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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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verwandelte sich fast in ein panisches Kreischen. »Was weiß eine Maschine schon davon?«
    »Was weiß ein Mann schon, der seit Jahrhunderten auf der Mauer gelebt hat? Ich habe mich auf geheimen Wegen durch sie hindurchbewegt. Können Sie das von sich auch behaupten?«
    McCurdy warf Boas einen Blick zu, den man als dankbar hätte bezeichnen können.
    »Ach«, fauchte Ottweill, »Sie haben nichts für mich. Kehrt zurück, wenn dieser nutzlose Bootsmann euch mit einer Armee zu uns schickt.«
    »Sir, danke, Sir«, sagte McCurdy.
    Der Doktor trat durch die kleine Schlupftür, blieb aber kurz stehen, um Boas einen Blick zuzuwerfen. »Messingmann. Was werde ich vorfinden, wenn ich durchbreche?«
    »Wunder«, sagte Boas. »Die offengelegten Maschinen der Schöpfung. Riesige rotierende Mauern aus Messing, die Ihren Bohrer mit der Kraft einer sich bewegenden Welt aus seinen Gleisen reißen werden. Einen Durchgang zur Südlichen Hemisphäre werden Sie aber nicht finden.«
    Ihm wird der Preis für seinen Stolz klar werden , klang die Stimme des Sechsten Siegels kurz auf. Boas berührte seinen Unterleib, als wollte er sie zum Verstummen bringen.
    »Pah.« Ottweill schlug die Tür zu. Die Schießscharten wurden klappernd geschlossen.
    Sekunden später war Boas mit McCurdy und seinen Männern allein.
    »Nun, das hätte auch schlimmer ausgehen können«, sagte der Bootsmann schließlich.
    Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, aufzubrechen und nach Ophir zu gehen. Er war fast zu Hause. »Ich werde zur Palisade gehen und nachschauen, was man von dort am Himmel ausmachen kann.«
    »Shaw, de Koonig, Lager hier vor der Tür aufschlagen«, befahl McCurdy. »Ein kleines Feuer, und kocht uns was von dem Hafer. Ich werde mit Herrn Messing einen kleinen Rundgang machen.«
    Ich werde nicht einfach gehen können , dachte Boas. Er wollte nicht mit diesem McCurdy kämpfen, der ihn viel zu sehr an al-Wazir erinnerte. Sie waren Männer desselben Schlags, aus demselben Holz geschnitzt, das die Royal Navy offensichtlich für alle Unteroffiziere reichlich gelagert hatte. Es erinnerte ihn an Ophir, das seit Anbeginn der Zeiten seine Messingsöhne aus ein und demselben Material erschuf.
    Sie kletterten auf die Palisade. Afrika schien aus nichts anderem zu bestehen als einem grauen Nebelmeer, das von düsteren Schatten überlagert war. Die Mauer türmte sich hinter ihnen auf, so gewaltig wie eine andere Welt.
    »Wo ist Ihr Luftschiff, Bootsmann McCurdy?«
    »Wenn ich das wüsste, wäre ich wesentlich glücklicher«, antwortete der Bootsmann. »Leutnant Ostrander hat sich vielleicht dazu entschlossen, mit ihm zum Mond zu fliegen.«
    »Sie erwähnten, dass ihr Seekadett keine nennenswerte Größe ist.«
    »Er kann sich auf keinen Fall gegen einen Offizier durchsetzen.« McCurdy klang jetzt bekümmert. Ihm fehlte die Entschlossenheit, die al-Wazir zu jeder Zeit aufgewiesen hatte. »Was dich angeht, Herr Messing, wirst du jetzt über den Zaun klettern und deine Geschichten nach Hause bringen?«
    »Ich bedaure es, aber ich sollte mich auf den Weg machen«, gestand Boas ein. »Auch wenn sie mich nicht mit offenen Armen empfangen werden, denn Ophir hat mich als Verräter gebrandmarkt. Ich habe eine Geschichte zu erzählen, die man nicht gerne hören wird.« Das Sechste Siegel regte sich in seinem Unterleib; dessen Wünsche und Zorn waren für den Messing, der er geworden war, schlichtweg zu heilig und brachten ihn in eine denkbar unglückliche Lage.
    Kitchens
    Er sah die Mauer zum ersten Mal bei Sonnenaufgang am siebten Tag ihrer Reise. Der Ausguck am Bug rief die Warnung aus, als die Nacht die Nördliche Hemisphäre noch fest in ihrem Griff hatte. Kitchens hatte sich in der Nähe des Bugs befunden und angestrengt nach vorne gesehen, aber sein ungeübtes Auge brauchte noch einige Zeit, bis er die dunkle Linie am südlichen Horizont deutlich erkannte.
    Die Mauer hatte die Ambitionen vieler Imperien überstanden und sie als blutige Knochen wieder ausgespuckt. Israel hatte auf dem Höhepunkt seiner Macht versucht, sie zu erobern; wenn man den Legenden Glauben schenken durfte, waren auch die Römer gescheitert. Nun machte sich England daran, das von Gott errichtete, massive Mauerwerk in Besitz zu nehmen und diesen furchtbaren Ort für sich zu beanspruchen.
    Die Mauer hatte viele Menschen verschlungen; gute, böse, teilnahmslose. Kitchens kannte die Berichte zum Schicksal der Expedition Gordons im Jahr 1900. Das LIKM Bassett ging bei diesem Versuch ebenso verloren,

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