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Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)

Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)

Titel: Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tyler Hamilton
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USADA ), weil ich bei den Olympischen Spielen
fahren wollte und befürchtete, es könne verdächtig wirken, wenn ich ablehnte.
Die Tests wurden vierteljährlich durchgeführt, um Bezugswerte zu ermitteln;
dazwischen gab es nur vereinzelte Trainingskontrollen. Doch wir mussten uns
darauf einstellen. Vor der Rennsaison von 2000 bat ich Lance einmal, mir per
Express ein bisschen EPO von Austin nach Marblehead
zu schicken, damit meine Blutwerte beim vierteljährlichen Test nicht zu sehr
aus dem Rahmen fielen. (Ich vermutete, es könne womöglich auffallen, wenn mein
Hämatokritwert von 39 auf 49 hochschnellte.)
    Die USADA sprach von »unangekündigten«
Drogentests, aber normalerweise kamen sie nicht besonders überraschend. In
Girona waren wir automatisch im Vorteil, weil die Organisation eine Person schickte, die sämtliche Girona-Profis testete.
Wer als Erster getestet wurde, warnte per Telefon sofort alle seine Freunde
(siehe Tipp 2); die Nachricht verbreitete sich schnell. Wenn man also noch im
roten Bereich war, konnte man Gegenmaßnahmen ergreifen.
    Die Trainingskontrollen waren recht leicht zu umgehen. Die
Kontrollbehörden arbeiten mit einem sogenannten »Whereabouts«-Programm: Man
sollte die Behörde jederzeit über seinen Aufenthaltsort informieren. Wenn man
es nicht tat, bekam man Strafpunkte, sogenannte »Strikes«. Drei Strikes
innerhalb von 18   Monaten führten zu Sanktionen – zumindest in der Theorie –,
aber niemand wusste, ob diese Regel vor Gericht Bestand haben würde. Ein Trick
bestand darin, dass man sich in den Whereabouts-Formularen möglichst vage
ausdrückte (ich schrieb meist »Straßentraining, östliches Massachusetts,
südliches New Hampshire, im Umkreis von 100 Meilen um Marblehead,
Massachusetts«). Oder man änderte seine Pläne im letzten Moment, sodass die
Behörde nie sicher war, wo genau man sich aufhielt. Wenn alles nichts half,
ging man einfach nicht an die Tür, wenn der Tester auftauchte und die
Möglichkeit bestand, dass man positiv getestet wurde.
    Der absolute Albtraum war es, wenn der Tester sich zum falschen Zeitpunkt
an einen heranschlich. Geschichten davon machten die Runde: Bei einem Fahrer
hatte sich ein Tester in der Garage versteckt, ihn überrascht und prompt
hochgehen lassen. Ich hatte gehört, dass ein Tour-Teilnehmer mehrere Spiegel
rund um seine Haustür installiert hatte, um so heimlich überwachen zu können,
wer kam und ging. Es klingt nach Paranoia, aber für uns war es einfach nur
praktisch gedacht. Ich überlegte, in meiner Wohnung in Girona eine Hintertür
einbauen zu lassen, um unauffällig kommen und gehen zu können, und verbrachte
so wenig Zeit wie möglich vor meiner Haustür, wo ein Tester mir auflauern
konnte. Ich kam vom Training immer den Hügel hinab zurück und sauste die Straße
hinunter, die Sonnenbrille auf der Nase. Ich hatte den Hausschlüssel immer
schon in der rechten Hand, um ihn schneller benutzen zu können. Für mich war
unsere Wohnung in Girona wie Batmans Höhle: Sobald ich drin war und die Tür
hinter mir geschlossen hatte, war ich in Sicherheit.
    Fahrer, die mit ihrer Freundin oder Frau zusammenlebten, waren klar
im Vorteil: Sie hatten einen persönlichen Späher, der Tester abwimmeln oder an
ihrer Stelle mit ihnen reden konnte. Haven und ich hatten eine Art
Zeichensprache entwickelt. Wenn es unerwartet an der Tür klingelte, nahm sie
Blickkontakt mit mir auf und fragte: »Bist du im grünen Bereich?« Meine Antwort
lautete fast immer: »Ja, alles klar.«
    Gegen Ende des Jahres 2000, kurz nachdem Haven und ich ein Haus in
Marblehead gekauft hatten, klingelte es an unserer Tür. Haven sah mich an, und
dieses Mal schüttelte ich den Kopf. Es war kein guter Zeitpunkt. Ich hatte erst
kürzlich Testosteron genommen (mein behandelnder Arzt meinte, mein
Testosteronspiegel sei niedrig, ich hatte es verschrieben bekommen, aber
vielleicht wäre es trotzdem zu einem positiven Testergebnis gekommen).
    »Mister Hamilton? Ich komme von der USADA ,
um einen Dopingtest durchzuführen.«
    Haven und ich sahen uns einen Moment lang an. Dann warfen wir uns
gleichzeitig auf den Boden und lagen bäuchlings auf den Fliesen unseres neuen
Küchenbodens.
    »Hallo? Ist jemand zu Hause?«
    Wir krochen über den Boden und ins sichere Wohnzimmer, während der
Tester weiter an die Tür klopfte. Für heute waren wir ihn losgeworden. Ich
frisierte mein Whereabouts-Formular, trank tonnenweise Wasser und pinkelte
viel. Dann, als ich sicher sauber war, ging

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