Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring
schluchzend auf dem Grund des V wieder. Instinktiv zog er sich weiter, zuckend wie ein Silberfisch, der zwischen den Seiten eines Buchs gefangen war. Der Lärm war nicht mehr zu ertragen und machte jeden Gedanken unmöglich. Geblieben war Hethor nur noch die Todesangst.
Die Messingzähne der Erdumlaufschiene, die sich unaufhaltsam näherten, hatten es auf ihn abgesehen.
7.
Ein eisiger Wind wehte in Hethors Gesicht. Seine Beine fühlten sich seltsam taub an, und er spürte sein Herz schlagen, aber es verursachte kein Geräusch.
Er versuchte die Augen zu öffnen, doch sie schienen zusammengeklebt zu sein. Sein rechter Arm zuckte, doch er konnte ihn nicht frei bewegen. Sein Kopf war heiß und fühlte sich so schwer an wie eine der Kanonenkugeln auf der Bassett .
Wenigstens sein linker Arm war frei. Hethor versuchte, sich die Augen zu reiben, kämpfte gegen ein ungewohntes Gefühl der Schwere an und stellte fest, dass seine Augenlider mit einer klebrigen Masse bedeckt waren.
Mit verschorftem Blut.
Hethor versuchte seine Angst hinauszuschreien, brachte aber nur ein Krächzen hervor.
War das der Tod?
Wieder wischte er über das Blut, das seine Lider verklebte. Endlich öffnete das linke Auge sich zuckend und bot ihm den Anblick eines riesigen Etwas hoch über ihm.
Mit einem Mal verstand Hethor. Er hing mit dem Kopf nach unten, und zwischen ihm und dem Rand auf der südlichen Seite der Mauer befand sich nichts als Luft. Hethor erstarrte und versuchte, nicht daran zu denken, wie tief sein Sturz sein würde. Er kniff die Augen zusammen, kämpfte gegen die aufkeimende Panik an und versuchte, sich nicht hastig zu bewegen.
Konzentriere dich auf eine Sache nach der anderen, beschwor er sich. Wie bei der Trigonometrie. Löse das Problem Schritt für Schritt.
Schritt eins. Er lebte.
Schritt zwei. Sein linker Arm ließ sich bewegen.
Was war mit dem rechten Arm?
Vorsichtig öffnete Hethor die Augen. Er achtete darauf, nur in Richtung des rechten Arms zu blicken, nicht in die gähnende Tiefe, und sah, dass der Arm noch immer in der warmen Kleidung steckte. Sie war von einem Haltegriff aufgerissen worden, der aus einer Leiter aus Bambus ragte.
Hethor hätte vor Freude schreien können. Er befand sich auf dem anderen Teil der Himmelsleiter, auf der südlichen Seite der Äquatorialmauer!
Beherzt blickte er auf seine Füße. Ein Stiefel war ihm abhanden gekommen; der andere schien zerfetzt worden zu sein. Seine Beine, die ihm bis zuletzt die Treue gehalten hatten, hatten sich in der Spitze des Bambusstammes verfangen, gehalten von Lederstreifen des zerfetzten Stiefels und Teilen der warmen Kleidung. Die Fetzen hatten sich ineinander verheddert und Hethor dadurch das Leben gerettet.
Er hatte das Zahnrad überlebt. Offenbar war er im letzten Moment aus dem V herausgeschleudert worden. Nur seine Stiefel hatte es noch erwischt.
Hethor konzentrierte sich wieder auf die Trigonometrie des Überlebens. Sollte er seinen rechten Arm lösen, oder zuerst die Beine? Was würde verhindern, tausende Meter am Messing hinabzustürzen?
Obwohl er mit freien Händen und äußerst vorsichtig vorging, um den Knoten an seinem Fuß zu lösen, rutschte Hethor die Bambusleiter mit dem Kopf voran nach unten. Jeder der hervorstehenden Haltegriffe hielt ihn einen Augenblick auf, ehe sein Gewicht ihn weiter in die Tiefe zerrte. Er konnte sehen, dass der Stoff um seine Fußgelenke sich langsam auflöste.
Verzweifelt packte Hethor den Stamm mit beiden Händen und nahm es in Kauf, schmerzhafte Quetschungen zu riskieren – genau in dem Augenblick, als der letzte Halt seiner Fußgelenke verloren ging. Sein Körper kippte wieder in die richtige Lage, und er rutschte mit den Füßen voran, krallte sich mit fast erfrorenen Fingern an den Bambusstamm, versuchte, seinen Sturz mit zusammengedrückten Knien zu verlangsamen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass er zum Stehen kam, bevor eins der Querstücke seine Waden, seinen Schritt oder sein Gesicht zerfetzte.
Schließlich kam Hethor auf den Schultern zum Stillstand, die Beine in die Luft gereckt, auf der obersten Gerüstplattform. Er wälzte sich rechtzeitig zur Seite, um zwei Bambusleitern aus dem Weg zu gehen, die von der Messingoberfläche der Zahnstange herunterfielen. Er beobachtete, wie sie in die zwei Meilen tiefe Dunkelheit hinabtrudelten, atmete tief durch, und folgte den Bambusstämmen wesentlich langsamer die Gerüststufen hinab.
Er musste Malgus einholen, bevor sein widerwilliger
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