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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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einigen fehlte die Mannschaft.
    Hethor zählte bei Sonnenuntergang Arellya und dreiundfünfzig junge Männer des vergessenen Volk es.
    »Wenn wir wieder zu Hause sind«, sagte einer der Männer, »werde ich aus dem Großen Salzfluss eine Geschichte machen.«
    Arellya lachte. »Wir werden gemeinsam diese Geschichte machen. Unser aller Geschichten werden miteinander verflochten, wie ein guter Unterschlupf.«
    Hethor saß an diesem Abend schweigend da. Er war trotz seines Versprechens gegenüber Arellya traurig und drehte die goldene Tafel hin und her, während das vergessene Volk verschiedene Versionen ihrer möglichen Geschichte ausprobierte. Sie aßen Larven und junge Triebe, die sie roh aus dem Sumpf geholt hatten, und pfiffen und klickten bis tief in die Nacht.
    »Solange Gott lebt, lebt die Welt«, sagte Hethor leise zu sich selbst. Ihm war nicht nach ungekochten Larven zumute, und so entfernte er sich von den anderen, um einige junge Triebe am Strand zu essen, die sternenbeschienenen Wellen zu betrachten und über die Tafel nachzudenken.
    Was hatte zu bedeuten, dass die Räder der Zeit abliefen?
    Waren die Erdbeben die Albträume Gottes?
    Oder Zeichen seiner Ohnmacht?
***
    Am nächsten Tag mussten sie sich durch Dschungel und Schlamm kämpfen und anschließend zwei Meilen Morast durchschwimmen, indem sie sich an Treibholz festklammerten. Schließlich erreichten sie den Sandstrand am Fuße des Leuchtturms. Es war ein Wunder, dass sie es alle geschafft hatten, denn Hethor war davon ausgegangen, erneut Krokodilen zu begegnen.
    Der Leuchtturm selbst war ein Gebäude von gigantischen Ausmaßen. Hethor hatte so etwas nur auf phantasievollen Gemälden gesehen, auch wenn der Turm eine gewisse Ähnlichkeit mit William of Ghents Tempelfestung aufwies. Das Gebäude schien in festem Gestein errichtet worden zu sein, war etwa fünfzig Meter hoch und sechseckig im Querschnitt. Der Sockel verschwand im Sand wie eine Dolchklinge in ihrer Scheide und verriet nichts darüber, wie das Fundament beschaffen war. An der Spitze verliefen die sechs Wände nach außen, um den Mechanismus aufzunehmen, der das Licht produzierte. Die gesamte Struktur war fugenlos und in einem einheitlichen dunklen Braunton gehalten. Hethor konnte weder Türen noch Fenster erkennen.
    »Werden die Hütten deines Dorfes so gebaut?«, fragte ihn Arellya. Im Gegensatz zu Hethor schien sie vom Leuchtturm nicht sonderlich beeindruckt zu sein.
    »Überhaupt nicht«, sagte Hethor. »Um ehrlich zu sein, es übersteigt meine Vorstellungskraft.«
    Sie lächelte süß. »Das halte ich für unwahrscheinlich.«
    Hier muss eine mächtige Spezies leben, dachte Hethor, wenn sie so etwas erschaffen kann.
    Es war, als würde er Plato lesen, der von Atlantis berichtete.
    Hinter dem Leuchtturm zog der Strand sich noch ungefähr eine Meile hin, bevor er einen Wellenbrecher und eine Stadtmauer erreichte. Sowohl Mauer als auch Wellenbrecher waren ebenfalls aus dem glatten, ebenen braunen Stein gefertigt – in einer Größenordung, die für die Bedürfnisse normaler Menschen viel zu gewaltig waren.
    Obwohl die Mauer senkrecht gebaut war und die Turmsockel dahinter verdeckte, hatte der Wellenbrecher schräge Seiten. Nach einiger Verwirrung wurde ein Trupp losgeschickt, um Ranken und Stöcke für eine Leiter zu besorgen. Sobald das erledigt war, kletterten Hethor und seine Truppe den Wellenbrecher hinauf, um ihren ersten ungehinderten Blick auf die Stadt zu werfen.
    Es gab mehrere Mauerringe und Mauern innerhalb von Mauern, die nur teilweise zu sehen waren, weil zwischen ihnen hohe Bogentore standen. Die Türme waren in ihrer Struktur dem Leuchtturm ziemlich ähnlich und reckten sich gen Himmel. Auf einigen von ihnen standen mechanische Modelle des Sonnensystems oder große Messingräder, die offensichtlich Gottes Design für das Universum nachahmten.
    Die Türme innerhalb dieser Mauern besaßen Fenster, wenn auch nur wenige und in großen Abständen. Sie sahen aus, als hätten riesige Kinder aus riesigen Blöcken etwas zusammengesetzt, nicht wie die Konstruktion eines normalen Menschen.
    Nur der Hafen wirkte vertraut. Im Schutz des Hafenbeckens lagen ein Dutzend Segel- und Dampfschiffe vor Anker, und es gab drei Luftschiffankermaste. Einer der Maste war belegt, aber das Luftschiff wirkte auf Hethor völlig fremd. Der Tragkörper war sehr dünn und breit und hatte etwas von einem Mantarochen. Der Rumpf darunter schien ähnlich dünn und breit zu sein. Es ankerte friedlich am Mast,

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