Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
Vom Netzwerk:
sie nicht wussten, war, wie man sich in einem vertrauensvollen Kreis umarmte.
    Geschützdonner war schon in ihrer Nähe zu hören, bevor sie bereit waren, aber zum Glück verfehlten die Kugeln ihr Ziel. Sie konnte nach der ersten Salve in der Ferne laut gebrüllte Befehle hören, Entertrupps oder Schützenlinien oder einfach nur die Kanoniere, die ihre Geschütze neu ausrichteten.
    Paolina konzentrierte sich auf das von ihr ausgewählte Schiff und die Menschen, die in seinem Rumpf und auf Deck verteilt waren. Ihre Mannschaft war bei ihr.
    Was würde mit ihnen geschehen, die so weit verteilt standen? Wer der Mitte nicht nahe genug war, könnte einfach in den Abgrund stürzen, ähnlich wie es beinahe bei ihr geschehen war.
    Sie konnte nichts daran ändern. Sie würde nicht absichtlich töten, aber sie war auch nicht bereit, ihr eigenes Leben aufzugeben. Die Besatzung dieses Schiffs hielt nicht sonderlich viel von ihr, aber ihr treuer, angsterfüllter Respekt für Boas war deutlich zu sehen, und wie sehr er sie achtete, war unverkennbar.
    Um aller Anwesenden willen würde sie diese Engländer mitnehmen.
    »Wir sind so weit.« Gashansunu glitt mit ihrer Hand in die Schlaufe des Silberbands, das von Paolinas rechtem Handgelenk herabhing. Sie hatte eine Seilschlaufe um ihren freien Arm gewickelt. Boas stand neben der Hexenmeisterin und hatte seine Hand auf das Seil gelegt. Mit der anderen berührte er kurz Paolina.
    »Du wirst uns alle retten«, sagte er sanft.
    Ihr Herz erzitterte. Er war hier. Sie hatten keine Vergangenheit und vermutlich auch keine Zukunft, aber in diesem Augenblick war er hier.
    Paolina sah in die aufsteigende Röte eines neuen Morgens und wünschte sich, eine bessere Möglichkeit gefunden zu haben. Praia Nova war niemals so schwierig gewesen, oder?
    Natürlich war es das.
    »Boas«, sagte sie, als sie sich darauf konzentrierte, sie alle in einem Sprung über den Abgrund zwischen den Schiffen zu transportieren. Es war nun zu spät, sich darüber Sorgen zu machen, wie hoch die Decks lagen oder ob jemand in den Gasen des Tragkörpers auftauchen würde, in denen er nicht mehr atmen konnte, oder ob die Schiffsbreite einen Unterschied machte.
    »Ich liebe dich.« Ihre Worte wurden von weiterem Geschützdonner übertönt.
    Dann veränderten sich die Dinge.
    Wang
    Er ging in Port Said von Bord, stets die Geschichte vom Diener des Prinzen von Sarandib auf den Lippen. Katalogisierer Wang merkte schon bald, dass sich niemand für ihn interessierte, nicht einmal der gelangweilte Hafenmeistergehilfe, der ihm überhöhte Liegeplatzgebühren aufzwingen wollte.
    Natürlich begleitete ihn niemand von der Good Change . Er glaubte Wus Geschichte nicht, dass ein Fluch auf ihnen lag und sie nicht an Land gehen dürften, aber die Besatzung schien er davon auf jeden Fall überzeugt zu haben.
    Jemand musste Obst und Gemüse für die Kombüse kaufen, einen Krämer für maritime Bedürfnisse aufsuchen, um frischen Treibstoff schachern und auf die Gerüchte lauschen, die ein Fremder auf den Straßen der Stadt aufschnappen konnte.
    Port Said war eine Stadt mit vielen niedrigen Flachdachhäusern, die ihn an Haikuo oder eine andere beliebige verschlafene Hafenstadt Südchinas erinnerte, weniger an die hektische Betriebsamkeit Kantons oder Singapurs.
    Die Menschen schienen hier auf den Straßen zu leben. Er fragte sich, welchen Zweck die Gebäude überhaupt erfüllten, denn jede Aktivität, vom Kochen über lautstarken Handel bis hin zur Geburt, fand öffentlich statt. Die Hitze war auch anders; hier brannte sie gnadenlos herab, trocknete alles aus und hatte nichts mit der feuchten, schweißnassen Atmosphäre in Chersonesus Aurea gemeinsam. An diesen Ort schien die frische Meeresluft niemals zu gelangen.
    Erneut verlangte es Wang danach, alles einfach hinter sich zu lassen. Wenn er nicht auf die Good Change zurückkehrte, wie sollten sie ihn dann finden? Bis der Schweigsame Orden oder das Himmlische Königreich einen ihrer Assassinen entsandt hatten, wäre er schon längst nicht mehr hier.
    Er wusste auch diesmal, dass er nicht einfach fliehen konnte. Auch Shen und Wu war das sicherlich bewusst, denn sonst hätten sie ihn wohl kaum in die Stadt geschickt. Er kümmerte sich um die geschäftlichen Belange des Schiffs und unterzeichnete Wechsel für Gold im Hafen – ihre Interimsscheine waren hier gefährlich, sehr gefährlich.
    Nachdem Wang seine Einkäufe getätigt hatte, kehrte er an den Pier zurück. Es war sein Ziel, Childress

Weitere Kostenlose Bücher