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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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seinem Gesicht ein schiefes Lächeln zu sehen gewesen; das konnte sie aus seinem Tonfall heraushören. »Ich werde mitkommen, auch wenn ich weiß, dass es die falsche Entscheidung ist. Was kann ich tun, außer dir zu folgen?«
    Gashansunu berührte Paolina überraschend am Ellbogen, was sie zusammenzucken ließ. »Hinter uns liegt kein erkennbarer Weg. Ich werde dir ebenso folgen wie der Messing, aber triff für unsere Zukunft eine weise Entscheidung.«
    Paolina wollte nur Frieden, Eintracht und gutes Handwerkszeug. Kein knarzendes Deck, keinen Geschützdonner, nicht die ständig wechselnden Aussagen eines Manns, der nur wenig besser als die fidalgos in Praia Nova war, die ihre Kindheit zu einer solchen Qual gemacht hatten.
    Kitchens wich ihrem Blick aus. »Ich übernehme das Steuer, Sir«, sagte er zu Boas.
    Der Messing stemmte sich gegen den zunehmenden Seitenwind, bis der Sonderbeauftragte das Steuer fest im Griff hatte.
    »Heckwache!«, bellte Kitchens. »Ich brauche eine Aussage, wie es mit den Waffen aussieht. Wir kämpfen wieder, Jungs, und das zum letzten Mal.«
    Die wenigen Besatzungsmitglieder an Deck stöhnten laut auf. Jemand fing an, Gewehre durch eine Luke hochzureichen. Paolina trat mit Boas und Gashansunu an die Reling. Die hängenden Schultern des Messing ließen erkennen, wie erschöpft er war und dass selbst das Metall seines Körpers ermüdete. Die Hexenmeisterin wirkte beunruhigt.
    Sie konnten ihren dummen, verdammten Krieg haben. Wenn Paolina wieder zurück auf der Mauer war, würde sie niemals zurückkehren. Die beiden Kaiserreiche könnten sich ruhig gegenseitig in die sprichwörtlichen Knie zwingen, und es wäre ihr völlig egal. Egal.
    Obwohl sie versuchte, den Zorn am Leben zu erhalten, wich er schon bald wieder der Erschöpfung. Würde sie Ming und Zehntausende seiner Kameraden ein nasses Grab bereiten? Sie hatte bereits vor der Küste Sumatras eine halbe Flotte vernichtet. Dass sie sich auch ohne sie weiter abschlachten würden, wäre keine Ausrede.
    Nicht, wenn es für sie die Möglichkeit gab, diesen Krieg zu beenden.
    »Ich möchte gerne mit dir fort«, sagte sie zu Boas. »An einen Ort, wo wir Ruhe finden und über unsere Zukunft nachdenken können. Ich habe Angst, dass es einen solchen Ort für uns nicht geben wird.«
    »Diesen Ort wird niemand finden«, sagte Gashansunu. »Er ist verloren.«
    Boas antwortete ihnen beiden. »Wir werden ihn finden, aber es wird dauern. Im Augenblick schulde ich diesen Männern ihr Leben. Mr Kitchens hat mich von der Bedeutung seiner Aufgabe überzeugt.«
    »Ich kann nicht sagen, ob er recht hat oder nicht.« Paolina erforschte ihr Gewissen, bevor sie ihre nächsten Worte aussprach. Sie ließ in diesem Augenblick etwas zurück, was sie kaum verstand – Freiheit, eine Gemeinschaft, ein Leben, das sie zu ihren Bedingungen hätte leben können. »Ich weiß lediglich, dass der Preis, den ich dafür bezahlen müsste, jetzt zu gehen, höher ist als der, den ich bezahlen muss, wenn ich bleibe. Wenn wir den Krieg mit seiner verrückten Idee beenden können, die Regierung ihres Oberhaupts zu berauben, dann werden wir den Krieg beenden. Aber …« Sie sah sie beide an. »Ich werde alles über den Sturm erfahren, in den wir nun hineinsteuern. Jedes noch so kleine Detail, das dieser Sonderbeauftragte aus sich herausquetschen kann.«
    Paolina holte die Taschenuhr aus ihrem Beutel hervor und sah auf die chinesischen Luftschiffe hinab, die sie verfolgten. Sie hatte die beiden anderen, die sie hätten verfolgen können, ihrer Motorenkraft beraubt und dabei ein Feuer verursacht. Nun, da sie die Männer woanders hinbewegen konnte, wie sie es damals mit der Five Lucky Winds getan hatte, fragte sie sich, ob es nicht vielleicht nützlicher wäre, die Besatzungen von ihren Schiffen zu entfernen und die Höhe den Luftschiffen den Garaus machen zu lassen.
    Andernfalls würden die Mannschaften einfach die notwendigen Reparaturen durchführen und wieder an ihrem Krieg teilnehmen.
    Paolina konzentrierte sich auf ihre Verfolger und entdeckte ihre Abbilder in der Schweigenden Welt. Die Tragkörper glühten leicht aufgrund der rastlosen Energie des in ihnen befindlichen Wasserstoffs. Die funkelnden Partikel der Seelen schwärmten unter ihnen auf Deck umher; Männer, die ihrer, ach so wichtigen, Aufgabe der Verfolgung und Vernichtung nachgingen. Für einen Augenblick verspürte sie das Verlangen, sie alle nach Praia Nova zu schicken. Sollten doch die doms mit ihrer männlichen

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