Die rätselhaften Worte
unverkennbaren silbergrauen Strähne über das Kissen ausbreitete …
Aber natürlich war der Wagen nirgends zu sehen. Nein, bestimmt war sie zu Hause und in Sicherheit. Er dachte einen Moment daran, sie anzurufen, verschob das aber auf später, wenn Dee auf der Polizeistation war und er absehen konnte, wie die Sache weitergehen würde. Mit etwas Glück würde sie nie erfahren, daß er selbst ihn festgenommen hatte.
Nicht festgenommen, korrigierte er sich. Pascoe wollte die Sache ohne Aufsehen über die Bühne bringen. Nur eine nette Einladung zu einem kleinen Plausch.
Also auch kein stürmisches Klopfen. An der Eingangstür war das auch nicht nötig, sie stand offen. Vorsichtig stieg er die Treppe hinauf und klopfte leise an die Wohnungstür.
Sie öffnete sich prompt.
»Was ist los? Razzia?« erkundigte sich Charley Penn. »Lassen Sie mich raten. Andy Dalziel lauert draußen mit einer Kalaschnikow im Anschlag, richtig?«
»Mr. Penn, ich wollte zu Mr. Dee …«
»Nun, da sind Sie am rechten Ort, aber nicht zur rechten Zeit«, antwortete Penn. »Kommen Sie rein, bevor mich jemand erschießt.«
Hat trat ein.
»Mr. Bowler, welche Überraschung.«
Franny Roote lächelte ihn an. Er saß in einem Sessel, auf dem Tisch vor ihm lag ein Paronomania-Brett.
Sonst war niemand zu sehen.
Hat, dem nicht ganz wohl war, ließ seinen Blick zur Schlafzimmertür wandern.
»Ist Mr. Dee vielleicht …«
Penn ging hin und stieß die Tür auf.
»Nein, hier drin ist er nicht. Falls er nicht unter dem Bett liegt. Und in der Küche oder auf dem Scheißhaus ist er auch nicht. Überzeugen Sie sich selbst. Entschuldigung.«
Hat riß sich zusammen und fragte: »Mr. Penn, was machen Sie hier eigentlich?«
»Ich bringe meinem jungen Freund Roote die Grundzüge des Paronomania-Spiels bei. Ich würde Sie ja gerne auch dazu einladen, aber es ist ein Spiel für zwei.«
Hat blickte verstohlen nach dem dritten Steinbänkchen, auf dem er den Namen
Johnny
lesen konnte. Dann wandte er sich wieder Penns spöttischem Gesicht zu.
»Ich meinte, was machen Sie hier, in Mr. Dees Wohnung?«
»Die meine ist zur Zeit unbewohnbar, wie Sie sich vielleicht erinnern. Überall diese Arbeitsteufelchen mit ihrem Höllenspektakel. Die Bibliothek hat man geschlossen, um ihre Befreiung aus dem laschen Griff des armen toten Percy würdig zu begehen. So hat Dick mir freundlicherweise erlaubt, in seiner bescheidenen Hütte zu arbeiten. Aber unterwegs traf ich Mr. Roote und ließ mich von ihm beschwatzen, ihn in die Geheimnisse des zweitbesten Spiels der Menschheit einzuweihen.«
Hat hörte ihm mit wachsender Ungeduld zu.
»Und wo ist Mr. Dee?«
»Ach, das wollten Sie wissen? Aber warum haben Sie denn nicht gleich gefragt?« sagte Penn. »Mr. Dee ist, soviel ich weiß, aufs Land zu dieser Baracke gefahren, die er aus unerfindlichen Gründen so liebt. Oder geliebt hat. Die Ereignisse der jüngsten Zeit sind nicht ohne Wirkung geblieben.
Et in Arcadia ego.
Seit dem traurigen Tod seines Vermieters fühlt er sich dort nicht mehr so wohl, und jetzt ist er hingefahren, um sie auszuräumen.«
»Er ist also zum Stangcreek Cottage gefahren, sagen Sie?«
»Freut mich, daß Sie bestätigen, was ich gesagt habe. Genau das ist es, was ich Ihnen mitzuteilen versuchte«, erwiderte Penn.
Sein Gesicht verzog sich zu jener Mischung aus Lächeln und Zähnefletschen, die Rye »Flätscheln« genannt hatte. Er will mir noch etwas sagen, erriet Hat. Etwas, das ich nicht gerne höre.
»Ja«, meinte der Schriftsteller. »Auf einmal hat er die Nase voll von dieser Hütte. Er wollte auch gar nicht allein hinfahren. Außerdem kriegt er seinen ganzen Kram nicht in seiner Karre unter. Erst wollte er mich überreden, ihm zu helfen. Aber dieses Ansinnen mußte ich leider ablehnen. Kaputter Rücken, kaputtes Auto, und das Landleben ist sowieso nicht mein Fall. Aber es hat sich alles zum Besten gewendet für ihn. Frisch wie der Frühling kam er von Percys Beerdigung zurück.«
»Wie das?« fragte Hat überflüssigerweise.
Da war ein unheilverkündendes Singen in seinen Ohren, und im trüben Licht sah er, daß Franny Roote ihn besorgt anschaute.
»Anscheinend hat er Rye gefragt, ob sie nicht mit ihm Händchen halten will, und sie hat nicht nein gesagt. Ja, der gute alte Dick hat sich aus seinem schwarzen Anzug geschält, sich in seinen Trainingsanzug und seine Turnschuhe geschmissen und ist zum Rendezvous mit der kleinen Miss Pomona abgeschwirrt. Wer weiß? Vielleicht
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