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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Befriedigung eines Mannes, der weiß, was Druck bedeutet. Pascoe beobachtete ihn mitfühlend, was er sich aber nicht anmerken ließ. Dalziel trieb seine Leute gnadenlos an, wenn es die Situation erforderte, aber wenn er Rüffel von oben bekam, steckte er sie selber ein und gab sie selten an seine Untergebenen weiter. Ob der Schwarze Peter nun von unten nach oben oder von oben nach unten gereicht wurde, er blieb bei Andy Dalziel hängen, und Pascoe konnte nur ahnen, welche Belastung der Wordman-Fall für den Dicken bedeutete.
    Hat kam wieder herein. Seine Reaktion auf die Entdeckung der Leiche hatte Dalziel mit widerwilligem Lob honoriert – auch wenn er ihm geraten hatte, alles in allem sei es besser, künftig zu verhindern, daß seine Angebetete mit dem Kopf des Opfers Korbball spielte.
    Insbesondere Hats sofortige Rückkehr zum Stangcreek Cottage, wo er umgehend die Axt sichergestellt und eine vorläufige Aussage von Dick Dee aufgenommen hatte, war auf Billigung gestoßen – nicht, weil dabei etwas herausgekommen wäre, sondern weil so der Bibliothekar als Zeuge an Ort und Stelle verblieben war. Daß er gleichzeitig als Verdächtiger gelten mußte, war Bowler schon in dem Augenblick klargewesen, als er die Leiche sah. Wenn Dee nicht mehr im Haus gewesen wäre, als er und Rye wieder dort anlangten, hätte der Constable ihm telefonisch seine Kollegen auf den Hals gehetzt. Und wenn Dee Anstalten gemacht hätte, sich zu entfernen, bevor Verstärkung eintraf, hätte er ihn festgenommen und damit die Frist in Gang gesetzt, die ein unbescholtener Bürger festgehalten werden durfte.
    Es erfüllte ihn aber nicht nur mit professioneller Befriedigung, dafür gesorgt zu haben, daß die wertvolle Zeit seiner Vorgesetzten nicht mit diesem Verhör vergeudet wurde. Als er sah, wie sich Rye nach ihrer Rückkehr zum Cottage bereitwillig von Dee trösten ließ, wurde ihm auch klar, daß er ihren Chef nicht offen als Tatverdächtigen behandeln durfte, wenn ihm an der gerade aufkeimenden Beziehung lag. Wahrscheinlich wußte sie inzwischen auch, wie die Dinge lagen, aber mittlerweile war genug Zeit verstrichen, um Pascoe oder dem Dicken und nicht seiner Wenigkeit die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben.
    Die gute Nachricht (wenn man die Entlastung eines Verdächtigen so bezeichnen konnte) war: Es hatten sich keine Hinweise ergeben, daß Dee mit dem Tod des Honourable etwas zu tun hatte.
    Zwar fanden sich seine Fingerabdrücke auf der Axt, die, wie die Spurensicherung bestätigte, verwendet worden war, um den Kopf des Honourable abzutrennen. Aber da er in Hats Anwesenheit damit Holz gehackt hatte, konnte das kaum überraschen. Auch hatte Dee an einem Finger eine kleine Schnittwunde, aber nachdem seine Aussage, er habe die Blutgruppe Null, durch eine Überprüfung ärztlicher Unterlagen (bereitwillig unterschrieb er eine dementsprechende schriftliche Erklärung) bestätigt worden war, konnte man ihn mit den AB -Blutspuren am Angelhaken schwerlich in Verbindung bringen.
    Dalziel, der fand, daß jemand, der unweit einer kopflosen Leiche mit einer blutbefleckten Axt hantierte, nicht frei von Schuld sein konnte (und sei es nur, weil er die Zeit der Polizei in Anspruch nahm), schien geneigt, den Überbringer der schlechten Nachricht büßen zu lassen. Aber Pascoe, dessen schmale Schultern im Lauf der Jahre berufsbedingt athletisch geworden waren, überhörte sein anklagendes Brummen und Stöhnen und trug seine akribisch zusammengestellte Liste der für Dee entlastenden Argumente vor.
    »Im Obduktionsbericht heißt es, der Tod des Honourable sei vor zwei bis vier Tagen eingetreten. Für die Tagesstunden hat Dee für diesen Zeitraum durch seine Arbeit in der Bibliothek ein Alibi. Die Abendstunden sind als Tatzeit weniger wahrscheinlich. Man fährt doch eine Weile, und das heißt, die Dämmerung hätte bereits eingesetzt, als sie ankamen …«
    »Sie?« unterbrach ihn Wield.
    »Der Mörder muß den Landrover des Honourable vom See zurückgebracht haben, ergo muß er auch damit rausgefahren sein«, erklärte Pascoe. »Wir wissen, daß der Honourable abends häufig zum Angeln draußen war. Interessanterweise hat Dee uns das selbst erzählt. Er war insgesamt überaus hilfsbereit und kooperativ.«
    »Das spricht gegen ihn«, warf Dalziel hoffnungsvoll ein. »Leute, die der Polizei helfen wollen, haben was auf dem Gewissen. Das sagt meine Erfahrung.«
    »Vielleicht solltest du deine sozialen Kontakte breiter fächern, Chef«, murmelte Pascoe.

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