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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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gelegentlich Frauen – zusammensetzt, die mir zur Seite stehen, um unauffällig Aufgaben für den Vizekönig zu erledigen. Bestimmte Regierungsangelegenheiten überlässt man besser nicht den jüngeren Männern aus mächtigen Adelshäusern, die Mutter England uns immer wieder schickt, damit sie ihre Schande tilgen können.« Phelps’ Augen blitzten auf. »Haben Sie in letzter Zeit vertraulich mit einer Frau gesprochen, junger Meister Hethor?«
    »Ich ... woher wissen Sie meinen Namen?«
    »Meine Sonderheit«, sagte Phelps. »Zumindest eine von ihnen hat Sie sehr ernst genommen. Die Nachricht hat mich erreicht, zusammen mit Ihnen, obwohl Ihre Geschichte, wie sie mir zu Ohren gekommen ist, jeden Rationalhumanisten in schallendes Gelächter ausbrechen ließe, sollte er sie zu Gehör bekommen. Ich darf an dieser Stelle hinzufügen, dass der Rationalhumanismus am Hofe des Vizekönigs in diesem Jahr sehr beliebt ist. Sie sprechen wesentlich häufiger von Uhrmachern als von Gott.«
    »Ich bin ein Uhrmacherlehrling«, sagte Hethor. »Ich habe dem Vizekönig etwas mitzuteilen.« Seine nächsten Worte überlegte er sich gut. Phelps war seine letzte Chance, dessen war er sich bewusst. »Es handelt sich um eine sehr wichtige Angelegenheit.«
    »Dann erzählen Sie es mir«, sagte Phelps mit leiser, aber eindringlicher Stimme. »Ich höre viel im Auftrag des Vizekönigs. Und manchmal erledige ich viel in seinem Auftrag. Sehr selten spreche ich auch in seinem Auftrag.«
    Hethor hatte keine andere Wahl – nicht in einer Gefängniszelle im Keller des Unterhauses von Massachusetts. Außerdem hatte Bibliothekarin Childress ihm diese Möglichkeit verschafft.
    Also berichtete Hethor, wie der Erzengel Gabriel ihn aufgesucht hatte. Im weiteren Lauf der Vernehmung erzählte er alles, was er getan hatte, und berichtete von Pryce Bodean und der Bibliothek, von seiner Vertreibung und der Reise nach Boston.
***
    »Ein anderer Mann hätte um Vergebung gebeten«, sagte Phelps und goss sich den Rest des Zitronensafts in ein anderes Glas.
    »Ich habe nichts Unrechtes getan«, beharrte Hethor. Mit jedem Wort seines Berichts war ein wenig von seiner Wut zurückgekehrt. Der kleine Raum, nur von einer Kerze auf Phelps’ Tisch erhellt, wirkte wesentlich bedrückender und heißer als noch zu Tagesbeginn.
    »Jeder Ankläger wirft dem Schuldigen ein ›Unrecht‹ vor.« Phelps nahm einen Schluck von dem Zitronensaft und verzog angewidert das Gesicht. »Würden Sie Ihre Lordschaft als Lügner bezeichnen, könnten Sie von Glück sagen, wenn man Sie nur auf der Stelle auspeitschen ließe. Gleiches gilt, würde Ihre Lordschaft Sie als Lügner bezeichnen. Tatsachen sind dabei nicht von Belang.«
    »Das habe ich schon gemerkt«, unkte Hethor und wünschte Pryce Bodean die Pest an den Hals. »Es war aber meine Pflicht.«
    »Und Ihr Zerwürfnis hat Sie hierher geführt.« Phelps machte eine unbestimmte Geste und ließ den Blick durch den Raum schweifen. »Die Meilen zwischen Ihnen und dem Vizekönig haben sich verringert, aber im Augenblick ist Ihnen die Freiheit genommen. Ich muss Ihnen eine Frage stellen, Meister Hethor.«
    »Einfach nur Hethor. Ich bin keines Mannes Meister. Was wollen Sie wissen?«
    »Ich für meinen Teil halte Sie für ehrlich. Sie glauben an die Geschichte, die Sie erzählen. Trotzdem will ich im Augenblick nicht entscheiden, ob Ihre Geschichte, für sich selbst gesehen, tatsächlich der Wahrheit entspricht. Ich werde Ihnen aber die Wahl lassen. Möchten Sie Ihre Geschichte dem Vizekönig persönlich übermitteln – so abgerissen und misshandelt, wie Sie zurzeit aussehen? Oder möchten Sie die Geschichte einem Sekretär erzählen, Unterricht in gutem Benehmen erhalten und Ihren Bericht in ein paar Wochen von einem zuvorkommenden Gentleman bei Hofe übermitteln lassen? Selbstverständlich in Ihrem Beisein, wie es sich geziemt, jedoch mit seiner tatkräftigen Unterstützung.«
    Der bloße Gedanke, geschniegelt und gestriegelt zur Schau gestellt zu werden, verursachte Hethor eine Gänsehaut. Pryce und Faubus hatten ihm erst vor Kurzem eine Abneigung gegenüber allen Gentlemen und ihren Taten eingebläut. Außerdem lag es an ihm, von Gabriels Besuch und der Warnung des Erzengels bezüglich des Schlüssels der Ewigen Bedrohung zu berichten.
    »Nein, ich muss es selbst tun«, sagte er, »und auf die Weisheit des Vizekönigs vertrauen, mein schlichtes Äußeres zu durchschauen.«
    »Schlichtes Äußeres ist noch untertrieben«, sagte Phelps

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