Die Räder des Lebens
ein Mann, der wie ein Mensch ohne Atemluft zu sprechen versuchte.
Al-Wazir ging zu den Schmieden hinüber, um sie bei der Arbeit zu beobachten. Sie ignorierten ihn weiter. Die beiden am Bein reparierten gerade Boas’ Knie, indem sie das Gelenk dehnten und streckten und dabei zahlreiche Federn und Anker in Ordnung brachten. Der Dritte arbeitete an einem kleinen Mechanismus, der eindeutig aus den offengelegten Eingeweiden stammte.
Al-Wazir wusste, dass er sich fern halten sollte. Es ging hier um gefährliche, äußerst komplexe Arbeitsvorgänge. Also stieg er wieder zur Hütte hinauf. Er machte Feuer und setzte einen Topf Bohnen auf. Als er damit fertig war, füllte er den Inhalt in eine Tonschüssel um und brachte sie in die Höhle.
Mittlerweile hatte Boas seine Beine wieder zurückerhalten, aber die Brust stand immer noch offen. Auch seine Arme waren noch voneinander getrennt. Al-Wazir stellte das dampfende Essen auf eine der Werkbänke. Diese Leute waren schweigsam, auf eine sehr merkwürdige Weise, aber es reichte ihm, davon auszugehen, dass ihre Nasen noch funktionierten.
Recht bald kamen sie zum Essen, einer nach dem anderen. Schüchternes Lächeln und kurze Blicke drückten ihre Dankbarkeit aus, und das war die erste Reaktion, die er von den Bewohnern dieser Stadt erhalten hatte.
»Redet außer eurem König hier niemand?«, fragte er laut. Er erhielt keine Antwort.
Er hatte sich mit seinen Mühen ihr Wohlwollen verdient und vielleicht sogar einen Platz an Boas’ Seite. Mit diesem Gedanken kehrte al-Wazir zum Metallmann zurück.
»Wie geht es dir?«
Boas blinzelte, versuchte diesmal aber nicht zu sprechen.
»Wir müssen uns bald aufmachen. Dieser Ort ist gut zu uns, aber er ist mehr als seltsam.«
Ein weiteres Blinzeln.
»Ich werde dich nicht mitnehmen, bis die Schmiede mit dir fertig sind oder sich als feindlich erweisen.«
Boas schaffte es seinen Kopf unter drehenden und klickenden Geräuschen zur Seite zu und sah, wie einer der Schmiede seine restlichen Bohnen aß.
»Genau.« Al-Wazir berührte den Messingmann auf der Stirn. »Ich passe auf dich auf. Wir machen uns bald auf den Weg. Wir müssen nach Osten, mein Freund, nach Osten.«
An diesem Abend verschlossen sie Boas’ Brustkorb. Ein Schmied tippte ihm vorsichtig an die Stirn, woraufhin der Metallmann sich mit einem Ruck plötzlich aufsetzte. Der Messing öffnete seinen Mund und redete in einer Sprache drauflos, die Al-Wazir nicht kannte. Sein Wortschwall hielt mehrere Minuten an. Schließlich unterbrach sich Boas und starrte auf seine Hände.
»Ich bin in einem besseren Zustand, als ich es mir je hätte vorstellen können«, sagte er dann in al-Wazirs Heimatsprache. Er stieg vorsichtig von der Werkbank herab und wendete sich erneut in der anderen, seltsamen Sprache an die Schmiede.
Sie nickten. Einer antwortete mit leiser und langsamer Stimme. Boas sah zu al-Wazir hinüber, dem sich das Nackenfell sträubte, und dann wieder zu den Schmieden.
»Ich stehe tief in ihrer Schuld«, erklärte er al-Wazir. »Diese Stadt wird aufs Schrecklichste versklavt. Sie bitten mich darum, sie zu befreien.«
»Von wem werden sie versklavt?« Al-Wazir hatte so eine Ahnung, wie die Antwort lautete.
»Sie befinden sich unter der Herrschaft des Inhlanzi-Königs.«
»Wir haben ihn kennengelernt.«
»Daran erinnere ich mich nicht. Ich kann mich an fast nichts erinnern, was seit meiner Gefangennahme auf dem chinesischen Luftschiff geschehen ist.«
»Wie damals, als Ophir deine Erinnerungskristalle gelöscht hat?«
»Ja.«
»Du weißt nicht, was gerade mit dir los ist, aber trotzdem wirst du dich diesem Inhlanzi-König stellen und was tun, mein Junge?«
»Wir werden ihn von seinem Thron stürzen.«
»Ah. Na gut.« Er war tatsächlich geistesgestört. Durchgeknallt, verrückt und verloren. Jetzt war der Zeitpunkt, dieser Stadt den Rücken zuzukehren, aber er konnte Boas nicht einfach zurücklassen. Er atmete tief durch und erschauderte. Seit er Ottweills Lager verlassen hatte, war er eigentlich nicht mehr als ein toter Mann gewesen. Warum sich deswegen jetzt Sorgen machen? »Wir schulden ihnen dein Leben.«
Boas musterte ihn eingehend. »Ich schulde es ihnen. Deine Schuld ist eine andere.«
Al-Wazir weigerte sich, weiter darüber nachzudenken. »Und wie stellen wir das an?«
»Wir werden eine Lösung finden.«
Ohne ein weiteres Wort an die Schmiede zu verlieren, kletterten sie wieder nach oben. Al-Wazir hing sich den leeren Blitzspeer um und folgte
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