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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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schmales V in das Messing geschnitten zu sein. Malgus, der vor Hethor dort anlangte, rutschte knapp zwei Meter die Schräge hinunter und lehnte sich mit dem Rücken an eine Seite des V, um sich die Keilstücke aus seinem Bündel an die Stiefel zu schnallen.
    »Ah!«, sagte Hethor, als er verstand: Die Keilstücke würden es ihnen ermöglichen, das V zügig zu durchqueren. Er zog sich nach oben, froh, die Leiter endlich hinter sich zu lassen. Da seine Arme noch zu schwach waren, um das Bündel zu öffnen und seine eigenen Keilstücke herauszuholen, betrachtete er den Boden des V-Schnittes.
    »Das Zahnrad könnte nicht perfekter gearbeitet sein«, sagte er. »Wenn ich eine Lupe und ein Mikrometer hätte, würde ich darauf wetten, dass dieser Schnitt so schmal ist, dass ich ihn mit bloßem Auge nicht mehr erkennen könnte.«
    »Das ist das Werk Gottes, Junge«, sagte Malgus. »Was hast du erwartet? Verpfuschte Handarbeit?«
    Hethor schnallte die Keilstücke an und versuchte sich aufzurichten, rutschte aber sofort aus. Sein linkes Bein glitt in das V, bis das Keilstück sich verkantete.
    »Es gibt Leute, die sich dabei die Beine gebrochen haben«, lautete Malgus’ trockener Kommentar. »Ich wäre nicht scharf darauf, mit einer solchen Verletzung auf der anderen Seite hinunterzuklettern. Sieh mir zu.« Malgus wandte sich von Hethor ab und nutzte seine Hände und die Kraft seiner Arme, um in dem V das Gleichgewicht zu halten. Dann bewegte er sich mit gleitenden Bewegungen, die eher an Schlittschuhlaufen als an normales Gehen erinnerte, ein paar Schritte voran.
    Hethor ahmte Malgus’ Bewegungen nach, gewöhnte sich langsam an die Keilstücke und stolperte vorwärts. Er dachte daran, wie er im Winter auf dem Quinnipiac Schlittschuh gelaufen war und versuchte, seine Fußtechnik entsprechend anzupassen.
    »Nicht schlecht«, gab Malgus widerwillig zu. »Aber bevor wir uns auf den Weg machen, sollten wir etwas essen und trinken.«
    »Wie lange wird es dauern?«, fragte Hethor. »Wie weit ist es?«
    »Zwanzig Meilen von Rand zu Rand. Ein ziemlicher Marsch, den wir vor der nächsten Mitternacht hinter uns gebracht haben müssen. Aber das schaffen wir schon, auch mit diesen beschissenen Schuhen.« Malgus nahm einen tiefen Schluck aus seinem Trinkschlauch. »Es sei denn, du möchtest zurückkehren.«
    »Ich bin nicht bis hierher gekommen, um jetzt wieder zurückzukehren«, sagte Hethor mit einem Anflug von Reue. Es gab nichts, zu dem er zurückkehren könnte. Er war ein gescheiterter Lehrling, der sich obendrein unerlaubt von der Royal Navy entfernt hatte. Die Südliche Atmosphäre wäre in jeder Hinsicht eine Verbesserung. »Stets voran, Sir. Stets voran.«
***
    Ihr Weg erwies sich als schreckliche Strapaze. Hethors Fußgelenke versuchten sich stets der Neigung des V anzupassen, was ihn bei jedem Schritt der Gefahr einer Verstauchung oder Zerrung nahebrachte. Eine Verletzung käme einem Todesurteil gleich, denn dann würde er die Überquerung vor dem nächsten Ineinandergreifen von Zahnrad und Umlaufschiene nicht schaffen und zerquetscht werden.
    Obwohl Hethor die Hände an die Wände des V gepresst hielt, um das Gleichgewicht zu halten, war die Fortbewegung eine lästige Angelegenheit. Einem Metallgletscher gleich war das Messing unter seinen Fingern eiskalt. Seine warme Kleidung konnte nicht verhindern, dass die Kälte mit eisigen Krallen nach ihm griff. Drückte er die Handflächen flach auf das Metall, verstärkte dies die Kühlwirkung nur, trotz der Handschuhe. Löste er die Hände vom Metall, rutschte er umso häufiger aus, verlor das Gleichgewicht oder konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten.
    Malgus enteilte ihm mehr und mehr. »Ich warte nicht auf dich, Junge«, rief er über die Schulter. »Wenn du zu weit zurückbleibst, treffen wir uns auf der anderen Seite, falls du so lange durchhältst.«
    Hethor mühte sich weiter ab und achtete nicht auf Malgus’ Worte, auch wenn sie Hand und Fuß hatten. Es würde keinen Sinn machen, dass Malgus sein Tempo verringerte, nur damit Hethor in seiner Nähe bleiben konnte. Dann nämlich würden sie beide vom Zahnrad zermahlen. Doch wenn Malgus die andere Seite des Getriebes erreichte, konnte er sich darum kümmern, den Weg freizumachen, ob Hethor nun bei ihm war oder nicht. Dennoch fühlte Hethor sich auf merkwürdige Weise verraten und allein gelassen.
    Wir haben drei Stunden für die Himmelsleiter gebraucht, überlegte er. Das ließ Malgus und ihm nur achtzehn Stunden für

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