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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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deutete hinauf zu einem kahlen Felsvorsprung, der sich zwischen den endlosen Holzgebäuden befand. »Sehen Sie, wie er sich aus einem Spalt in dieser senkrechten Stadt erhebt? Laut Gordon zieht sich dort ein Weg entlang, der sich unter den Laufgängen der Stadt hindurch nach Osten schlängelt, bevor er nach oben führt. Oberleutnant San Lorenzo, scheint Ihnen das ein vernünftiger Weg? Sollte die Bassett aufsteigen, um Sie dort abzusetzen? Oder bevorzugen Sie es, vom momentanen Ankerplatz aus loszuziehen?«
    Die Diskussion entwickelte sich zu einer längeren Debatte über Routen, Vorräte und Rückendeckung. Doch alles, was gesagt wurde, basierte nur auf persönlichen Meinungen; soweit Hethor es beurteilten konnte, wusste keiner der Offiziere mehr als er über die Schwierigkeiten, die bei einem Marsch die Mauer hinauf entstanden.
    Er schwieg weiterhin, sah die Sterne aufgehen und entdeckte das schmale Filigranmuster der Umlaufschiene der Venus. Sie bildete einen schwachen Kontrapunkt zum feinen Faden der Mondumlaufschiene, die von New Haven aus nur selten zu sehen war, weil die Stadt ihren Himmel mit ständigem Rauch und Industrienebeln verpestete und das grelle Leuchten der electrischen Lampen die Strahlkraft der Nacht übertraf. Er entdeckte außerdem schwache, geisterhafte Flämmchen, die weit über ihm auf der Mauer hin und her zu gleiten schienen wie Feenfeuer in einem Sumpf, nur dass diese Flämmchen möglicherweise mehrere Meilen weit reichten. Er würde es nie herausfinden.
    Dann war es wieder an der Zeit, nach unten zu gehen. Hethor war als Letzter nach oben gekommen; nun ging er als Erster zurück aufs Deck.
***
    Bei Sonnenaufgang war Oberleutnant San Lorenzos Truppe bereit, die Seilbrücke zu überqueren. Hethor hatte in Malgus’ Kajüte übernachtet, auch wenn sich das nicht gehörte, aber er hatte Angst, sich zu weit von der Goldtafel zu entfernen. Ihm sträubten sich die Nackenhaare, und er bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken, dass er etwas in der Hand gehalten hatte, das Gottes eigene Worte trug. Obwohl die Tafel am Tag zuvor völlig normal ausgesehen hatte, schien nach einer Nacht, nach vielen vergangenen Stunden ihr Auftauchen einem Wunder gleichzukommen. Es ähnelte seiner ursprünglichen Begegnung mit Gabriel sehr.
    Er befand sich mit den Kameraden seiner Division auf Deck und beobachtete das Geschehen mit Unbehagen. Der Waliser stand neben Hethor, während Dairy auf der anderen Seite saß und seine verletzten Fußgelenke ausruhte. Die beiden stießen ihm die ganze Zeit die Ellbogen in die Seite und quetschten ihn wegen seiner »Beförderung« zum Offizier aus.
    Die Marineinfanteristen überquerten derweil einer nach dem anderen die Brücke. Als sie auf der anderen Seite ankamen, sicherten sie erneut die Laufgänge. Danach folgte eine gemischte Truppe aus Seeleuten der Reeper- und Decksdivisionen, zusammen mit einigen Feuerwerkern. Hethor fragte sich, ob sie Freiwillige waren. Lombardo folgte den Männern und bedachte Hethor mit einem letzten wütenden Blick, ehe er sich auf die schwankende Seilbrücke begab.
    Nachdem die Männer an Land gegangen waren, wurde das Tauwerk verändert und Vorräte hinübergeschafft, vor allem Munition, Werkzeuge und ein wenig Segeltuch.
    Offensichtlich gingen die Verantwortlichen davon aus, dass die Truppe sich auf dem Weg hinauf selbst versorgen würde. Da es in der senkrechten Stadt außer Bambus und dem geflochtenen Material der Mauern wenig zu essen gab, hoffte Hethor, dass ihr Marsch schnell und erfolgreich vonstatten ging.
    Der Bootsmann pfiff zum Abschied, gefolgt von einem Salut Smallwoods. Dann wurden die Brücken- und Ankerseile gelöst, und die Landungstruppe verschwand wie flimmernde Schatten zwischen den Laufgängen und Galerien. Unter al-Wazirs Anleitung holten Matrosen der Reeper- und Decksdivision die Brückenseile ein und verstauten die Winden. Gleichzeitig brachten ihre Triebwerke die Bassett weg von der holzverkleideten Felswand und zurück in die relative Sicherheit in der Mitte der Bucht.
    Hethor machte sich mit seiner Division daran, die Seile zu verstauen und die Decksladung und Ausrüstung umzupacken, die durch die Verabschiedung der Landungstruppe durcheinandergeraten war. Ein Kopfschütteln al-Wazirs riet ihn aber schnell davon ab, mit dieser Arbeit fortzufahren. Hethor kehrte in Malgus’ Kajüte zurück und vertiefte sich in die Goldtafel.
    Obwohl es sich nicht um Hebräisch handelte, war sich Hethor immer sicherer, dass es sich bei den

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