Die rätselhaften Worte
Holzklotz eingeschüchtert hätte.
Das Gute daran war, daß sie sämtliche Fragen Bowlers beantwortete, ohne sich im geringsten dafür zu interessieren, warum er sie stellte. Es genügte, daß sie in Bezug zu den weiteren Nachforschungen standen, die ihr der Coroner versprochen hatte.
Ja, Andrew hatte einmal in einer Sendung des Lokalfunks über seine Tropenfische gesprochen; ja, sie waren dieses Jahr im Urlaub auf Korfu gewesen; ja, sie hatten einmal in der Taverna gegessen.
Als die Schwester Bowler zur Tür brachte, sagte sie halb entschuldigend: »Das ist ihre Art, ihn festzuhalten. Sobald sie zugeben muß, daß sie alles weiß, was es zu wissen gibt, ist er ganz fort, und davor hat sie panische Angst. Diese vielen Fragen, die Sie stellen – haben die eine besondere Bedeutung, oder sind das nur Routinenachforschungen?«
»Wenn ich das wüßte«, erwiderte Bowler.
Das war nicht einmal gelogen. Es gab viele Möglichkeiten, wie der Verfasser des Ersten Dialogs an die erwähnten Einzelheiten hatte kommen können. Vielleicht hatte er Ainstable gekannt, war ein Arbeitskollege, begeisterte sich wie er für Tropenfische, war mit derselben Pauschalreise nach Korfu geflogen … die Möglichkeiten waren zwar nicht unerschöpflich, aber immerhin so zahlreich, daß jeder Verdacht schwammig blieb. Erhärten ließe er sich für einen guten Ermittler nur durch Fakten. Und Bowler hatte noch längst nichts vorzuweisen, was einen peniblen Coroner zufriedengestellt hätte.
Jetzt fuhr er Richtung Süden, ließ die Stadt hinter sich und raste den Roman Way entlang, so, wie der junge David Pitman auf dem Heimweg nach Carker hier entlanggerast war.
Die Pitmans wohnten in einem großzügigen, weißgestrichenen Cottage mit großem Garten. Ein völlig anderes Heim als das der Ainstables, aber hier herrschte dieselbe Trauer. Eine herzzerreißende Stunde lang sah sich Bowler mit Mrs. Pitman, Davids Mutter, das Fotoalbum der Familie an. Aber dabei fand er heraus, daß alles, was im Zweiten Dialog über die Bouzouki berichtet wurde, zutraf.
Auf dem Rückweg über die Römerstraße machte er am Unfallort halt. Er war leicht zu erkennen. Der Baum, gegen den das Motorrad gefahren war, zeigte eine Brandnarbe wie eine frische Wunde. Der Aufprall des Fahrers auf dem Nachbarbaum hatte weniger deutliche Spuren hinterlassen, aber aus der Nähe war die Verletzung der glatten Buchenrinde nicht zu übersehen.
Er wußte nicht, warum er überhaupt angehalten hatte. Selbst Sherlock Holmes hätte seine Schwierigkeiten gehabt, hier irgend etwas Aussagekräftiges zu entdecken. Sah man von den Dialogen ab, wirkten beide Todesfälle unverdächtig, und in beiden Fällen hätte der Wordman mit Leichtigkeit an die Informationen herankommen können, von denen er berichtete.
Also hatte er eigentlich nichts in der Hand, und genau das erhoffte sich George Headingley. Aber Bowler war nicht zur Kriminalpolizei gegangen, um Leute wie den alten George glücklich zu machen.
Er ließ den Blick über die lange, schnurgerade Straße wandern, auf der die römischen Legionen vor siebzehn Jahrhunderten zum letzten Mal marschiert waren, als der Befehl erging, diesen frostigen Winkel des Imperiums seinen aufrührerischen Eingeborenen zu überlassen. Bis zur Stadtgrenze war es nur eine Meile, aber der Hügel verbarg ihre wuchernden Ausläufer. Auf den Wiesen, die an die Straße grenzten, stand nur ein einziges Gebäude, ein altes, graues Bauernhaus, das mit der Landschaft verwachsen zu sein schien. Von den Fenstern hat man einen perfekten Blick auf die Straße, dachte Bowler.
Er startete den MG und fuhr die lange, mit Schlaglöchern übersäte Auffahrt zu dem Haus hinauf, über dessen Tür die Initialen I. A. L. und die Jahreszahl 1679 eingemeißelt waren.
Er läutete, und eine Frau öffnete ihm. Auf den ersten Blick wirkte sie für Bowlers junge Augen so alt wie das Haus. Aber die Stimme, die nach seinem Anliegen fragte, klang kräftig, und dann fiel ihm auf, daß ihn unter einem grauen Pony muntere blaue Augen musterten. Und ihre Haut war zwar runzlig wie bei einem alten Apfel, an den Wangen aber immer noch rosig wie bei einem Sweet Pippin.
Er stellte sich vor und erfuhr, daß er Mrs. Elizabeth Locksley vor sich hatte. Als er den Unfall erwähnte, sagte sie: »Wie oft wollen Sie es noch hören?«
»War denn schon jemand da?«
»Ja. Gleich am nächsten Morgen. Ein junger Bursche in Uniform.«
Sie waren also gründlich vorgegangen. Allerdings wurde der Besuch
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