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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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des Unterseeboots waren, fiel die Aufgabe des Kundschaftens Childress und al-Wazir zu.
    »Meine größte Sorge ist«, sagte sie al-Wazir, als er die Ruder wieder ins Wasser gelassen hatte, »dass ein wohlmeinender Offizier oder Bürokrat uns zu unserem eigenen Schutz wegbringen lässt.«
    »Versuchen Sie, unsere Geschichte irgendeinem Offizier der Queen vorzutragen«, knurrte er. »Dann werden Sie schon sehen, wie die drauf reagiert.«
    Er ruderte weiter, während sich Childress wünschte, seine Ängste zerstreuen zu können. Ihre eigenen übrigens auch, denn ihre Sorge drehte sich um das, was sie in Panaji vorfinden würden.
    Gashansunu
    »Das Knochenvolk hat eine Nachricht geschickt«, sagte Baassiia zu ihr.
    Sie trafen sich nun auf dem Platz des Übermäßigen Verlangens. Ein verschrumpelter Wahrsager servierte ihnen Kaffee in flachen Schalen, deren Blattsilber über die oberen Rundungen von Kinderschädeln geschlagen worden waren. Seine Zähne waren so schwarz wie das Gebräu. Sie mischte in ihre Schale Kardamom und Honig und suchte damit den Trost ihres inneren Auges, das von dieser Mischung hervorgerufen werden sollte.
    Nicht, dass Gashansunu Offenbarungen aus einer flachen Tasse benötigte. Ihr wa war sehr deutlich in Bezug auf das, was die Störungen der Schweigenden Welt zu bedeuten hatten. Selbst der Himmel über der Stadt hatte seinem Elend Luft gemacht.
    Sie klopfte ihren Löffel trocken und legte ihn auf den gefliesten Tisch. Ein Blumenmuster war in die Keramik gebrannt worden, bei der die Trompete einer jeden Kletterpflanze den Stängel der nächsten verschlang, sodass sie sich zu einem endlosen Kreis des Blühens und des Verzehrens schlossen.
    Der Wahrsager war ein Mitglied des Hauses der Vielen Blüten. Viele Blüten hatten mit dem Haus des Westens seit wenigstens einer Generation keine ernsthaften Auseinandersetzungen mehr gehabt. Hätte allerdings jemand vorgehabt, sie zu vergiften, dann wäre das bitter schmeckende, ölige Gebräu eine hervorragende Möglichkeit gewesen, einen Angriff mit giftigen Kräutern zu übertünchen.
    Doch zu ihrem Glück nicht zu diesem Mond. Das hätte nur zu weiteren Komplikationen geführt, und der Tod war im besten Fall eine merkliche Unannehmlichkeit.
    »Wie lautet die Nachricht?«, fragte Gashansunu schließlich.
    »Sie fragen uns, ob wir dem Schimmer, der die Mauer überquert hat, eine Falle stellen können.«
    Menschen von der anderen Seite der Mauer waren seit dem Diebstahl des Luftschiffs des Knochenvolks vor zwei Jahren ein heikles Thema.
    »Eine Falle? Wir wissen noch nichts über den Schimmer, außer dass die Stadt seine Ankunft bedauert und dass die Südliche Hemisphäre seine Durchfahrt vermutlich auch bedauern wird.«
    Baassiia betrachtete eine Zeit lang seine Schale. In seinem Blick lag Schicksalsergebenheit. Gashansunu wusste, dass der Kreismagier sie in diesem Fall nur hinzuhalten versuchte.
    »Ihr wisst nicht, was in dieser Angelegenheit zu tun ist, nicht wahr?«, fragte sie.
    Er kniff die Lippen zusammen und sah dann auf seinen Kaffee hinab. »Zu meinem Bedauern hat mir die Schweigende Welt ihren Rat bisher verweigert.«
    »Nun, ich habe ihn erhalten.« Sie beugte sich vor. »Ich träumte von einem großen Krokodil, das mich in den Osten rief, während es in immer kleineren Kreisen schwamm und das Wasser mit sich riss.«
    »Sind das Träume oder ist das Ehrgeiz?«
    »Ich bin nicht Ninsunu, die sich mit eingeöltem Körper vor den Kreismagiern windet, um ihren Aufstieg damit zu sichern.«
    »Ich danke dir dafür«, sagte er. »Aber wenn du dem Monster in die Tiefe des Traums folgst und dabei die Stadtmauern hinter dir lässt, wer wird dann zurückkehren?«
    Niemand , flüsterte sie, oder die gesamte Welt.
    »Ich folge dem, was mir die Zeichen sagen«, fügte Gashansunu steif hinzu. »Das Knochenvolk weiß, dass sich der Schimmer nähert. Die Welt teilt uns ihr Bedauern durch die Träume der Stadt mit. Mein eigenes inneres Auge sieht meinen Weg vor sich. Ich wäre nicht ein Kind dieser Stadt, wenn ich ihm nicht folgte.«
    Später beschritt sie die kreisförmig angelegten Wege der Stadt im silbernen Mondschein. Das wa der Toten durchstreifte die Dunkelheit und war für jeden eine Gefahr, der nicht von seinem eigenen wa geschützt wurde. Doch selbst der Schutz ihrer eigenen Kraft verhinderte nicht, dass sie Schatten voller Zähne sah und den Gestank geronnenen Blutes roch.
    Sie waren ein grausamer Haufen, diejenigen, die zurückgelassen wurden, wenn ihr

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