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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Steuermann gesellte. Das war das erste Mal, dass er Kitchens angesprochen hatte. Zwei Matrosen luden die Heckgeschütze – zwei geradezu lächerlich kleine Hinterlader. »Wir haben zu viel verloren, und die Spannung ist aus dem Tragkörper raus. Wir steigen nur langsam, und wir schlingern.«
    »Was können wir abschneiden?«, fragte Boas.
    … alles darf zur Seite geworfen werden, wenn das Heilige Feuer kommt, nur der Tempel selbst muss von zweimal zehn Männern umgeben sein, die mit Wein und Öl gesalbt wurden …
    Kitchens orderte mit lautem Brüllen Waffen nach achtern, als eine Rakete von ihren Verfolgern gezündet wurde und durch die Luft auf sie zuraste. Die Männer auf dem Poopdeck starrten sie fasziniert an. Das Projektil tauchte nur ganz knapp unter dem Rumpf vorbei.
    »Ein wenig höher, und wir wären ein Feuerball«, sagte der Unteroffizier. »Wir sind am Ende.«
    »Ihr Name, Mann!«, verlangte der Sonderbeauftragte zu wissen.
    »Martins, Sir.« Der Mann atmete schwer.
    »Dies ist Ihr Schiff, Mr Martins. Ich habe es nur für Sie gehütet. Ich verstehe nichts von Luftkampfstrategien.« Kitchens’ Stimme wurde zu einem bedrohlichen Knurren. »Was können wir tun?«
    »Wilde ahoi!«, rief ein müder Matrose, und sie waren wieder in einen Kampf verwickelt, ohne dass Kitchens eine Antwort auf seine Frage erhalten hätte.
    Was können wir tun , dachte Boas, außer dem, was alles Leben tut. Wir kämpfen, bis wir sterben.
    Der Tod ist nur ein Flur im Hause Gottes …
    Das gehörte zu den wenigen halbwegs vernünftigen Feststellungen des Siegels.
    Sie kämpften weiter. Nacht, Mondlicht, Blut, schwarz wie Öl auf dem hölzernen Deck, und die chinesischen Luftschiffe, die sie mit der Geduld von Haien umkreisten. Ihre Schlachtlaternen ähnelten einem unruhigen Sternbild, das Boas aus dem Augenwinkel immer betrachtete und das ihn stets daran erinnerte, wo die Mauer lag.
    Er kämpfte. Er tötete. Männer starben ringsum, aufgeschlitzt von kruden Bronzeschwertern, von Krallen und Zähnen zerfetzt; manche starben vor lauter Erschöpfung.
    Sie verloren. Kitchens brüllte weiter vom Poopdeck, Befehle, Flüche, unzusammenhängenden Unsinn. Ein Matrose, der einen krallenbewehrten Tritt in den Unterleib erlitten hatte, lehnte sich an den Hauptmast und versuchte etwas Langes, Feuchtes in seinem Körper zu behalten.
    Boas war erneut froh, dass er nicht riechen konnte.
    Er würde mit der Erinyes sterben. Sie waren zu hoch über dem Erdboden, als dass er den Sturz überleben konnte, wie damals, vor langer Zeit, als er noch mit al-Wazir reiste. »Bootsmann, ich habe dich im Stich gelassen«, flüsterte Boas. »Dich auch, Paolina. Doch dich am meisten.«
    Da war sie. Paolina starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, überrascht, doch nur einen Augenblick lang, bevor die Luft unter ihren Füßen ihre Rechte einforderte und sie schreiend in die afrikanische Nacht hinabfiel. Jemand stürzte gemeinsam mit ihr hinunter. Ein Trupp der geflügelten Wilden löste sich aus den Angriffen, um sie zu verfolgen.
    Boas wäre fast über die Reling gesprungen, um seine Liebe zu retten, doch Kitchens brüllte wieder etwas über die Chinesen und eine kurze Pause im Kampf auf dem Deck und dass sie noch mehr Kämpfe zu erwarten hätten. Dennoch wollte der Messing über Bord springen und hoffte darauf, sich etwas unglaublich Intelligentes einfallen zu lassen, während er auf den Dschungel Tausende Meter unter ihm hinabfiel.
    Wang
    Die Good Change dampfte langsam durch den Bab al-Mandab. Die Royal Navy war offensichtlich viel zu begeistert von dem Unterseeboot, als dass sie sich mit einer Motorjacht abgeben würde. Das riesige britische Kriegsschiff begleitete die Five Lucky Winds vom Golf von Aden in das Rote Meer und dann weiter, Richtung Norden, nach Suez. Sie konnten nicht mehr tun, als einfach zu folgen.
    »Sie haben sie verloren, wie mir scheint«, sagte Wu zu ihm. »Wir werden uns bald auch verirren. Wir haben keine Karten, die über den Golf von Aden hinausreichen.«
    »Wie schwer kann es sein, einem anderen Schiff zu folgen?«
    »Hier ist das nicht schwer. Wenn Childress sie aber überredet, sie tatsächlich ins Mittelmeer zu lassen, nun … Möchten Sie wirklich sehen, wie gut die Good Change unter die Wellen gleiten und sie unter Wasser verfolgen kann? Abgesehen davon haben wir ohne Karten zu Meeresbänken, Riffen und Unterwasserfelsen keine Chance.«
    »Ich habe kein Interesse an einer Rückkehr«, lautete Wangs kurz angebundene Antwort.

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