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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Mannschaft ihn umbrachte, würde es wenigstens bei Tageslicht geschehen, nicht in dieser Höhle voll halb verhungerter Gespenster, die danach gegiert hatten, seinen Leib und seine Seele zu missbrauchen.
    Die Matrosen begannen zu rudern und sangen dazu im Takt.
    »Steuerbord, du Riesenidiot«, brüllte der Schotte den kleinen Kerl am Ruder an. »Oder ich vernasch deine Schwester zum Frühstück.«
    Das Boot krängte und schlingerte, während salzige Gischt über den Bug hereinbrach und über die Männer hinwegspülte. Hethor versuchte sich umzusehen, aber Goldohrring scheuerte ihm einfach noch eine.
    Hethor legte sich auf den Boden des Bootes. Ihm war übel, aber er war froh über das Tageslicht, während die Matrosen ihr kleines Schiff in den Hafen hinausruderten.
***
    »Jeffries Point«, brüllte der Schotte. »Alle an Land, die an Land gehen.«
    Jeder fand das witzig, nur Hethor nicht. Ungefähr in der Mitte des Hafens hatte sein Magen schließlich aufbegehrt. Er hatte es mit Mühe geschafft, das Erbrochene bei sich zu behalten, aber seine Nase brannte, und sein Atem stank fürchterlich. Ohne dass es ihm jemand hätte sagen müssen, wusste Hethor, dass Kotzen schlimmer gewesen wäre als schmerzhaftes Schweigen, viel schlimmer.
    Man half ihm auf eine schlammige Ebene hinaus, auf der sich mehrere Holztürme mit Steinfundamenten erhoben. Goldohrring drehte Hethor an der Schulter herum und deutete auf den Hafen.
    »Siehste?«, knurrte er. »Dein geliebtes Boston. Sag auf Wiedersehen, Weichei.«
    Hethor liebte New Haven viel mehr als Boston, aber es schien ihm nicht der geeignete Zeitpunkt zu sein, dies zu erwähnen.
    Zwei der Matrosen warfen von dem kleinen Boot zwei Anker in den schlammigen Boden. Dann trabten sie einen kurvenreichen Pfad hinauf zu den Türmen, fort vom Wasser. Die Gruppe war nun ruhiger als zu dem Zeitpunkt, an dem sie Hethor aus dem seltsamen Verlies des Vizekönigs befreit hatte.
    »Wo ist das Schiff?«, fragte Hethor nach ein paar Minuten.
    »Sieh nach oben«, sagte Goldohrring.
    Hethor tat wie geheißen.
    Luftschiffe – Segeltuchwolken, von denen Hanfseile und hölzerne Schiffsdecks herabhingen – schwebten über drei Türmen. Große Vorflügel, zwischen deren Gestänge Seide herabhing, befanden sich am Bug und achtern des Rumpfes, der schlank und schmal genug war, um mit einem Kuss über das Wasser zu gleiten. Schiffsschrauben kreuzten sich wie riesige Klingen hinter Auslegergondeln, an deren Seiten Dampf hervorquoll. Netze waren über die Segeltuchtragkörper gespannt, in die der Union Jack gewoben war.
    »Oh«, sagte Hethor.
    »Wir müssen zwar noch die Leiter raufklettern, und damit isses noch ein bisschen früh, das zu sagen«, meinte der Schotte an der Spitze ihrer kleinen Wanderschar, »aber willkommen auf der Bassett , dem Luftschiff Ihrer Kaiserlichen Majestät.«
    »Du bist schanghait worden, Mann«, sagte Goldohrring mit einem hämischen Lachen. »Und zwar in die Royal Navy, der gottverdammt besten Flotte der Welt zu Luft und zu Wasser.«
    Hethor hätte entsetzt oder zumindest verängstigt sein sollen; stattdessen war er dankbar, nicht mehr den Geruch von Kerzenwachs riechen zu müssen. Es machte auch keinen Unterschied, ob diese Entführung aus dem vizeköniglichen Gefängnis dazu gedacht gewesen war, ihn zu retten oder zu verraten. Die Nachricht, die Hethor dank Feldwebel Ellis’ Hilfe an Malgus hatte übermitteln lassen, hatte schließlich diese Männer zu ihm gebracht, und sie hatten ihn gerettet.
    »Vielen Dank«, formte er wortlos mit den Lippen, als sie den Fuß eines der Türme erreichten.
    Das Klettern war grausam, und Hethors Arme und Beine brannten wie Feuer, aber die Luft schmeckte dennoch nach einer Freiheit, die er nie zuvor gekannt hatte.
***
    Das Schiff legte kurz nach der Rückkehr des Presskommandos ab, indem es mit lautem Getöse einen großen Teil seines Seewasserballasts ablud. An Deck machte niemand eine Bemerkung darüber, dass sie mit nur einem schlaksigen Jungen einen ziemlich schlechten Fang gemacht hatten. Goldohrring schubste Hethor zum Kabelgatt in der Nähe des Bugs, der sich direkt unter der Rundung des Tragkörpers befand.
    »Du bleibst hier und rührst dich nicht, bis jemand dich holt. Wenn wegen dir ein richtiger Matrose verletzt wird, bringen wir dir mit der Peitsche bei, was wirkliche Schmerzen sind. Und wenn du jemandem im Weg rumläufst, tackere ich deinen Pimmel mit einem riesigen Nagel an die Reling.« Goldohrring stieß Hethor seinen Finger

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