Die Räder des Lebens

Titel: Die Räder des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake

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bewegt hat, und würde selbst die meisten Schiffe beschämen. Verlangt es Sie nicht danach, Ihre Hand an das Steuer eines solchen Biests zu legen?«
    Seltsam, dachte al-Wazir, dass sie ohne nachzudenken dasselbe Wort verwendeten. »Sie ist ein ziemliches Ungeheuer, Sir, und ich bewundere die Anstrengungen, die Aie erschaffen haben. Ich glaube an Sie. Aber was unterhalb der Mauer geschieht, ist allein Ihre Aufgabe.« Er tippte sich an die Schläfe. »Diese Augen werden auf andere Dinge achten, während Sie graben.«
    »Trotzdem werden Sie sich jetzt meinen Bohrkopf ansehen.« Ottweill schlug seine Hände vorfreudig zusammen. »Die Bohrköpfe sind der deutlichste Ausdruck meines eigenen Konstruktionsgeschicks. Es gab Leute, die mir geholfen haben. Eisenbahner, Lokomotivbauer, selbst Schiffstechniker – sie waren alle notwendig, um den Dampfbohrer zum Leben zu erwecken. Der Bohrvorgang selbst wurde von mir allein entworfen, von mir ganz allein.«
    Al-Wazir schloss sich Ottweill an, als sie zur Vorderseite der Maschine gingen. Er bemerkte, wie sich die anwesenden Männer vom Professor wegdrehten, sich schnellstens beschäftigten oder eindringliche Gespräche führten. »Sind Sie von Haus aus Bergmann, Sir? Worin haben Sie Ihren Professor gemacht?«
    »Sie beleidigen mich.« Ottweill murmelte etwas auf Deutsch. Als sie die Panzerung erreichten, die den vorderen Bereich des Dampfbohrers vor herabstürzendem Gestein schützte, sprach er weiter: »Ich würde mir niemals die Hände mit solcher Arbeit schmutzig machen. Das ist unter der Würde eines Gentleman. Außerdem könnte ich meine Hände verletzen. Nein, gute Männer mit scharfem Verstand müssen diesen einsetzen. So hat es Gott für die Ordnung unserer Welt festgelegt.«
    Al-Wazir hatte seine eigene Meinung zu harter Arbeit und ehrlichen Händen, aber er behielt sie für sich. Stattdessen warf er einen eingehenderen Blick auf die Panzerung. An der Flansch befand sich eine kleine Luke, die an vier Stellen festgenietet war, durch die die Eisenbahner nach vorne gelangen und die Gleise festnageln konnten.
    Sie gingen um die Flansch herum, direkt zum Bohrkopf.
    Nichts konnte seinen ersten Eindruck verändern. Die drei Arme umgaben eine sich drehende Spirale. Der Gesamteindruck war der einer riesigen, skelettartigen Form, die der Penisspitze eines Manns ähnelte. Jeder Arm war mit unterschiedlich großen Zähnen besetzt; glitzernde, kegelförmige Schneiden. Diese Elemente waren durch Streben verstärkt und an einem rotierenden, in ihrer Mitte befindlichen Schaft angebracht, der an seiner Spitze ebenfalls mit einer Schneidekante versehen war.
    Eindeutig ein Schwanz, der sich ins Gestein der Mauer bohren sollte.
    »Die Bohrkrone dreht sich sechs Mal die Minute«, sagte Ottweill leise. Er streckte sich nach oben und berührte einen der großen Zähne. »In härterem Gestein muss sie langsamer drehen. Das hier ist nicht so, als ob man ein Loch in Holz bohren würde, aber anders kann man das den Idioten im Kronrat ja nicht erklären. Als ob ich ein Diener mit einem Handbohrer wäre.«
    »Tatsächlich«, murmelte al-Wazir. Offensichtlich war sich der Professor in diesem Augenblick als sein eigenes Publikum genug.
    »Wir können das Gestein aus dem Fels lösen, ohne vorwärts fahren zu müssen«, fuhr er fort. »112 Zentimeter können wir bohren, ohne uns zu bewegen, wenn das Gestein wirklich schwierig ist und wir die gesamte Kraft auf den Bohrkopf bringen müssen.«
    Al-Wazir berechnete den Abstand zwischen den rotierenden Schneiden und den Querverstrebungen. »Dazwischen klettern die Männer, um die Gleise zu vernageln?«
    »Kleine Männer«, sagte Ottweill nach einer kurzen Pause.
    »Alles hier ist auf kleine Männer ausgerichtet.« Al-Wazir konnte sich ein kehliges Lachen nicht verkneifen. »Als ob Sie Angst vor so großen Affen wie mir hätten.«
    »Wir schneiden Tunnel aus dem Fels. Das ist eine verdammt enge Angelegenheit.«
    »Eng? Tunnel, die so groß sind, dass ganze Lokomotiven reinpassen? Ich könnte ein Kohleflöz nicht von einem Diamantenlager unterscheiden, aber dennoch … manchmal braucht die Welt auch einen großen Kerl.«
    »Und manchmal gibt es diese großen Kerle.« Ottweills Stimme klang angespannt. »Die Männer, die den Dampfbohrer bedienen, sind doch eine Gruppe harter Kerle, oder?«
    Al-Wazir trat vom Bohrkopf zurück und sah an der Schutzpanzerung vorbei. Die verschiedenen Teams standen in Gruppen zusammen, einige sprachen mit den anderen Besuchern,