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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Klugheit zusehen, wie sie mit hundert wütenden chinesischen Matrosen zurechtkamen.
    Aber das konnte sie nicht tun. Eine solche Geste wäre zu grausam, und der Preis, den die Frauen Praia Novas dafür zu bezahlen hätten, wäre unerträglich.
    Außerdem wäre Ming enttäuscht. Die Männer dort drüben waren ihm ähnlich, genauso wie die Männer hier al-Wazir ähnlich waren. Brüder, Kameraden, Spiegelbilder.
    Sie waren real für sie. Auf eine Art und Weise, wie sie es für die doms niemals gewesen war.
    Sumatra. Es konnte kein anderes Ziel geben.
    Sie konnte sich diesen tödlichen Küstenstreifen nur zu gut vorstellen. Das Schiff hatte sich damals einen knappen Kilometer vor der Küste befunden. Nah genug für diese Männer, um an Land zu schwimmen, wenn sie sie genau an diesen Ort brachte, aber der Strand wäre natürlich sicherer.
    Hatte sie genug vom Strand gesehen?
    Paolina stellte den vierten Zeiger auf den Rhythmus des ersten Luftschiffs ein, das sich ihnen schneller näherte als sein Gegenstück. Die Männer schwärmten umher, kleine goldene Funken, jeder Herzschlag, jede Seele und jeder Verstand.
    Sie werden erfahren, dass ich hier bin , dachte sie. Aber das wussten sie ohnehin schon. Jeder schien das zu wissen. Selbst Gashansunu hatte sich auf die Suche nach ihr begeben. Hethor hatte recht – sie konnte sich nicht verstecken. Alles, was sie noch tun konnte, war, ihre Macht so gut einzusetzen, wie sie es konnte.
    »Kein Warten mehr«, verkündete Paolina und schickte siebenundvierzig sehr verwirrte Männer um die halbe Welt.
    Eine riesige Salzwasserwelle schlug klatschend auf das Luftschiff und lief an den Seiten herab. Etwas Großes fiel ebenso hinab und wand sich panisch in der Luft.
    Das nun aufgegebene Schiff kam fast sofort vom Kurs ab. Sein Steuermann hatte gegen denselben Seitenwind ankämpfen müssen, der ihrem eigenen Luftschiff das Leben schwer gemacht hatte. Paolina konzentrierte sich schnell auf das andere Schiff. Auf ihm befanden sich neunundvierzig Männer. Diese reagierten bereits auf das veränderte Verhalten ihres Schwesterschiffs und eilten an die Reling. Sie konnte sich vorstellen, wie die Männer zu ihren Cousins oder alten Freunden auf dem anderen Deck hinüberriefen.
    Vielleicht würden sie Ming finden, und er würde ihnen helfen, alles zu verstehen.
    Sie konnte nicht noch mehr Chinesen töten.
    Auch diese Mannschaft verschwand, ausgetauscht gegen mehrere Tonnen Salzwasser und einen silbernen Fischregen, der im Fallen munter funkelte. Das zweite Luftschiff verließ den eingeschlagenen Kurs, mit der Nase nach unten.
    »Ich werde sie umherschweifen lassen«, sagte Paolina. »Das verbliebene Luftschiff könnte sie vielleicht wieder einfangen, aber das wird sie viel Zeit kosten.«
    »Die Erinyes wird sie ablenken, Miss.« Das war Kitchens.
    Sie hatte nicht bemerkt, dass er das Steuer verlassen hatte. »Ich bin sehr müde«, sagte Paolina und setzte sich dann so schnell auf das Deck, dass es schon fast ein Zusammenbruch war.
    Boas beugte sich zu ihr hinab, während Kitchens sie ansah. »Möchten Sie sich unter Deck ausruhen?«, fragte der Sonderbeauftragte.
    Sie blickte zu ihm auf. Sein Gesicht schien im orangefarbenen Morgenlicht fast zu glühen, und der Schmutz und die Blässe und Hagerkeit seines Gesichts schienen von ihm abzufallen. Die Spuren der Entbehrungen, die in ihm zu Gleichmut herangereift zu sein schienen.
    »Ich bleibe hier einen Moment sitzen«, sagte Paolina, »und Sie werden sich zu mir setzen und genau erklären, was Sie bei ihrer Rückkehr nach England zu erreichen hoffen. Wenn ich alles dafür aufgeben soll, Ihnen zu helfen, dann würde ich gerne wissen, was ich mir für diesen Preis einhandle.«
    Neben ihr sah Gashansunu zu den verirrten Luftschiffen hinüber. »Du kaufst bereits jetzt schon viele Dinge zu einem hohen Preis, Luftpriesterin.« Ihre Stimme klang kühl.
    Childress
    An Land brach Krawall auf. In einem Gebäude hinter den festgemachten Kanonenbooten ertönte eine Alarmglocke. Die meisten Matrosen, die man gerade noch auf Deck hatte sehen können, verschwanden nun in großer Eile. Selbst die Aufmerksamkeit des SIKM Inerrancy wurde von der Five Lucky Winds abgelenkt.
    Sie hätte fast gelacht. Der Mönch hat irgendein Unheil ausgebrütet. Wenn sie al-Wazir nicht unverletzt zu mir bringt, werde ich dafür sorgen, dass ihr ein Unheil geschieht.
    »Kapitän Leung«, rief Childress auf Chinesisch. »Ich würde die Männer das Sonnensegel einholen lassen und das

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