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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Augen, und er fragte: »Was ist denn der übliche Satz?«
    »Keine Ahnung«, sagte der Honourable. »Für mich gilt das nicht. Ich gehöre zur Mannschaft. Oder gehörte jedenfalls dazu.«
    »Gehörte?« wiederholte Agnew, als verspüre sie keine Neigung, ihm zu widersprechen.
    »Ja. Wollte ich dir gerade erzählen. Hab’s heute morgen erfahren. Mein Alter Herr ist tot. Bootsunfall. Traurige Sache, aber ich habe ihn seit fünfundzwanzig Jahren nicht gesehen … so ist das eben. Jedenfalls fallen mir jetzt die Brocken zu, die er nicht in die Finger kriegen konnte, ich muß also die Kolumne nicht mehr machen. Und da du ja jetzt eine Jury hast, brauch’ ich mich darum auch nicht mehr zu kümmern, oder?«
    Er zeigte immer noch sein gütiges Lächeln, aber Pascoe hatte den Eindruck, daß er die Situation genoß.
    »Das heißt, Sie sind nun Lord Pyke-Strengler?« fragte Ellie.
    »Of the Stang. Ja. Aber normalerweise führt man den Titel erst, wenn der vorige Träger bestattet worden ist.«
    »Und das wäre wann?«
    »Nun, das könnte ein Problem werden«, meinte der Honourable nachdenklich. »Sieht so aus, als wären die Haie schneller gewesen als die Rettungsboote.«
     
    Oh, was ist es für eine Freude, in ihre Gesichter zu schauen und zu sehen, daß sie sehen, was sie sehen sollen, wobei ihnen das prachtvolle Ding vollkommen entgeht. Sie glauben, daß wir alle zusammen auf einer breiten Straße vorwärtsschreiten und dichtgedrängt um die beste Position kämpfen. Einige beglückwünschen sich selbst, weil sie die hinter sich gelassen haben, mit denen sie gestartet sind, andere fühlen sich an den Rand gedrängt oder sogar in den Graben gestoßen, aber niemand stellt in Frage, daß wir nur die Wahl haben, uns auf der Straße vorwärtszukämpfen oder sie zu verlassen und ins Nichts zu fallen. Und die ganze Zeitfolge ich den Windungen und Wendungen meines eigenen Weges, dessen Existenz sie erst allmählich erahnen und dessen Verlauf sie schwerlich entdecken werden, denn er liegt weit jenseits ihres Horizonts. Ich betrachte sie, wie sie diese sogenannten Kunstwerke betrachten, und lache, weil ich weiß, daß die feinen Pinselstriche und zarten Farben der wahren Künstler in diesem Leben durch das gewöhnliche Auge nicht wahrnehmbar sind und auch nicht zu ertragen wären …
     
    »Wie findest du das?« fragte Rye. »Nicht schlecht, oder?«
    Sie war vor einem Aquarell stehengeblieben, das ein ziemlich baufälliges Haus am Ufer eines Sees zeigte, dessen Wasser von der Sonne in Wein verwandelt wurde. Oder in Blut.
    »Geht so, aber dich schaue ich lieber an«, meinte Hat.
    »Du siehst wohl gerne alte Filme mit Cary Grant, was?« antwortete Rye, ohne den Blick von dem Bild zu wenden.
    »Wenn sich’s nicht vermeiden läßt. Also gut, laß mal sehen.« Gerne nutzte er den Vorwand, sie zu berühren, und schob sie sanft zur Seite.
    »Ach das«, meinte er. »Stangcreek Cottage.«
    Sie sah erst ihn an und schaute dann in den Katalog.
    »Du kennst es schon«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Nein. Ich habe das Cottage mal gesehen, und du wirst es morgen auch sehen. Der See ist der Stang Tarn, der wie der Stang Creek und das Stangcreek Cottage in Stangdale liegt. In Yorkshire geizen die Leute mit ihren Worten nicht weniger als mit ihrem Geld. Wenn es dir so gut gefällt, können wir ja ein Foto davon machen, dann brauchst du das Bild nicht zu kaufen.«
    Wenn sie die Kunstkennerin spielen wollte, dann übernahm er eben die Rolle des Kunstverächters.
    »Mehr ist ein Gemälde nicht für dich? Nur eine Art Schilderung?«
    »Was ist denn schlecht an einer Schilderung? Da ist ein Haus, das ich an jenem Tag um diese Uhrzeit gerne angeschaut habe.«
    »Mehr siehst du darin nicht? Sagen dir das Licht und die Farben und die Tageszeit denn gar nichts?«
    »Sicher. Es wird schon dunkel, und vielleicht sind dem Maler Blau und Grün ausgegangen, aber Rot hatte er noch genug. Oder vielleicht kann er Blut einfach besser malen als Wasser. Ja, ich finde, er sollte beim Blut bleiben.«
    »Gut, bleiben wir beim Blut. Gibt’s eine Spur vom Wordman?«
    Die Frage verblüffte ihn. »He, ich bin hier außer Dienst, vergiß das bitte nicht«, protestierte er.
    »Wirklich? Über Dicks Bild willst du ja anscheinend nicht reden, da dachte ich, du bist einer von diesen Trauerklößen, die sich nur über ihre Arbeit unterhalten können.«
    »Dicks Gemälde? Das ist ein Bild von Dick?«
    »Hast du das nicht gewußt? Ich dachte, deshalb stellst du dich so an.«
    Gut

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