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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Brechstange machte ein zischendes Geräusch, als er sie auf den Arm eines geflügelten Wilden krachen ließ, der wie ein trockener Ast knackte. Hethor hob die Brechstange hoch über den Kopf und drosch auf die Muskelmasse ein, die die Flügelgelenke des Wesens überzog, dicht unterhalb der Schulterblätter.
    Dann kam al-Wazir herbeigerannt. Der Reeperbootsmann spießte den Wilden mit seinem Bajonett auf. Ein Grinsen erschien auf seinem blutüberströmten Gesicht. Er rief Hethor irgendetwas zu, der nur das Wort »richtig« hörte, und drehte sich dann zur Seite, um Dairy zu helfen, der die ganze Zeit von seinem Sitzplatz an Deck gekämpft hatte und dabei einen Arm verloren zu haben schien.
    Hethor schlug erneut mit der Brechstange zu und spürte, wie etwas Glitschiges von seinem Arm hinunterrutschte, kurz bevor ihn eine Blutfontäne übergoss. Er warf einen Blick zur Seite und sah den Mann von der Insel Jersey sterben. Sein zahnloses Grinsen verwandelte sich in einen Ausdruck des Erstaunens, vermischt mit furchtbarem Schmerz, als sein Körper von der Schulter bis zum Bauch zerteilt wurde und Blut und Innereien umherspritzten.
    Hethor drehte sich erneut und schwang weiterhin seine Brechstange, obwohl er einen stechenden Schmerz in den Handflächen verspürte. Irgendwo in der Nähe brüllte Smallwood. Pistolenschüsse peitschen, und die Karabiner feuerten unaufhörlich. In diesem Augenblick bemerkte Hethor, dass er von den geflügelten Wilden vollständig eingekreist war und in der Mitte dieses Kreises stand.
    Die Schwertspitzen waren auf ihn gerichtet, ohne ihm den Todesstoß zu versetzen. Die Kreaturen wollten ihn nur dazu zwingen, die Brechstange fallen zu lassen.
    Hethor streckte die Stange vor sich und hielt sie mit beiden Händen, als ob er ein Tau einholen wollte. »Oh nein!«, rief er entschlossen. »Nicht wie bei Malgus!«
    Er entdeckte Dr. Firkin, der eine blutverschmierte Schürze trug und ihm etwas zubrüllte. Der Chirurg schien Hethor aufmuntern zu wollen. Die geflügelten Wilden entblößten ihre verfaulten Zähne, grinsten ihn an und näherten sich ihm, bis einer von ihnen die Brechstange mitten im Schwung ergreifen konnte. Ihre Hände waren überall. Sie packten Hethor und kniffen ihn, sodass ihre schartigen Fingernägel in sein Fleisch schnitten. Diese Augenblicke waren so schrecklich wie seine Alpträume bei den Kerzenmännern.
    Was es alles noch schlimmer machte, war die gespenstische Lautlosigkeit, denn die Kreaturen gaben weiterhin kein Geräusch von sich. Kein Gebrüll, keine Fluchen, kein Spott. Nur ihr Atmen war zu vernehmen.
    »Im Namen des weißen Vogels ...«, schrie Firkin, um Hethor zur Gegenwehr anzufeuern, aber die geflügelten Wilden stürzten mit Hethor bereits zur Reling, warfen ihn hinüber und sprangen hinterher. Diese fliegende Wand aus Fleisch riss noch zwei Marineinfanteristen sowie Seekadett Fine mit sich. Hethor schrie so laut und gellend wie seinerzeit der Schiffsarzthelfer, denn er hatte Angst vor dem Sturz, aber noch viel mehr Angst vor den Wilden. Zwei von ihnen falteten ihre Flügel zusammen, ließen sich zu ihm hinabfallen und packten ihn an Armen und Beinen. Er pendelte zwischen den beiden in der Luft, als die Kraft ihrer Flügel ihn wieder nach oben beförderte.
    Hethor sah die drei anderen Männer der Bassett schreiend in die Bucht der senkrechten Stadt hinunterstürzen, während letzte Schüsse auf ihn und seine Entführer abgefeuert wurden. Sekunden später flogen sie ungehindert und außer Schussweite durch die Luft. Es hätte fast friedlich wirken können, wären da nicht die grausamen Hände gewesen, die Hethors Fuß- und Handgelenke zu zerbrechen drohten. Außerdem befürchtete er, sein eigenes Gewicht könnte seine Kniegelenke und die Ellbogen ausrenken.
    Irgendwann während dieses schauderhaften Fluges gelang es Hethor für einen Augenblick, seine Angst zu verdrängen, und er verspürte Zorn und Bedauern, dass er die Goldtafel nicht mitgenommen hatte. Das Wort Gottes war ihm geschickt worden, nur ihm allein. Nun lag es verlassen in einer Kartenschublade, die noch viele Monate lang ungeöffnet bleiben würde.
    Vielleicht würde sie nie wieder geöffnet werden, wenn es die Bassett nicht schaffte, einen sicheren Hafen zu erreichen.
    Während die geflügelten Wilden Hethor mit hoher Geschwindigkeit immer weiter nach oben trugen, drehte er den Kopf, um einen Blick über die Schulter werfen zu können, hinunter in den gewaltigen, schier endlosen Abgrund. Schon jetzt

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