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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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größerer Geist fortgezogen war. Sie waren außerdem die Wächter der Stadt, unsichtbar und unbesiegbar, zumindest bis ein gewisser Schimmer vor zwei Jahren unter ihnen gewesen war.
    Jeder Ring wurde außerhalb des vorherigen Rings angelegt, um daraus einen sich stets verbreiternden Kreis zu machen, der das pulsierende Herz in der Stadtmitte unterhalb der Säule der Wiedergutmachung umschloss. Mit der Zeit würde die Stadt einen weiteren Ring hervorbringen. Die Häuser der Hexenmeister würden dieses Geschehen lobpreisen und sich dann vorsichtig in die noch glänzenden Straßen begeben, um die trocknenden Eihäute von den Gebäuden zu zerren und nachzusehen, welche Geistergeschenke sich in ihnen befanden. Eines Tages mochte die Stadt die gesamte Südliche Hemisphäre umfassen, wenn ihr genügend Jahre des Friedens bestimmt waren.
    Die Stadt machte Jagd auf die Unvorsichtigen, aber niemand jagte sie. Gashansunu und ihr Volk wussten, was es hieß, ein Fisch in einem Riff oder Flöhe auf einem Hund zu sein. Ihre Macht war die eines Schwimmers, der auf der Ozeanwelle der Stadt ritt.
    Sie ging durch die sauberen Straßen, kam an düsteren Torbögen vorbei, aus denen tausend glitzernde Augen blinzelten. Gashansunu tolerierte die gemurmelten Sorgen ihres wa und fragte sich, was oder wer in der Nördlichen Hemisphäre solche Schimmer über die Mauer entsandte. Zweimal binnen weniger Jahre. Ihr Volk hatte dies seit den Tagen der Simonie und der Wunder vor fast zweitausend Jahren nicht mehr erlebt.
    Bald schon erreichte sie das Tor. Es war massiv und brutal, wie die Beine des stärksten Sklaven, und verließ die wahre Welt der Stadt, um die Illusionen des Dschungels und des Wassers und des bitteren Duftes zu empfangen, der ihr vom Ozean entgegenwehte.

Acht
    Legion heiße ich; denn wir sind unser viele.
    Markus 5:9
    Boas
    Schließlich öffnete sich unter lautem Knarzen das Tor. Dr. Ottweill kam heraus. Der weiße Kittel des Mannes starrte vor grauschwarzem Dreck. Seine weißen Haare flatterten im Wind wie die eines Propheten, der nach einem jahrelangen Dasein als Eremit den Gläubigen mit fiebrigem Blick entgegentritt und dessen zerfurchtes, pockennarbiges und mit Blasen bedecktes Gesicht die Spuren des Wahnsinns trägt.
    »Dich kenne ich schon, Messing, du Verräter.« Ottweill starrte McCurdy und seine Hand voll Männer wütend an. »Ist das etwa die armselige Unterstützung, die der elende al-Wazir hat schicken lassen?«
    »Sir, ich kenne keinen al-Wazir«, antwortete der Bootsmann. »Ich bin Bootsmann McCurdy des LIKM Erinyes , und meine Aufgabe ist es, herauszufinden, wie ihre Lage ist, und ihnen schlechte Nachrichten zu überbringen.«
    Ottweill missfiel dies offensichtlich. »Sie schicken mir nicht mal einen Offizier.«
    »Leutnant Ostrander ist an Bord des Luftschiffs, Sir«, sagte McCurdy hartnäckig. »Er übermittelt Grüße und hat uns auf Aufklärungsmission geschickt, während er Luftwache hält. Meine Aufgabe ist es, Sie zu finden und Sie darüber zu informieren, dass das Empire sich nun im Krieg mit den Chinesen befindet. Sie sollten sich auf weitere Angriffe vorbereiten.«
    Der Doktor lachte. »Weitere Angriffe? Wir sind mit den bisherigen noch nicht durch! Unsere Toten haben wir immer noch nicht begraben. Meine Männer leben wie schwarze Maulwürfe unter der Erde. Wir horten Kohle. Wir haben uns vor dem Himmel versteckt. Und die ganze Zeit bohren wir; bohren, bohren und treiben den Tunnel Ihrer Kaiserlichen Majestät immer tiefer in die Mauer. Kommen Sie all Ihren Pflichten nach, Mann!« Bei seinen letzten Worten befand sich seine Nase nur noch Zentimeter von McCurdys Gesicht entfernt. Speichel lief ihm das Kinn hinab.
    McCurdy schluckte schwer. »Sir, dazu kann ich nichts sagen. Ich bin nur hier, um Ihnen zu raten, ein Signal nach Mogadischu zu schicken, sollten sich die Chinesen nähern.«
    »Und Sie haben vom Osten bis hierher eine Telegrafenleitung gelegt?«
    Der Bootsmann gab auf. »Sir, nein, Sir.«
    Dieser Mann hatte schließlich sogar al-Wazir bezwungen, und McCurdy war mit Sicherheit kein al-Wazir. »Doktor«, warf Boas ein.
    Ottweill spuckte aus. »Du. Maschine. Eher sollte mein Bohrer reden.«
    »Vielleicht wird er das eines Tages, aber Sie werden bald schon in Schwierigkeiten geraden, wenn das nicht ohnehin bereits der Fall ist. Ich habe Sie wissen lassen, dass die Mauer hohl ist. Seien Sie vorsichtig, wenn Sie den Fels durchstoßen und die inneren Hallen erreichen.«
    Die Stimme des Doktors

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