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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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kam, Tintenkleckse in seinem Heft ließen sich am leichtesten vermeiden, wenn er so wenig wie möglich darin schrieb.
    Bowlers Verdacht, Wield wolle ihm damit durch die Blume sagen, etwas so Bescheuertes wie die Dialoge sei unter dem breiten Hintern des Inspektors am besten aufgehoben, wurde durch die Mitteilung beschwichtigt, daß der Fall des toten Pannenhelfers sich bereits dort befand. Als der Coroner die Polizei mit weiteren Ermittlungen beauftragt hatte, reichten die Uniformierten den Fall eine Treppe höher an die Kriminalpolizei weiter, damit sie sich die Sache einmal ansah. Headingley hatte einen Blick darauf geworfen und war gerade im Begriff, den Fall wieder nach unten zu befördern, versehen mit dem erwünschten Vermerk, das Criminal Investigation Department habe keine Hinweise gefunden, die einer weiteren Untersuchung bedürften.
    »Und jetzt kommen Sie mit so was an«, meinte der Inspektor vorwurfsvoll. »Das ist doch kompletter Unsinn. Ich kapiere nicht, wie Sie auf die Idee kommen, daß man sich damit aufhalten soll.«
    »Schließlich muß es einen Grund für die Entscheidung des Coroner gegeben haben«, meinte Bowler ausweichend.
    »Vermutlich schon. Der alte Esel hat immer fürchterliche Angst, einen Fehler zu machen, und als die Familie anfing, Theater zu machen, hat er den einfachsten Weg gewählt. Wenn irgend etwas schiefgeht, dann sind wir die Dummen.«
    Da sind mir die zwei Richtigen am Werk, dachte Bowler, während er den Bericht des Coroner durchlas.
    Er sah bald, daß ein wenig mehr dran war, als Headingley angedeutet hatte, wenn auch nicht viel. Die Frage, warum Ainstable überhaupt angehalten hatte, war nicht befriedigend beantwortet worden. Daß er sich erleichtern wollte und an der niedrigen Brüstung das Gleichgewicht verloren hatte, war reine Spekulation. Seine Frau hatte unter Tränen erklärt, ihr Andrew sei nicht der Typ, der mitten auf der Straße von einer Brücke pinkelt, der Pathologe hatte darauf hingewiesen, daß die Blase des Toten noch ziemlich voll war, und Police Constable Dave Insole, der erste Beamte am Unfallort, hatte bestätigt, daß der Hosenschlitz des Verstorbenen geschlossen gewesen war.
    Vielleicht war ihm schon schwindlig geworden, bevor er überhaupt zum Pinkeln gekommen war? Die gerichtsmedizinische Untersuchung hatte keine Indizien für einen Schwindelanfall gefunden, auch wenn sich der Pathologe Varianten gewisser Syndrome vorstellen konnte, die keine Spuren hinterließen, und der Polizeibericht zaghaft Schürfspuren an der Brüstung erwähnte, die eventuell darauf hinweisen konnten, daß er sich gesetzt hatte und rückwärts hinuntergefallen war.
    Was jedoch nicht ins Bild paßte, war sein Werkzeugkasten, der neben der Brüstung auf der Straße gefunden worden war.
    Headingley maß dem keine Bedeutung bei.
    »Das liegt doch auf der Hand«, meinte er. »Er fährt die Straße entlang, fühlt sich schwindelig, steigt aus, greift rein aus Gewohnheit nach seinem Werkzeugkasten, weil er einen Schwindelanfall hat, denkt er nicht normal, hab’ ich recht? Er setzt sich auf die Brüstung, ihm wird schwarz vor den Augen, er kippt hintenüber, schlägt mit dem Kopf auf einen Stein, wird bewußtlos, ertrinkt. Die Pathologen haben doch keinen Hinweis auf ein Gewaltverbrechen gefunden, oder?«
    »Damit ist wohl nicht zu rechnen, Sir«, wandte Hat respektvoll ein. »Nicht, wenn das Verbrechen darin besteht, jemanden sterben zu lassen, ohne einen Rettungsversuch zu unternehmen.«
    »Unterlassene Hilfeleistung? Und das da als Grundlage?« Headingley wedelte verächtlich mit den Dialogen. »Bleiben Sie auf dem Teppich, mein Junge.«
    »Und der andere, Sir? Daß er direkt auf den jungen Motorradfahrer zugesteuert sein will? Wenn der Wordman das getan hat, dann ist das doch keine unterlassene Hilfeleistung. Das ist ziemlich eindeutig, finden Sie nicht?«
    »Wie haben Sie ihn genannt?« sagte Headingley, um die Frage nicht gleich beantworten zu müssen.
    »Wordman«, wiederholte Hat. Er erklärte die Sache mit dem
In principio
und erläuterte seinen Scherz. Die Resonanz war noch verhaltener als in der Bibliothek. Offensichtlich hatte der Inspektor das Gefühl, der Autor der Dialoge könne durch einen Spitznamen an Substanz gewinnen. Damit würde es schwieriger, ihn zu ignorieren, und genau das hätte er liebend gern getan.
    Aber Hat war entschlossen, ihm eine klare Entscheidung abzuringen.
    »Sie glauben also, wir sollten das einfach vergessen, Sir?« beharrte er.
    Mit stillem

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