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Die Räder des Lebens

Die Räder des Lebens

Titel: Die Räder des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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tiefe, rauchige Stimmen, nur ein silberfarbener Körper, den das Wasser und die Kraft unendlicher Jahre verbargen, die ein Wesen benötigte, um solche Maße anzunehmen. Sie sahen sich um, während der Fisch über ihren Köpfen seine Kreise zog. Der Raum wies dieselbe, die Wahrnehmung überstrapazierende Architektur auf, die auch in der äußeren Kammer vorherrschte, aber es gab praktisch keine Möbel.
    Allerdings führten zwei Rohre aus der Wand zum Behältnis des Inhlanzi-Königs. Sie befanden sich etwa zweieinhalb Meter über dem Boden und wurden von schmalen Eisenpfeilern gestützt, die mit niedrigen Füßen im Boden verankert waren.
    »Wenn wir einen von denen rausreißen«, sagte al-Wazir, »dann sorgt das dafür, dass sich das Rohr verbiegt. Damit hätten wir vielleicht etwas, womit wir auf das Glas des Wassertanks einschlagen können.«
    Boas packte einen der Eisenpfeiler am oberen Ende und zerrte daran. Der Stützpfeiler ächzte und das Rohr darüber gluckerte kurz, aber es ließ nicht erkennen, dass es sich aus dem Boden lösen ließ.
    Al-Wazir packte mit an und legte sein ganzes Gewicht in den nächsten Versuch. Etwas platzte, und eine Rostwolke regnete auf sie herab, aber der Pfeiler zitterte nur kurz, ohne sich ernsthaft zu bewegen.
    Die riesige Doppelflügeltür wurde aufgestoßen, und ein Trupp der messinggepanzerten Soldaten strömte in den Raum. Einige von ihnen trugen neben Schwertern auch Speere.
    »Wenn wir etwas erreichen wollen, dann wäre das jetzt der richtige Zeitpunkt«, sagte al-Wazir.
    »Wir werden sehen«, murmelte Boas. Sie rissen erneut gemeinsam an dem Pfeiler, und al-Wazir rutschte mit den Händen soweit wie möglich nach oben, um sein Gewicht voll zum Tragen zu bringen. Seine verletzten Rippen brannten wie Feuer in seiner Brust. Erneut hörten sie etwas platzen, und eins der Rohre erbebte. Lautes Klatschen ließ sie wissen, dass sich der König in seinem Tank bewegte, und die Soldaten hatten sie fast erreicht.
    Er hatte nicht einmal den Speer in seinen Händen, nur diesen dämlichen Eisenpfeiler.
    »Scheiß drauf!«, brüllte al-Wazir und sprang nach oben, um sich an das bebende Rohr zu hängen, während Boas noch einmal am Pfeiler riss.
    Rohr und Pfeiler brachen wie in Zeitlupe auseinander, in einer einzigen, anmutigen Bewegung. Ein Wasserstrahl ergoss sich unter hohem Druck aus dem zerbrochenen Rohr, mehr, als al-Wazir erwartet hatte. Metallisches Kreischen erfüllte die Luft. Pfeiler und Rohr verbogen sich weiter, denn Boas hörte nicht auf an ihnen zu reißen. Das Monstrum zappelte wie wild im Wasser. Die Soldaten schlossen ihren Kreis aus Klingen und Speeren in dem Augenblick, als al-Wazir zu Boden stürzte, noch an das Rohr geklammert. Wasser schoss wie aus einer Kanone hervor und ließ einige der Soldaten zurückspringen, während die anderen ihm auswichen, um nicht zu Boden zu stürzen.
    »Sie kämpfen, um zu verlieren«, zischte al-Wazir Boas ins Ohr.
    Der Messingmann ignorierte nicht nur ihn, sondern auch die Soldaten, und griff stattdessen den Wassertank des Inhlanzi-Königs mit dem gut zwei Meter langen Bruchstück des Eisenpfeilers an. Das andere Rohr war mittlerweile auch zerbrochen. Dunkles, stinkendes Wasser ergoss sich aus den Bruchstellen.
    Al-Wazir zerrte an dem Rohr, das er umklammert hielt, um den Wasserstrahl auf seine Angreifer zu lenken, denn es war seine einzige Waffe. Der Hauptmann schien entschlossen, sich ihm zu nähern, aber seine Untergebenen hielten sich zurück oder taten so, als ob sie Boas verfolgen wollten. Der Bootsmann ließ das Rohr los und stürzte sich mit erhobenen Fäusten auf den Offizier.
    Er verließ sich darauf, dass seine Männer ihre seltsame, schwerfällige Meuterei fortsetzten.
    Als der Schotte und der Soldat zu Boden stürzten und auf dem nassen Untergrund umherrutschten, war ein ohrenbetäubendes Knacken zu hören, als ob jemand versuchte, den Himmel zu spalten. Sie sahen zur Glaswand über ihnen hinauf und beobachteten, wie sich ein feiner Riss auf der Oberfläche ausbreitete.
    Boas tänzelte mit dem Pfeiler in der Hand zurück und sprang diesmal hoch, um ihn in das zerbrechende Glas zu rammen.
    Diesmal zerplatzte der Wassertank und erbrach einen Strom aus Unrat, der den Messingmann unter sich begrub. Die Soldaten versuchten panisch, sich in Sicherheit zu bringen, als ihnen die Flut entgegenkam, und der Hauptmann und al-Wazir taten es ihnen gleich.
    Der Inhlanzi-König erhob sich aus seinem Wasserbett.
    Was immer er ist, er besteht

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