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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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korrigierte seine Meinung. Vier chinesische Luftschiffe lauerten vor ihnen, die schillernden Schlachtlaternen in breiter Formation aufgestellt. Aufsteigende Rauchschwaden ließen auf den Zustand der Luftschifftürme in Cotonou schließen.
    Sie waren in eine Falle gelockt worden. Im Osten ging für ihn zum letzten Mal die Sonne auf.
    Das Mädchen! Sie konnte Luftschiffe aufhalten. Sie hatte Kapitän Sayeed mit ihren seltsamen Kräften zu Tode erschreckt, bevor sie sie auf genau diesem Deck erneut unter Beweis gestellt hatte.
    Kitchens kletterte auf das Poopdeck. Der Messingmann stand dort und hatte das Steuerrad so fest gepackt, als ob es um sein Leben ginge. Martins, der überlebende Unteroffizier, stand mit zwei der älteren Matrosen neben ihm. Wo zum Teufel war dieser nutzlose Seekadett? Longfellow? Longglory? Dieses Luftschiff war von Gott verflucht worden, so viel war sicher.
    »Wir werden den Tag nicht überstehen«, stellte Kitchens nüchtern fest, als er das Steuer erreichte. »Außer, Freund Boas, dieses Mädchen, das Sie so zu schätzen scheinen, kann gegen all unsere Feinde gleichzeitig vorgehen.«
    »Ich glaube, sie mag diese Art der Magie nicht sonderlich.«
    Kitchens verbeugte sich leicht. »Sir, ich muss Ihnen mitteilen, dass ich mein Versprechen in Bezug auf Ihr Schicksal in Cotonou mit ziemlicher Gewissheit nicht einhalten kann. Wir können uns nicht gegen vier Luftkreuzer behaupten. Keine Chance, selbst wenn das Schiff in erstklassigem Zustand wäre.«
    »Ich bin hier.« Paolina kam die drei Treppenstufen zum Deck hinauf, gefolgt von Gashansunu.
    Dem Sonderbeauftragten wurde schmerzlich bewusst, dass sich fast die Hälfte der noch einsatzfähigen Besatzung dieses angeschlagenen Luftschiffs auf dem Poopdeck zusammendrängte. Mit all den Verwundeten und Toten waren sie nicht einmal in der Lage, die Reling backbord und steuerbord mit kampfbereiten Männern zu besetzen.
    »Wir haben schon zu viele Kämpfe hinter uns«, sagte Kitchens. »Es sind nicht mehr genügend Männer übrig. Ich habe Sie durch die Luft fallen und dann wiederkehren sehen, als ob Sie nur einen Spaziergang durch ein Erlenwäldchen machten. Können Sie die Erinyes auf einem vergleichbar verborgenen Weg durch die Luft schicken? Oder sollen wir hier warten, bis wir als brennende Fackel vom Himmel stürzen?«
    »Diese Situation habe nicht ich herbeigeführt.« Ihre Stimme klang entschlossen, obwohl sie leichenblass war und ihr Körper vor Erschöpfung zitterte. »Ihre Männer haben dieses Schiff in das Tor zur Hölle gesteuert, und nun wünschen Sie sich nichts mehr, als von einer Frau gerettet zu werden.« Paolina verschränkte ihre Arme mit denen Gashansunus. Sie betrachtete Boas schweigend und sehr lang. »Ich könnte meine Freunde mit mir nehmen und sie an einen anderen Ort bringen, ohne mich vom Anblick Ihres Scheiterhaufens im Geringsten stören zu lassen.«
    Kein Gefängnis dieser Welt würde diese Frau aufhalten. Kitchens öffnete den Mund und suchte verzweifelt nach Worten, mit denen er vielleicht in der Lage sein würde, ihre Meinung doch noch zu ändern.
    Doch Boas sprach zuerst. »Das wirst du nicht tun.«
    Seine Worte durchbrachen die Stille wie ein herabfallender Belegnagel. Ein Teil von Kitchens bemerkte, dass sie achtungslos weiter in Richtung Schlacht fuhren. Sie könnten langsamer werden, sie könnten wenden, sie könnten auf irgendeine Art und Weise versuchen, das Unvermeidliche zumindest für eine kurze Zeit hinauszuschieben. Oder sie konnten zwei streitenden Liebenden zuhören, bis sie alle tot waren.
    »Nein«, sagte Paolina. Ihre Stimme klang eisig, aber klar. »Das werde ich nicht. Denn nur ein Mann würde so etwas tun.«
    »Und Sie sind kein Mann, Mylady«, sagte Kitchens und mischte sich geschickt wieder ins Gespräch ein. »Und am wenigsten ein toter Mann.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das gesamte Luftschiff fortbewegen kann.«
    Martins sagte zögerlich: »Halten Sie die Motoren von denen da vor uns an, wie Sie es schon mal gemacht haben.«
    »Warum? Sie werden sie einfach neu anwerfen, und wir könnten nicht mal einem erschöpften Storch entkommen. Wir können uns ihnen nicht nähern und mit unseren mächtigen Geschützen das Leben nehmen. Außerdem …«, sie hob ihre Hand, »… werde ich sie nicht töten. Ich habe schon viel zu viele mit meinen Mächten getötet. Das werde ich nicht noch einmal tun.«
    »Und was dann?«, blaffte Kitchens.
    »Wir landen«, sagte sie zu ihnen. »Wir landen, und ich werde

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