Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Räder des Lebens

Die Räder des Lebens

Titel: Die Räder des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
Vom Netzwerk:
die alleinige Schuld zuschob. Vielleicht wäre der Schweigsame Orden damit zufriedengestellt gewesen, wenn sie auf diese Weise gestorben wäre.
    Aber die Maske Poinsard hatte nicht die richtigen Nachrichten erhalten. Oder sie war zu schnell ausgeschaltet worden, als dass sie ihren Wünschen hätten Folge leisten können. Was auch der Wahrheit entsprach, Childress war bis ins Mark erschüttert.
    »Es gab eine Fehlkommunikation.« Ihr lagen diese kleinen Spielchen nicht, die der Maske Poinsard so viel Spaß bereitet zu haben schienen. Also beließ sie es dabei, ohne sich mit dem Kapitän in rhetorisches Geplänkel zu verbeißen.
    »Sind Sie immer noch bereit, unseren kleinen Plan auszuführen?«
    Sie konnte nur ja sagen und dann versuchen, sich im Lauf des Gesprächs zurechtzufinden. »Natürlich, Kapitän.«
    Er entspannte sich. Es fiel ihr deutlich auf, dass Leung sich ernstlich bemühte, den bewaffneten Matrosen hinter ihnen nicht anzusehen. »Ist Ihnen das Konzept eines Politoffiziers geläufig, Maske?«, fragte er in einem freundlichen Ton. »Bitte seien Sie freundlich und lassen ein passendes Maß an Herzlichkeit anklingen, damit wir nicht den Eindruck erwecken, böse Absichten zu verfolgen.«
    Sie versuchte zu lächeln, schaffte es aber nicht. »Er kann wohl kaum auf die Idee kommen, dass ich in der Lage wäre, diesem außergewöhnlichen Gefährt irgendeinen Schaden zuzufügen, Sir.«
    »Sie wären überrascht. Ich schließe aus Ihren Worten, dass Sie nichts über Politoffiziere wissen?«
    Childress quälte sich zu einem Lachen. »Nein, zu meinem Leidwesen nicht.« Sie fing an zu begreifen, was er ihr zu sagen versuchte, aber diese Genugtuung wollte sie ihm nicht zugestehen.
    »Ich drücke es vorsichtig aus, wenn ich sage, dass ich hier den Befehl führe, aber nicht alles unter meiner Kontrolle steht. Die Beiyang Navy ist ein Verband, der unter hohem Druck steht; die gesamte Eisenbambus-Flotte kann davon ein Lied singen.«
    »Es überrascht mich, dass ihm kein Unfall zugestoßen ist«, sagte sie mit honigsüßem Unterton. Das war zu hundert Prozent Poinsard.
    »Es fällt einem groß gewachsenen Mann in der Regel recht schwer, von einem Unterseeboot zu fallen, Madam. Und während des Angriffs auf die Mute Swan ist er mutig unter Deck geblieben, damit es unter den Männern keine Unruhen geben konnte.«
    Childress drehte sich um und schenkte dem Politoffizier ein kleines Lächeln. Diesen Gesichtsausdruck hatte sie immer bei Gesprächen mit einem der Dekane aufgesetzt. Es schien ihn zu verwirren.
    »Übertreiben Sie es nicht, Maske.«
    »Natürlich nicht.«
    Leung erwiderte ihr Lächeln, und das wirkte aufrichtig. »Dann darf ich Ihnen mitteilen, dass wir vor einer gefährlichen Aufgabe stehen. Die Schiffe der Eisenbambus-Flotte können unter dem Eispanzer hindurchtauchen, der die Nördliche Erde überzieht. Der Vorgang ist äußerst riskant, er ist langwierig, und Fehler erweisen sich dabei als desaströs. Selbst mit komplett gefüllten Lufttanks und ordentlich aufgeladenen Electricbatterien müssen wir mindestens alle drei Tage auftauchen. Die Jahreszeit ist nicht gerade geeignet dafür, hoch im Norden viele Luftlöcher zu finden.«
    Childress betrachtete einen Augenblick lang ihre Fingernägel in einer Art, wie es ihrer Ansicht nach Poinsard in einer solchen Situation getan hätte. »Sollte ich darum bitten, an Land gehen zu dürfen?«
    Er lachte leise. »Sie sind eine unterhaltsame Frau. Bitte beschränken Sie Ihre Bewegungen auf meine Kabine, diese Offiziersmesse und die Toilette, die direkt gegenüber liegt. Die Männer werden Ihnen den nötigen Respekt erweisen oder sie erhalten die Bastonade. Das wissen alle. Außer ihm vielleicht.« Leungs Blick huschte kurz zum Politoffizier. »Ich werde mit Ihnen reden, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Mein Steward wird Ihnen hier Ihre Mahlzeiten servieren. Zu meinem Bedauern kann ich Ihnen nur wenig anbieten, aber wenn es sich auf der Five Lucky Winds finden lässt, dann werde ich es Ihnen zur Verfügung stellen.«
    »Schreibutensilien«, sagte sie mit fester Stimme. »Ein Kartenspiel, wenn möglich, und etwas zu Lesen. Auf Englisch oder jeder anderen europäischen Sprache, wenn vorhanden.«
    »Ich werde sehen, was sich machen lässt« Leung erhob sich, verbeugte sich vor ihr und drängte sich am Politoffizier vorbei.
    Dieser trug einfache Matrosenkleidung, war recht klein und lächelte sie an. Er sagte »Hallo« und machte mit der Hand, die keine Waffe hielt, das

Weitere Kostenlose Bücher