Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)
Valetta?«, fragte Shen. »Das muss eine Falle sein.«
»Der Mönch hätte sich beachtliche Mühe gegeben, nur um diese Falle zu stellen, Sir«, sagte Wang. »Die Five Lucky Winds hat den Hafen von Port Said im Schutz der Feuer verlassen, die sie gelegt hat.« Seine Beine zitterten noch ein wenig von der panischen Flucht aus der Stadt, aber Wang lächelte immer noch. »Es gibt hier zu viele Verbindungen, die wir nicht einfach ignorieren können. Außerdem kann ich ihnen bestätigen, dass sie nach genau diesen Karten gesucht hat. Wenn sie ihre Spur hätte verwischen wollen, dann hätte sie sich einfach irgendeine beliebige andere aus den Karten heraussuchen müssen, die direkt danebenlagen.«
»Das schließt die Möglichkeit einer Falle nicht aus«, knurrte der Kapitän.
Wang bemerkte, dass er der Frage nach der Existenz des Mönchs auch nicht auswich. »Ist sie jetzt an Bord, Sir?«
»Wer?« Ein seltsames, fast wildes Funkeln trat in Shens Augen.
»Der Mönch«, sagte Wang. Die aufgestaute Wut, die nur seine Geduld hatte zurückhalten können, brach sich nun ihre Bahn. »Diese Verrückte, die auf Ihrem Boot von Chersonesus Aurea bis Phuket mitgefahren ist und dann weiter nach Panaji, bevor sie an Bord der Five Lucky Winds gegangen ist.«
»Der Kô würde niemals eine Frau auf seinem Schiff erlauben. Das ist also nicht möglich.«
Der Katalogisierer sah zu Wu hinüber. Der erste Offizier versuchte angestrengt, sich ein Lächeln zu verkneifen. »Wissen Sie«, sagte er. »Sie haben uns beide zur Anlegestelle am Palast des Schweigsamen Ordens gerudert.«
»Ich weiß, dass einige Dinge die Welt unbemerkt durchstreifen«, antwortete Wu. »Der Nordwind. Wolkendrachen. Gewisse Mönche.«
»Sie sind nicht tot«, beharrte Wang. »Sie ist nicht unsichtbar. Ihr seid alle verrückt.«
Aber sie war doch unsichtbar, wie ihm jetzt klar wurde. Oder konnte es sein. Sie hatte ihn mitten in den Stützpunkt der Royal Navy in Port Said geführt, an Dutzenden Beamten und Wachen vorbei, ohne dass sie bemerkt worden wären.
Nun musste Shen lächeln. »Das sind mächtige Worte von einem Mann, dessen Leben an einem seidenen Faden hängt.«
»Ach, ersparen Sie mir diese lächerliche Heuchelei«, blaffte Wang ihn an. »Wir wissen beide, dass mein Leben ab dem Moment keinen Pfifferling mehr wert war, als mich der Kô zu sich bestellte.« Diese Aussage überraschte ihn, aber er konnte sie nicht mehr zurücknehmen und sprach einfach weiter. »Wenn ich diese Reise überleben dann wird es ein Geschenk des Himmels sein und weil gewisse Leute wundersamerweise vergessen haben, mich zum Schweigen zu bringen. Alles, was mir noch geblieben ist, ist meine Aufgabe, die Maske Childress zu finden!« Ihm traten Tränen in die Augen, aber Wang wusste, dass er ihnen vor diesen Männern besser nicht freien Lauf ließ.
»Sie zu finden und dann nach Phuket zurückzubringen, nicht wahr?«, fragte Wu.
Wang starrte ihn an. Welche Rolle spielte das schon, wenn er die Engländerin erst einmal gefunden hatte? Aber er erinnerte sich an seine Fehler, als sich seine Wut wieder legte, wie das Meer nach einem Sturm. »Selbst wenn sie an Bord ist, werden Sie mich brauchen, um durch Suez und den Golf von Aden zurückkehren zu können.«
»Der Indische Ozean wartet auf Sie«, sagte ihm der erste Offizier.
Kapitän Shen tippte auf den Kartentisch. »Aber zuerst müssen wir in diese widerliche Stadt Valetta. Normalerweise würde ich Sie irgendwo an der Küste absetzen und zu Fuß hingehen lassen.«
»Und warum diesmal nicht? Trauen Sie mir etwa nicht?«
Seine Hand glitt über die leeren Stellen auf dem ach so kleinen Mittelmeer, das auf der größeren Karte abgebildet war. »Ich habe keine Karten außer der von Valetta und seinem Hafen. Ich habe keine Lust, mein Schiff auf verborgenen Felsen zu riskieren. Es ist schon schlimm genug, dass wir fast dreitausend li offenes Meer vor uns haben, aber vier Tage zwischen Untiefen zu manövrieren ist purer Wahnsinn. Ich werde das nach dieser langen Strecke nicht riskieren, nur um Sie über irgendein Riff zu hieven.«
»Wir haben ihr Banner gehisst. Dieses Schiff ist von den Europäern gebaut worden. Niemand wird uns infrage stellen.« Wang sagte das mit größerer Selbstsicherheit, als er empfand.
»Ihre Geschichte mit dem Prinz von Sarandib hat im Indischen Ozean zu überzeugen gewusst«, sagte Shen in einem säuerlichen Ton. »Ein Schiff voller Chinesen lässt sich mitten in britischen Gewässern wohl nicht mehr so
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