in Denver das Amtsgebäude einer
Bundesbehörde und gab via Telekonferenz vor Staatsanwalt Doug Miller und zwei
Ermittlern eine eidesstaatliche Erklärung zu dieser Begegnung ab. Ich
berichtete, was geschehen war, und nannte die Namen mehrerer Zeugen an der Bar.
Die Ermittler zeigten Interesse. Sie hatten eine Menge Fragen zu der Person,
die den Kontakt initiiert hatte, zu dem, was Lance gesagt und wie er es gesagt
hatte. Sie meinten, sie würden sich wieder bei mir melden.
    Wochen und Monate vergingen, und ich gab mir Mühe,
äußerlich gelassen zu bleiben, aber in Wahrheit wollte ich, dass jetzt Anklage
erhoben wurde. Nach dem Vorfall im Cache Cache wollte ich, dass die Menschen
(und ganz besonders meine Familie) die Wahrheit hörten; und ich wollte
entlastet werden. Novitzky hatte mir gesagt, es werde schon recht bald so weit
sein. Aber die Wochen und Monate vergingen, und alles blieb ruhig.
    Es war aber nicht so, dass nichts geschah – ganz im Gegenteil. Die
Ermittlungen gingen weiter. Novitzky und Miller bedienten die Hebel des
Bulldozers, die Grand Jury lud weitere Zeugen vor, mehr Beweise wurden
gesammelt. Nach meinem Verständnis bestand das Problem nicht darin, dass es zu
wenig potenzielle Beweise gab, sondern dass ein Überangebot herrschte: Aussagen
der Teamkameraden und des Teammanagements, Steuersachen, Urinproben, etwaige
Geldüberweisungen an Ferrari und so weiter. Ich konnte mir nicht vorstellen,
wie lange das wohl dauern würde. (Der Fall Barry Bonds, bei dem es nur um
simplen Meineid ging, hatte sich schon sechs Jahre hingezogen.)
    Ich führte mein Leben weiter. Im August, drei Monate nach der
Sendung des 60   Minutes -Berichts, tat ich etwas, was
ich schon lange nicht mehr getan hatte: Ich verfolgte ein Radrennen als
Zuschauer. Die USA -Pro-Cycling-Challenge führte an
Boulder vorbei, und viele amerikanische

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