Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie
Mundvoll Rauch in die Luft und starrte mich an. »Du bist der Richtige, Junge. Niemand sonst auf der Welt könnte diese Einzelheiten wissen.« Ein tiefes Ein- und Ausatmen von Zigarrenrauch folgte. »Aber verdammt, wir sind zehn Jahre zu spät! Wenn sich diese Gangster in Richtung El Paso abgesetzt haben, werden sie in null Komma nichts die Grenze nach Mexiko überquert haben.« Hissbaum benutzte ein schlimmes Wort zur Beschreibung der beiden. Alma zog hörbar die Luft ein und Hissbaum sagte: »Verzeihen Sie meine Ausdrucksweise, Mrs H., mein Temperament ist mit mir durchgegangen. Aber ich weiß, wer diese Mistkerle sind. Mickey ›Hände-weg‹ Stackpole ist eine miese Ratte, mehrfach vorbestraft wegen Körperverletzung und Beteiligung an einem Raubüberfall auf ein Restaurant. Buck ›Gasrohr‹ McGee hat zehn Jahre in Folsom gesessen, wegen Einbruchs in ein Juweliergeschäft in Kansas City. Weihnachten neunzehnhunderteinunddreißig sind sie spurlos untergetaucht. Alle beide. Zweifellos haben sie sich an irgendeinem warmen Ort niedergelassen und leben dort wie Gott in Frankreich. Vielleicht in Paraguay. Alles ist möglich. Siam! Persien! Westafrika!«
Dutch warf ein: »Sie hatten genug Geld und konnten es sich leisten, mit einer Gesichtsoperation ihr Aussehen zu verändern!«
»Du warst zehn Jahre verschollen, Junge!«, sagte Inspektor Hissbaum. »Wo?«
»Ich war … auf dem Weg hierher«, antwortete ich mit wackeliger Stimme.
»Wieso hat das so lange gedauert? Bist du auf den Händen gelaufen?«
»Ich war in einem Zug.«
»In was für einem Zug?«
Ich schüttelte den Kopf und schaute Rat suchend zu Dutch, dem ausnahmsweise die Zunge am Gaumen festklebte.
»Hör zu, Junge«, sagte der Inspektor, »während wir uns unterhalten, sind zwei von meinen besten Männern in einem Streifenwagen hierher unterwegs. Deine Geschichte ist so weit klar. Aber wir können diese Gangster nicht finden, wenn du uns nicht sagst, wo du die letzten zehn Jahre gewesen bist. Wo haben sie dich festgehalten? Haben sie dich zusammengeschlagen? Gedroht, dich umzubringen?«
In diesem Moment wurde laut an die Tür geklopft.
»Meine Männer!«, sagte Inspektor Hissbaum und er schlenderte zur Eingangstür und öffnete sie. Aber statt zweier Polizisten standen zwei Soldaten, ein Leutnant und ein Korporal, vor der Tür. Ohne jede Aufforderung nahmen sie ihre Mützen ab, traten in den Flur und hatten mich mit einem Blick am Frühstückstisch im nächsten Raum erspäht.
Der Leutnant hatte ein rotes Gesicht und dichtes schwarzes Haar. Er hielt ein Exemplar der Los Angeles Times vor seiner Brust. Unter dem Foto von mir als Elfjährigem stand die Schlagzeile:
ENTFÜHRTER OGILVIE-JUNGE IN HOLLYWOOD AUFGETAUCHT!
Der Leutnant grinste breit. Er grüßte Inspektor Hissbaum höflich und stolzierte ins Esszimmer, gefolgt von dem bulligen Korporal, der ein Paar Handschellen in Händen hielt, bereit, sie zuschnappen zu lassen.
»Sie stehen unter militärischem Gewahrsam, Ogilvie«, schnauzte der Leutnant. »Ich bin der stellvertretende Einberufungsoffizier für den Kreis Los Angeles. Gleich als ich Ihr Gesicht in voller Größeauf der Titelseite gesehen habe, habe ich in Cairo, Illinois, angerufen. Scheint, als hätten Sie sich vor der Rekrutierung für die US-Armee gedrückt!«
»Aber …«, begann ich.
»Immer mit der Ruhe!«, mischte sich mein Dad ein. Er stand auf und bemühte sich, einen sowohl vernünftigen als auch überlegenen Eindruck zu machen. Aber bei diesem stämmigen Einberufungsoffizier hatte er keine Chance – das war mir klar.
»Legen Sie sich nicht mit der Armee an, Sir!«, schnauzte der Leutnant und wandte sich wieder an mich. »Sie werden im Armeeknast eine einmonatige Gefängnisstrafe wegen Rekrutierungsverweigerung absitzen, Soldat. Dann werde ich Sie für das Fallschirmjägerbataillon in Sibirien vorschlagen. Sie werden direkt über der Eiswüste aus dem Flugzeug springen und den Russkis helfen, gegen die Krauts zu kämpfen!« Der Leutnant grinste spöttisch. »Sie erinnern sich vielleicht nicht an mich, aber ich erinnere mich an Sie! Sie sind ein Grünschnabel, Soldat Ogilvie!«
Ich hatte in meinem kurzen Leben noch nie einen Armee-Offizier getroffen. Wie konnte dieser Kerl mich kennen?
»Sie irren sich!«, flehte ich. »Ich bin erst elf Jahre alt. Ich gehe in die fünfte Klasse. Sie können mich nicht einberufen!« Meine Stimme überschlug sich.
Dad kam um den Tisch herum. Dutch erhob sich zu seiner vollen Größe
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