Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring
Angebot angenommen und sich mit viel Puder die notwendige Anonymität verschafft.
Der Vizekönig nahm auf einem Mahagonistuhl Platz, dessen schlichte Gestaltung mehr als nur ein Understatement war. Die eitlen Gentlemen setzten sich wie ein Mann, wieder begleitet von Rascheln und Husten, und ließen Hethor erneut aus der Menge hervorstechen wie Unkraut in einem Rosenbeet.
Der Vizekönig schenkte Hethor ein strahlendes Lächeln, kniff jedoch die Augen zusammen, als ein weiterer Mann hinter ihm das Podium betrat. Er war groß gewachsen, größer als jeder andere im Raum, hatte eiskalte Augen und rotbraunes Haar; seine Gesichtszüge erweckten den Eindruck, er könnte mit Phelps verwandt sein. Hethor begriff, dass es sich um den Zauberer William of Ghent handeln musste. Der Berater hatte eine Vorliebe für ein geistliches Erscheinungsbild und trug daher einen schwarzen Priesterrock mit hohem Kragen, aber sein Gang war der eines Königs.
Und er stellte sich hinter den Vizekönig, ohne dass jemand Einwand erhoben hätte. Selbst Hethor erkannte, dass Williams Position auf großem Vertrauen und Einfluss basieren musste.
Der Vizekönig hatte sein strahlendes Lächeln nicht abgelegt und deutete auf Hethor. »Majordomus, wer bringt den Ablauf meiner heutigen Morgensitzung durcheinander?«
»Ein gewisser Hethor Jacques«, rief Phelps lauthals, »ein Lehrling der Treuen Bruderschaft der Horologen und Zeitmesser, der in eigener Verpflichtung aus New Haven hierher gekommen ist, um Ihre Lordschaft um Rat zu bitten.«
»Aha«, sagte Ihre Lordschaft. Einen Augenblick später deutete er mit einem Finger über seine Schulter.
William of Ghent trat an den Vizekönig heran und tauschte ein paar geflüsterte Worte mit ihm. Immer noch wurde Hethor von den eitlen Gentlemen ignoriert. Für sie existierte er gar nicht.
Hethor war beinahe erleichtert, als er bemerkte, wie zwei der Rotröcke hinter dem Podium ihn wütend anfunkelten. Er kämpfte gegen das wahnsinnige Verlangen an, ihnen zuzuwinken. Schließlich war er nicht unsichtbar.
»Wir werden dem angehenden Horologen gegenüber Nachsicht zeigen«, gab der Vizekönig bekannt. »Befehlt ihm fortzufahren.«
»Lehrling Jacques, tragen Sie Ihr Anliegen vor«, brüllte Phelps.
Sämtliche eitlen Gentlemen richteten ihre Blicke auf Hethor. Erst jetzt existierte er tatsächlich, wenn auch nur in den Augen von hundert Gecken.
»Euer Lordschaft«, sagte Hethor bedächtig und widerstand dem Verlangen, mit Bibliothekarin Childress’ Kennwort herauszuplatzen, »vor sechs Nächten ist mir der Erzengel Gabriel erschienen.« Hethor ermahnte sich, bei der Wortwahl vorsichtig zu sein, denn er würde in seinem ganzen Leben nichts Wichtigeres mitzuteilen haben. »Der Bote des Herrn warnte mich, dass wir alle in großer Gefahr sind. Es ist meine Pflicht als kaiserlicher Untertan und treuer Neuengländer, diese Nachricht an Euch weiterzugeben, damit Eure Lordschaft entscheiden kann, wie der Bedrohung am Besten zu begegnen ist.«
Der Vizekönig legte den Kopf leicht zur Seite, während William of Ghent ihm wieder ins Ohr flüsterte. Phelps wirkte wie ein Standbild und wich Hethors Blick aus. Auf ein Zeichen hin, das Hethor nicht sehen konnte, begannen die eitlen Gecken in seiner Nähe zu kichern. Es war beinahe so, als wäre er von Vögeln umgeben, in einem Hof voller Vögel, vor einem Vogelkaiser.
»Ich ...« Hethors Stimme schwankte. »Mir wurde aufgetragen ... den Schlüssel der Ewigen Bedrohung zu suchen. Einen Weg zu finden ... eine Gefahr, Sir, bitte ... Sir.«
Aus dem Kichern wurden schallendes Gelächter. Hätte Hethor seine Hosen fallen lassen oder sich plötzlich in einen Chinesen verwandelt, hätte er keine andere Reaktion erwartet.
Der Vizekönig beugte sich vor. Schweigen breitete sich aus, als er die Stimme erhob. »Interessant«, sagte er. »Und Männer wie Ihr dürfen ohne Aufsicht auf Unseren Straßen umherlaufen?«
Wieder brandete Gelächter auf.
Hethor stand in der Mitte des Raumes, von bunten Sonnentupfen erhellt, während der Hof des Vizekönigs seine Heiterkeit und seine Verachtung für ihn lachend zum Ausdruck brachte. Schließlich packte ihn jemand am Arm, um ihn wegzuführen. Endlich erwiderte Phelps Hethors Blick. Der kleine Mann schüttelte den Kopf so leicht, dass es kaum zu sehen war.
Als Sergeant Ellis Hethor aus dem Raum führte, fiel sein letzter Blick auf William of Ghent, der ihn kühl anlächelte. Sein Nicken war der bejahende Widerspruch zu Phelps’
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