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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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aber Hethor ging angesichts der Form des Luftschiffes davon aus, dass es sehr schnell war. Ihm fiel auch auf, dass es im Gegensatz zur Bassett keine Steuerräder oder Leesegelspiere hatte.
    Er war aber nicht wegen der Schiffe hier. Er war hier, um Simeon Malgus zu finden. Hethor drehte sich zu Arellya und den anderen Angehörigen des vergessenen Volkes um, die sich hingesetzt hatten und über den Wellenbrecher auf den Hafen und die Stadt schauten.
    »Wir sind gestorben«, sagte einer der Männer. »Dies ist ein Ort jenseits der Welt.«
    »Ich hätte mir niemals ein so großes Dorf vorstellen können«, sagte ein anderer.
    »Oder Steine von einer solchen Größe«, sagte ein Dritter.
    »Diese Stadt hier ist so groß wie die Städte der Menschen von jenseits der Mauer, von wo ich herkomme«, sagte Hethor. Die Sprache des vergessenen Volkes kannte kein Wort für die Nördliche Hemisphäre. »Aber das hier sind immer noch Menschen. Ich werde in diese Stadt hineingehen und nach dem Führer suchen, den ich verloren habe, bevor ich auf euch getroffen bin.«
    »Du könntest dein ganzes Leben damit verbringen, diese Hütten zu durchsuchen«, sagte Arellya.
    »Das stimmt schon.« Hethor wollte sich deswegen keine allzu großen Gedanken machen. »Aber ich glaube, es wird einfacher sein. Ich habe ihn schon einmal gefunden, oben auf der Mauer.«
    »Und du behauptet, dass er der Führer ist?«
    Irgendetwas an der Logik des vergessenen Volkes war gefährlich, fand Hethor. »Lasst uns aufbrechen.«
    »Das ist wirklich der Steinweg«, sagte jemand aus dem vergessenen Volk. »Das ist er«, murmelten sie alle.
***
    Es war nicht schwer, in die Stadt zu gelangen. Obwohl die Mauern hoch und steil waren, waren sie unbewacht. In den Torhäusern fehlten gar die Torflügel, sodass sie nicht verschlossen werden konnten. Dieses Volk hatte keine Angst, stellte Hethor fest. Vielleicht waren die Mauern einfach nur da, weil einige der Bewohner glaubten, dass eine Stadt Mauern haben sollte . Sie waren nur Dekoration für diese Metropole.
    Der Wellenbrecher führte sie zu einer Prachtstraße, die durch eines der leeren Torhäuser verlief; dann trafen Hethor und seine Begleiter aus dem vergessenen Volk auf die Stadtbewohner.
    Diese Wesen waren sehr groß, über zwei Meter, hatten Beine wie Störche, dünne Arme und magere Körper. Ihre Haut war kaffeedunkel, und ihre Gesichtszüge waren einzigartig und ähnelten keiner Spezies, die Hethor je zuvor gesehen hatte. Ihre Nasen waren lang und liefen spitz zu, ihre Ohren hatten riesige Ohrläppchen, und ihre Augenbrauen wölbten sich so weit vor, dass man glauben konnte, ihre Besitzer gingen stets nachdenklich durch die Welt.
    Sie alle trugen Stoffe in hundert verschiedenen Farbtönen. Jedes Gewand und jede Schärpe und jede Bluse war so bunt, dass ein Regenbogen vor Neid erblassen würde. Die meisten Farben bereiteten dem Betrachter Schmerzen, denn farblich unpassende Zusammenstellungen trafen auf widersprüchliche Schattierungen und Nuancen. Es gab Tierfelle und Ketten und weitere Accessoires; außerdem trugen die meisten ein Weihrauchgefäß und einen Stab.
    Hethor sah einen Stadtbewohner mittlerer Größe, der sich ein weißes Gesicht gemalt hatte und eine zerzauste Tunika trug. Er wirkte wie ein Clown und führte eine Ziege an einer Leine spazieren. Auch andere Stadtbewohner führten Tiere umher. Vielleicht waren es ihnen dienstbare Geister.
    Jeder Mann war ein Hexenmeister, jede Frau eine Hexe. Was sonst konnten sie sein? Nicht einer von ihnen schien Hethor oder das vergessene Volk zu bemerken, aber das geschah anscheinend nicht aus Überheblichkeit oder Gleichgültigkeit – sie wichen ihnen nur aus, ohne Blickkontakt herzustellen, und niemand blieb stehen, um sie zu fragen, was sie hier wollten.
    Hethor konnte sich nicht einmal vorstellen, mit einer Horde kleiner, haariger, Speere tragender Menschen durch New Haven oder Boston zu ziehen. Es gäbe einen Tumult, oder sie würden verhaftet oder beides, und das in kürzester Zeit. Aber an diesem Ort waren sie nicht viel mehr als Geister.
    Das Seltsamste aber war, dass das klickende Geräusch der Zahnräder, das Hethor seit seiner Taubheit wahrnehmen konnte, bei diesen Zauberwesen überwältigend laut war. Beim vergessenen Volk hörte er diese innerlichen Geräusche nur, wenn ihn starke Emotionen zu überwältigen drohten und seine Sinne aufs Äußerste angespannt waren, oder kurz bevor er in die Traumwelten seines Schlafes eintauchte. Jede Hexe und

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