Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Räder des Lebens

Die Räder des Lebens

Titel: Die Räder des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
Vom Netzwerk:
Krächzen hervor.
    Die Hände drehten ihn auf den Rücken und in eine Lache stinkender, warmer Flüssigkeit. Dann tropfte etwas auf sein Gesicht. Frisches, klares Wasser. Al-Wazir begann zu niesen, als sich seine Nase gegen den Sand und die Galle zu wehren begann. Er konnte nicht trinken. Das Niesen brachte die gebrochene Rippen schmerzhaft in Erinnerung.
    Rippen. Er war noch an anderen Stellen verletzt.
    Schließlich öffnete er die Augen und schluchzte.
    Boas – es musste Boas sein, kein anderer Messing wäre ihm zu Hilfe gekommen – reichte ihm einen Fetzen, den er in Wasser getaucht hatte.
    Al-Wazir schloss seine Lippen um den Fetzen. Er saugte nicht einmal, sondern ließ das Wasser einfach in seinen rohen, verletzten Mund tropfen und seine brennende Kehle hinunterlaufen.
    Die Sonne stand am Himmel, vor dem sich grüne, überwucherte Palmen abzeichneten. Er war also an Land. Seine Augen trafen auf Boas’ ausdruckslosen Blick. Al-Wazir wollte ihn fragen, aber Worte schienen in diesem Moment nicht zu passen.
    Boas nickte. »Du triebst auf der Dünung und hieltest eine Liane fest an dich gepresst. Wärst du mit dem Gesicht nach unten durch das Meer getrieben, wärst du sicherlich schon lange tot.«
    »Hm«, brachte al-Wazir hervor.
    »Vor unserer Küste war ein seltsames Schiff zu sehen. Es sprach sich mit den feindlichen Luftschiffen ab, die am Himmel schwebten. Es taucht aus dem Meer auf und verschwindet dann wieder.«
    »Chi … Chi …« Mehr brachte er nicht zustande.
    »Schlaf. Ich werde dir Obst suchen, mit reifem, süßen Fleisch.«
    Al-Wazir wollte dem widersprechen, aber sein Körper versagte ihm den Dienst.
    »Sie beobachten das Ufer.« Boas wischte einen der Messingblitzspeere mit einem Blatt ab, während er sprach. »Wir werden heute Nacht versuchen, diesen Ort zu verlassen. Er ist zu ungeschützt.«
    Al-Wazir hatte seine Stimme wieder, aber sie war noch sehr schwach, und er konnte nicht viel mehr tun als krächzen. Er war auch mehr oder minder in Ordnung, denn es fehlten ihm keine wichtigen Extremitäten oder andere Teile, obwohl er darauf geschworen hätte, dass sein gesamter Körper gequetscht, zerkratzt oder verstaucht war. »Chinesen«, sagte er. »In der Bucht.«
    »Fürwahr. Ich möchte dich zur Mauer zurückbringen, wenn du eine solche Reise erlaubst.«
    »England.« Es fiel ihm schwer, mehrere Worte auf einmal zu sprechen.
    Boas kontrollierte etwas an der Speerspitze. »Nicht dieser Weg, nicht heute. Könntest du England von der indischen Küste Afrikas aus erreichen?«
    »Die … Mauer …« Al-Wazir zermarterte sich das Hirn. Er hatte nie auf einem Kommando am Indischen Ozean gedient. Dort wurde der schwelende Konflikt zwischen England und China am heftigsten ausgelebt. Für ihn war der Atlantik immer die zweite Heimat gewesen. Aber er wusste, dass es einen Stützpunkt in Mogadischu gab, um chinesische Durchbruchsversuche an der Mauer im Auge zu behalten.
    Allerdings konnte die Royal Navy ihre Aufgabe nicht wirklich ernstgenommen haben, wenn sich zwei chinesische Luftschiffe in der Bucht von Benin befanden. Mal ganz abgesehen von dem Ding unter Wasser.
    Er war froh, dass er endlich wieder klar denken konnte, und versuchte erneut, sich deutlich zu artikulieren. »Mogadischu. Direkt im Norden der Mauer, wo sie auf den Indischen Ozean trifft.«
    »Ich kann dich viel leichter und sicherer dorthin bringen, als wenn ich dich in Richtung Norden quer durch Afrika begleite, geschweige denn, dass ich dich über das Wasser transportieren könnte.«
    »Dann lass uns aufbrechen.« Al-Wazir konnte sich nicht erinnern, wann er sich jemals so hilf- und kraftlos gefühlt hatte.
    Boas hob den Decksoffizier in seinen Armen hoch, als ob der große Schotte nicht mehr als ein Stapel Feuerholz wäre. Der Messingmann lenkte seine Schritte in die Tiefen des Dschungels hinein, weg von der Küste, um Schutz vor dem Himmel zu suchen, von dem der Tod herabregnete.
    Childress
    Die Five Lucky Winds dampfte in den Hafen Tainan. Die Matrosen hatten auf Deck Haltung eingenommen, Flaggen waren am Turm sowie am Bug und achtern gehisst worden. Ein roter Seidendrache flatterte in der steifen Brise oberhalb eines blauen Abzeichens. Childress kannte keins der Wappen, aber ihr Zweck war deutlich genug.
    Wir sind zu Hause, verkündeten die Flaggen. Siegreich und mächtig, denn das Meer hat sich unserer Peitsche ein weiteres Mal gebeugt.
    Der Küstenbereich war recht flach, und erst im Hinterland erhoben sich einige Hügel. Der

Weitere Kostenlose Bücher