Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)
erreichen und ihren eigenen Platz zu bestimmen. Wenn sie das schaffte, dann würde sie sofort nach Hause zurückkehren, indem sie die Kilometer hinter sich ließ, wie Paolina es ihr gezeigt hatte.
Zu ihrem Entsetzen öffnete sich die Schweigende Welt für sie nicht. Das war seit ihrer ersten Blutung nicht mehr geschehen!
»Wo?«, schrie Gashansunu in ihrer Muttersprache, aber niemand auf dieser Seite der Mauer würde die Worte verstehen und den Schmerz, der in ihnen lag, nachvollziehen können.
Die Stadt hatte sie verlassen. Sie war bereits tot. Sie war zu einem wa geworden, unwissend und unbekannt. Sie hatte die Verbindung zwischen den beiden Seiten ihres Daseins verloren, zwischen Schatten und Schweigen.
Die Hexenmeisterin weinte, bis ein schmutziger kleiner Kerl ihr einen Becher mit Wasser reichte und unbeholfen ihren Arm tätschelte. Er blieb für eine Zeit mit ihr in der Zeit, was Gashansunu beruhigte, bis sie die wütenden Stimmen eines ausgewachsenen Streits wahrnahm.
Paolina, ihr Messing und dieser seltsame Wahnsinnige in seinem schwarzen Anzug, der Befehle ohne Befugnisse erteilte.
Sie suchte noch einmal nach ihrem wa , stellte fest, dass sie endgültig verloren war, und entschied sich herauszufinden, was sie mit dem verbleibenden Leben nach ihrem Tod anfangen konnte.
Paolina
Zwei Luftschiffe nahmen die Verfolgung auf. Das dritte kümmerte sich um die Erinyes .
Paolina hatte genug davon, sich von anderen ins Ziel nehmen zu lassen. Die Nördliche Hemisphäre bestand einzig aus ständiger Schikane, aus Krieg und dem ewigen Gieren nach Macht. Sie hatte endlich Boas gefunden, aber anstatt einfach zusammen Frieden zu finden, schienen sie nun bis über beide Ohren in diesen englischen Krieg verwickelt zu sein.
Sie wollte endlich nach Hause. Wo immer das war.
»Bevor Sie Ihre Frage stellen«, stellte Paolina in aller Deutlichkeit dar: »Ich werde sie nicht für Sie umbringen. Ich werde nicht für den Rest meines Lebens töten.«
»Die Letzten haben Sie nicht umgebracht.« Kitchens’ Stimme klang sehr angespannt. »Sie haben sie aufgehalten, damit wir fliehen konnten.«
»Wir sind nur in weitere Feinde hineingerannt, trotz Ihrer Versprechen. Ich musste erneut zu meinen Tricks greifen.« Sie spürte, wie etwas in ihr hochkochte. »Wann höre ich endlich auf wegzulaufen? Wird jeder Tag, jede Stunde zum Zwang werden, immer mehr zu retten? Ich bin nicht Ihr Schutzengel! «
»Paolina«, sprach Boas sie an, aber sie drehte sich schreiend zu ihm um: »Lass mich meinen eigenen Weg finden!
Kitchens riss sich sichtbar zusammen. »Sie behaupten, sich Stabilität zu wünschen. In diesem Fall sollten Sie mir bei dem helfen, was ich tun muss. Dann wird die Regierung zu sehr abgelenkt sein, um den Krieg im Osten fortzuführen. Danach kann die Mauer den Messing und ihresgleichen überlassen bleiben, China kann sich um seine Angelegenheiten kümmern, und England kann sich über die eigenen Ziele klar werden.«
Sie öffnete ihren Mund – einmal, zweimal – und zwang sich dann, die Worte auszusprechen, die verbittertes Lachen abzuwürgen drohte: »Also muss ich Sie nur nach Hause bringen und Ihnen dabei helfen, eine Königin umzubringen, der Vergeltung Ihres gesamten Empire zu entkommen und schließlich den Fortschritt der Verhandlungen abzuwarten, die quer über die Nördliche Hemisphäre geführt werden müssen. Und dann wird alles in Ordnung sein? Sie müssen mich wirklich für dumm halten, Mr Kitchens.«
»An diesem Plan mag es noch einige schwierige Details geben, Miss Barthes, aber ja, mehr müssen Sie nicht tun.« Unvergossene Tränen schillerten in seinen Augen, die sie in schonungsloser Klarheit anblickten. »Ich verfüge über keine bessere Antwort, außer dass wir sonst den Dienern beider Königreiche dabei zusehen können, wie sie sich gegenseitig abschlachten. Wenn Sie sich einfach wegzaubern wollen, dann wäre dies wohl der angemessene Zeitpunkt.«
Sie sah zu Boas hinüber, der immer noch am Steuer stand. Er schüttelte leicht den Kopf, bevor er sagte: »Ich werde dir überallhin folgen, aber ich für meinen Teil würde diese Männer und ihre Ziele nicht einfach im Stich lassen. Mr Kitchens hat mehr Hoffnung zu bieten, als alle anderen Wege, die wir beschreiten könnten.«
Paolinas Herz fühlte sich an, als ob es jeden Augenblick zerbrechen wollte. »Du wirst nicht mit mir kommen, wenn ich das Schiff verlasse?«
»Doch, ich werde dich begleiten.« Wenn Boas ein Mensch gewesen wäre, dann wäre auf
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