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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Hethors Schulter und riss ihn durch die erste und zweite Tür nach draußen auf den Ziegelsteinflur.
    »Ist er denn einsatzfähig?«, fragte der erste Mann, der den Männern befohlen hatte, eine Reihe zu bilden.
    »Einsatzfähig genug, wenn wir dem weißen Vogel glauben«, sagte Phelps leise. Der kleine Mann stand im Flur neben Feldwebel Ellis, ein paar Schritte von der Gruppe mit ihren Laternen und Stöcken entfernt.
    Hethor versuchte, Phelps nicht anzustarren. Seine Nachricht an den geheimnisumwobenen Malgus bei Anthony’s musste irgendwie angekommen sein. Sie hatten ihn wirklich herausgeholt. Seine Augen brannten im hellen Laternenlicht. Jemand betastete die Muskeln an seinen Armen und Schultern.
    Phelps lächelte, nickte langsam und tat so, als hätte er Hethor nie zuvor gesehen. »Der wird schon.«
    Hethor spürte, wie er den Flur schneller entlanggezerrt wurde, als er gehen konnte. Er war von plappernden Stimmen umgeben, die von Gewichten, Auftrieb und Widerstand redeten, die wichtigste Frage aber nicht ansprachen: Was würden sie mit ihm machen, nun, da sie ihn aus der Grube gerettet hatten?
***
    Die Gruppe, die ihn aus dem Gefängnis befreit hatte, bestand aus sechs Männern, einschließlich des Anführers und des lautstarken Schotten. Sie packten Hethor in einen geschlossenen Wagen, wie die Polizei ihn benutzte, wenn sie Betrunkene und Verbrecher einsammelte; dann folgten sie ihm ins Fahrzeug. Hethor bemerkte, dass die Tür nicht verschlossen wurde.
    In dem schwarzen Gefangenentransporter mit seinen kleinen, hohen Fenstern bekamen Hethors Augen Gelegenheit, sich wieder an das Licht zu gewöhnen. Die gestreiften Hemden und Segeltuchjacken verrieten ihm, dass die Männer Matrosen waren. Einer von ihnen trug sogar einen goldenen Ohrring, so wie die Seeleute auf den Kupferstichen seiner Jugendbücher. Sie redeten munter weiter. Die Themen ließen erkennen, dass es hier nur um das Reden und nicht ums Zuhören ging.
    »Hab noch nie so einen Ort gesehen. Hat mich an die Dämonenhöllen im Süden erinnert.«
    »Du bist doch in Gambia und auf Taiwan gewesen. Da kannste meine Seele und die meiner Mutter drauf verwetten, dass von uns niemand was Schlimmeres gesehen hat.«
    »Na gut, du verdammter Schleimscheißer, aber inner vernünftigen englischen Stadt gibt’s so was nich’.«
    »Welcher Arsch hat ’n behauptet, Boston wär ’ne vernünftige englische Stadt?«
    Sie lachten.
    »Entschuldigen Sie bitte ...«, sagte Hethor.
    »Wuhei«, bemerkte der Schotte. »Unser neuer Kamerad macht’s Maul auf.«
    »Ich danke Ihnen für meine Rettung, aber wohin fahren wir?«
    Noch mehr Gelächter. Der Bursche mit dem Ohrring schlug Hethor so fest auf den Oberarm, dass er gegen den Mann neben sich geworfen wurde.
    »Was is’ ’n das für ’n Depp?«, rief einer der Matrosen.
    »Na, na, lass mal die Finger von dem Kleinen. Vorerst«, sagte ein Anderer.
    Hethor gab nach und hielt den Mund. Er hatte sich in den letzten Tagen durch seine Bemerkungen oft genug in Schwierigkeiten gebracht.
    Nach ungefähr zwanzig Minuten Fahrt blieb der Gefangenentransporter rumpelnd stehen, aber erst nachdem der Fahrer ordentlich geschnalzt und das eine oder andere »He!« losgeworden war. Die Matrosen stürmten nach draußen und rissen Hethor mit sich auf den Pier. An dessen Ende war ein Schiff festgemacht. Direkt neben ihnen befand sich eine kleine, schindelgedeckte Hütte. Über dem Eingang stand in großen Lettern ANTHONY’S.
    »Pier Vier?«, fragte Hethor.
    »Absolut richtig!«, brüllte der Schotte und schlug ihm herzhaft auf den Rücken. »Heute Morgen haben wir aber keine Zeit zum Trinken. Smallwood will, dass wir heute ablegen und vor der Mittagsflaute nach Süden fahren. Da Ihre Lordschaft unser Kapitän und Meister is’, werden wir das tun.«
    »Ihr nehmt mich auf ein Schiff mit?«, quetschte Hethor hervor. In seinem ganzen Leben hatte er es nicht einmal in ein Ruderboot geschafft. Allerdings war er als kleines Kind oft in Flüssen und Teichen geschwommen.
    »Oh ja, das werden wir, mein kleiner Bettler.«
    Jemand packte Hethor am Ellbogen, schleppte ihn am Pier entlang und warf ihn unsanft in ein kleines Boot mit einem Mast und acht Rudern. Hethor hatte das kleine Schiff vorher nicht gesehen, weil die Höhe des Piers es verdeckt hatte.
    »Setz dich und halt deine verdammte Klappe«, knurrte der Goldohrring, »wenn du weißt, was gut für dich ist.«
    Alles ist besser als die Grube der Kerzenmänner, sagte sich Hethor. Wenn diese

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