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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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überschreiten war eine unumstößliche Entscheidung.
    »Als der Engel dich in New Haven aufsuchte«, sagte der Abt, »hat er dir da eine Karte oder einen Kompass gegeben? Oder hat er Anweisungen erteilt, die du zu befolgen hattest?«
    »Nein. Er gab mir nur eine Warnung.«
    »Also hast du es bis hierher geschafft, ohne zu wissen, ob du das Richtige tust.«
    »Ja. Dank vieler glücklicher Umstände und trotz aller Gefahren.« Und der Niedertracht zum Trotz, fügte er in Gedanken hinzu, aber jetzt schien nicht der geeignete Augenblick, sich über die Misshandlung durch William of Ghent zu beschweren. Nicht zuletzt deswegen, weil Hethor sich nie hatte sicher sein können, welche Beziehung zwischen dem Hexenmeister und Simeon Malgus bestand.
    »Es scheinen tatsächlich glückliche Umstände gewesen zu sein, wenn du es bis hierher geschafft hast. Viele Menschen müssen an deiner Reise Anteil gehabt haben. Ein Gebet, das über viele Meilen und Tage hinweg erhört wurde. Ist es nicht so?«
    Hethor nickte und dachte an die Bibliothekarin Childress und den Mann des Vizekönigs, Phelps, und all die anderen Menschen, die ihm zur Seite gestanden hatten. Selbst Pryce Bodean hatte seiner Sache geholfen, wenn auch auf sehr merkwürdige Weise. Es schien sonderbar, dass der kleinkarierte, rachsüchtige Theologiestudent möglicherweise Gottes Willen gehorcht hatte. Oder vielleicht unterstanden sie alle einer mysteriösen Magie, die ihren Ursprung jenseits der Mauer hatte. Vielleicht wurden sie alle vom Schlüssel der Ewigen Bedrohung getrieben, selbst William.
    »Vertraue auf das Göttliche«, sagte der Abt des Jade-Tempels, »und du wirst reich belohnt. Bisher hast du nichts Falsches getan.«
    »Viele sind gestorben«, flüsterte Hethor und dachte an die Erdbeben und Angriffe. »Sie haben ihr Leben gelassen, damit ich diesen Ort erreichen kann.«
    »Das Uhrwerk der Welt läuft ab. Das ist der Grund für deine Reise. Die Menschen, von denen du sprichst, wären auch so gestorben, nicht wahr?«
    »Ja.« Hethor fühlte sich schrecklich. »Wahrscheinlich.«
    »Die Schuld liegt also nicht bei dir. Für ihre Seelen war der Zeitpunkt gekommen, sich von dieser Welt zu lösen und dem Lauf der Räder zu folgen.«
    »Vielleicht. Aber ich möchte nicht der Grund für ihren Tod sein.« Hethor zögerte, während er seine Gedanken in die richtige Form zu bringen versuchte. »Dennoch ...«
    »Ja?«
    »Die Art, wie Malgus gelacht hat. Er hat die Wilden nicht zur Bassett geschickt, um mich zu entführen und hierher zu bringen. Er hätte sich die Mühe nicht gemacht.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Also müssen Sie es gewesen sein, nicht wahr?«
    Es folgte eine lange, nachdenkliche Stille. Der Abt lächelte verschmitzt. Schließlich sagte er: »Du tust Gottes Werk. Sind nicht alle Krieger des himmlischen Königreichs aufmarschiert, um dich bei deiner Mission zu unterstützen?«
    »Aber die geflügelten Wilden sind keine Engel«, sagte Hethor.
    »Das ist wahr.« Der Abt klatschte in die Hände. »Du brauchst ein Bad, erholsamen Schlaf und solltest bald eine weitere Mahlzeit zu dir nehmen, wenn ich von deinem Alter ausgehe.«
    Das Thema war damit offensichtlich abgeschlossen. Hethor folgte dem Beispiel des Abts und schaute auf sein Tablett; dann blickte er auf den Teller des Abts und sagte: »Sie sind nicht so alt, Sir, dass Sie jeden Tag nur von drei Früchten und der dünnen Luft an diesem hohen Ort leben könnten.«
    Der Abt des Jade-Tempels lachte. »Du magst mein Alter zu erraten versuchen, junger Mann, aber die Wahrheit wirst du nie erfahren. Und nun hoch mit dir.«
    Zwei der in safrangelben Gewändern gekleideten haarigen Männer kamen auf den Befehl des Abts herbei, um Hethor durch Flure zu führen, die er vorhin nicht durchquert hatte. Hethor sah Regale mit Leinentüchern und kleine Schränke, die nach Obst und Wein rochen.
    Die beiden Männer halfen ihm in einen großen Holzbadezuber, reichten ihm langstielige Bürsten und drei unterschiedlich duftende Stück Seife, und ließen ihn allein. Hethor wurde vom Schlaf übermannt. Das Blut der Schafe und der Schmutz der Mauer trübten das Wasser, in dem er lag, aber es kümmerte ihn nicht mehr.
***
    Malgus scheuchte ihn Stunden später aus dem Zuber. Hethor war sehr froh darüber – das Wasser hatte sich merklich abgekühlt, und seine Muskeln litten unter Krämpfen.
    »Hoch mit dir«, knurrte Malgus. »Wir werden am Sakrament des Hörens teilnehmen. Danach machen wir uns sofort auf den Weg. Es ist

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