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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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wollen …«
    »Nee nee, Mädchen«, lachte Steel. »Das einzige, was ich Ihnen mit auf den Weg geben kann, ist der Hinweis, daß ich meine Bratkartoffeln gerne knusprig habe, fast schwarz am besten. Aber wahrscheinlich ist das zu viel verlangt, da muß ich mir wohl noch hiervon was nehmen, um bis zum Abendessen durchzuhalten.«
    Er griff nach einem Teller mit Cocktailwürstchen, aber Rye stieß ihm so heftig das ganze Tablett entgegen, daß er es schnell mit beiden Händen fassen mußte, damit es nicht seine Brust rammte.
    »Ich sag’ Ihnen was, Stadtrat«, meinte sie. »Warum nehmen Sie nicht gleich alles, dann können Sie sich nach Herzenslust bedienen? Und ich kann mal einen Blick auf die Ausstellung werfen.«
    Sie ließ das Tablett los, nickte Steel zu, ignorierte Penns bewunderndes Lächeln und ging zu Bowler.
    »Hast du es also doch geschafft?« sagte sie. »Komm mit, ich möchte dir etwas zeigen.«
     
    Manche Offenbarungen bieten Gewißheit, ohne deutlich zu werden.
    Für den Bruchteil einer Sekunde verstand ich nicht warum und konnte nicht vorhersehen wie, obwohl ich genau wußte, daß er es war.
    Doch noch bevor ich die Blasphemie begehen und nach dem Warum und Wie fragen konnte, sah ich mit abgewandtem Kopf die einzige Antwort, und nur das Wann war noch offen.
    Ob aber »Wann?« eine passende Frage für ein Ereignis ist, das sich außerhalb der Zeit abspielt, das war eine Frage, mit der man so manchen Scholastiker in Verlegenheit gebracht hätte.
    Vielleicht, überlegte ich, würde mir die Aufhebung der Zeit ermöglichen, meine Pflicht zu erfüllen, und wenn die Zeit dann wieder einsetzte, würden all diese Leute, Polizisten und Journalisten eingeschlossen, mit fassungslosem Entsetzen feststellen, daß einer der ihren tot mitten unter ihnen lag und niemand etwas bemerkt hatte!
    Aber es war noch nicht soweit. Meine Aura brannte lichterloh, doch der Fluß der Zeit hatte sich noch nicht verlangsamt. Ich war immer noch im Hier und Jetzt.
    Bald …
    O ja, ich wußte, daß es bald sein würde …

[home]
    Vierzehn
    P ascoe sah Bowler nach, der geradewegs auf das Mädchen von der Bibliothek zusteuerte, und mußte lächeln.
    Wer hatte noch gleich gesagt, das mittlere Alter beginne, wenn man mit Freude auf die Jugend blickt, und das Alter, wenn man anfängt, die Bande zu hassen?
    Wahrscheinlich Dalziel.
    Es war an der Zeit, sich der Kunst zuzuwenden.
    Das tat er einige Minuten ohne große Begeisterung, als ihm jemand auf die Schulter tippte und sagte: »Peter, was macht die Zerrung? Fit für die Revanche?«
    Er wandte sich um und blickte in das grinsende Gesicht von Sam Johnson.
    »Du machst wohl Witze«, antwortete er. »Schön, dich zu sehen. Wollte sowieso mit dir reden. Ich habe vorhin Franny Roote gesichtet. Ist der mit dir hier?«
    Eine ziemlich unverblümte Frage, aber Johnson war zu klug für Winkelzüge, wie Pascoe festgestellt hatte, als er ihn wegen Rootes Geschichte aushorchen wollte. Der Hochschullehrer leerte sein Weinglas, griff sich ein neues von einem Tablett und erwiderte: »Ja, ich habe Franny eine Einladung besorgt. Ist das ein Problem?«
    »Nein, kein Problem. Nur so eine Berufskrankheit von mir«, sagte Pascoe mit einem Lächeln. »Für dich ist er ein begabter Student, für mich ein alter Kunde.«
    »Für mich ist er auch ein Freund«, entgegnete Johnson. »Kein enger Freund vielleicht, aber er könnte es werden. Ich mag ihn.«
    »Na, dann ist ja alles in Butter«, meinte Pascoe. »Mit einem begabten Studenten, der der Liebling seines Doktorvaters ist, muß ja alles in Ordnung sein.«
    Das kam ein wenig schärfer heraus als beabsichtigt. Irgend etwas an Johnson reizte ihn – dasselbe wahrscheinlich, was ihn bewogen hatte, sich auf diese Posse einer Squash-Partie einzulassen, von der ihm immer noch die Schulter schmerzte. Nicht, daß der junge Akademiker tatsächlich etwas Unangenehmes an sich gehabt hätte. Er war jungenhaft, ohne kindisch zu sein, er sah gut aus, ohne gleich wie ein Filmstar zu wirken, er war intelligent, ohne arrogant aufzutreten, und er war unterhaltsam, aber eher selbstironisch als selbstgefällig. Obwohl er also in keiner Hinsicht eine Bedrohung darstellte, gab es etwas an ihm, was Pascoe gegen den Strich ging. Lange und intensiv hatte er darüber nachgedacht. Eifersucht? Es war ja durchaus verzeihlich, wenn ein Mann ein wenig eifersüchtig auf jemanden reagierte, der seine Frau so mühelos zum Lachen brachte. Doch Ellie Pascoe hatte in den letzten Monaten ein

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