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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Kopf gestellt und Dick Dee sofort einem fünfstündigen Verhör unterzogen hatten (wobei Dee nicht einmal nach einem Anwalt verlangt und nach der Befragung erheblich frischer ausgesehen hatte als seine Peiniger), um ihn anschließend wieder auf freien Fuß zu setzen. Ferner hatte ein aufgeweckter Forensiker schwache Blutspuren an dem Haken einer der Angeln auf dem Boot entdeckt, und die Analyse hatte ergeben, daß sie menschlichen Ursprungs waren – Blutgruppe AB , während der Honourable A hatte. Auch war unerwähnt geblieben, daß der Landrover des Honourable kurz nach Beginn einer landesweiten Suchaktion auf dem Abstellplatz der Polizei für abgeschleppte Fahrzeuge gefunden worden war – er hatte hinter dem Bahnhof im Halteverbot gestanden.
    Der Dialog war erst Montag morgen in der Bibliothekspost aufgetaucht, aber schon, als Bowler am Sonntag seine grausige Entdeckung gemeldet hatte, waren sie zu der Überzeugung gelangt, daß es sich um einen Wordman-Mord handeln mußte.
    Wie Wield richtig bemerkte, gab ihnen das aber nicht etwa das Gefühl, dem Täter einen Schritt voraus zu sein. Vielmehr zwang er sie, sich nach seinen Spielregeln zu richten.
    Jetzt, am Dienstag morgen, hatte Pascoe den unwilligen Dalziel ermuntert, noch einmal die Meinung der Experten zu hören.
    »Und?« brummte Dalziel.
    Urquhart kratzte sein stoppeliges Kinn und erzeugte dabei ein Geräusch, das Dalziel, ein Champion auf diesem Gebiet, als Herausforderung auffassen mußte. »Aller guten Dinge sind drei, Dreifaltigkeit, in drei Teilen«, begann der Linguist. »Wenn wir herausfinden, was er damit im Sinn hat, könnten wir dahinterkommen, was den Burschen antreibt.«
    »Bezieht sich das nicht einfach auf die drei Hiebe, mit denen er den Kopf abgehackt hat?« bemerkte Pascoe.
    »Das wirkt ganz gewiß bekräftigend«, meinte Urquhart. »Aber ein Kopf und ein Körper sind zwei Teile und nicht drei. Das ist es also nicht. Und warum hat er den Rumpf ins Wasser geworfen, den Kopf aber in den Fischkorb? Da steckt etwas dahinter, das wir im Moment nicht nachvollziehen können.«
    »Soso?« meinte Dalziel. »Wir können da was nicht nachvollziehen? Herzlichen Dank, Sherlock. Dr. Pottle, haben Sie noch was hinzuzufügen, oder hat Ihr Kollege schon alles gesagt?«
    Pottle zündete sich eine neue Zigarette an der vorigen an. »Er hat allmählich den Dreh raus. Ich weiß nicht, wie weit er noch von seinem anvisierten Ziel entfernt ist, aber er ist sich vollkommen sicher, daß er es erreichen wird. Dies ist bisher bei weitem der kürzeste Dialog. Je weiter er vorstößt, um so knapper werden sie. Die letzte Erfahrung in Worten wiederaufleben zu lassen, kostet ihn nur wertvolle Zeit, die er lieber der Vorfreude auf das nächste Mal widmet. Jetzt glaubt er fest, auf dem richtigen Weg zu sein, und den Dialog mit seinen Opfern und mit seinem Geistführer kann er statt auf Papier ebensogut in Gedanken fortsetzen.«
    »Sie meinen, daß er das Schreiben vielleicht ganz aufgeben könnte?« fragte Pascoe.
    »Nein. Auf das Schreiben wird er nicht verzichten, denn es ist ein Teil des Spiels, das er mit uns treibt. Es gehört sozusagen zu den Spielregeln. Und er genießt es. Das letzte Mal habe ich angemerkt, daß ihm möglicherweise sein wachsendes Selbstvertrauen zum Verhängnis werden könnte. Ich glaube, daß er immer häufiger kleine Hinweise in seine Dialoge einflechten wird. Er gleicht einem Squashspieler, der sich seiner Überlegenheit so sicher ist, daß er meint, mit links spielen oder alle Schläge über die Rückwand landen zu können. Aber die unbewußte verräterische Äußerung, nach der ich suche, wird wesentlich schwerer aufzuspüren sein. Auch wenn ich’s nur ungern zugebe, ich glaube doch, daß von nun an Mr. Urquharts Fähigkeiten hilfreicher sein werden als meine.«
    Dalziel stieß einen schicksalsergebenen Seufzer aus. Wie als Reaktion darauf läutete sein Telefon.
    Er hob den Hörer ab. Die meisten Menschen geben durch Tonfall, das Vokabular, Körpersprache und so weiter etwas über ihre Beziehung zum Anrufer preis, aber Pascoe hatte noch nie Anhaltspunkte gefunden, die darauf schließen ließen, ob Dalziel gerade mit der Queen oder einem Immobilienmakler sprach.
    »Dalziel«, meldete er sich unwirsch. Horchte. »Ja.« Horchte. »Nein.« Horchte. »Vielleicht.« Knallte den Hörer hin.
    War es Cap Marvell, die anfragte, ob er in der Mittagspause Lust auf heißen Sex habe? Der Premierminister, der ihm die Peerswürde antrug? Der Wordman,

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