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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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ein. »Na ja, allerdings hat Ziemann dazu etwas gesagt, was mir zu denken gegeben hat. Er sagte, dass die Ereignisse um die Bank irgendwann eine Schwelle überschreiten und dass dann hochkriminelle Taten begangen werden würden. Und seiner Meinung nach war der Zeitpunkt nun gekommen.«
Mann wandte sich an Blum: »Jetzt will ich aber auch was wissen. Gibt es inzwischen irgendwelche neuen Erkenntnisse in einem der Mordfälle?«
»Nicht direkt. Aber es geht das Gerücht von einer bisher unbekannten Gruppe. Fünf Männer, Weißrussen, Exilkroaten, Kosovo-Albaner oder so. Rüde Typen, zu denen ein Mord wie an Benny oder Trudi und ihrem Zuhälter passen könnte.«
»Was heißt ›Gerücht‹?«
»Ich pflüge die Stadt um, aber diese Gruppe ist noch nicht greifbar.« Es war der Rothaarige, der antwortete.
»Also was können wir nun tun?«, fragte Blum.
»Ich werde mit einer Frau reden, deren Ehemann zwanzig Jahre und länger nicht nur für Sittko arbeitete, sondern auch mit ihm ins Bett ging«, entgegnete Mann. »Vielleicht ist sie bereit, mir diesen Sittko, seine Denkweise, sein Leben zu erklären.«
»Was machen wir mit Marion Westernhage?«
»Ich fahre gleich zu ihr«, sagte Mann. »Sie ist bereit auszusagen. Allerdings wäre ihr am liebsten eine Frau. Kann man das einrichten?«
»Das muss gehen«, nickte Blum. »Aber lass sie erst einmal dort, wo sie ist. Hat sie ein Handy? Ist sie erreichbar?«
»Im Moment nicht. Ich werde ihr ein Handy bringen.«
»Gut, Leute. Dann war’s das für heute. Bis zum nächsten Mal.«
Die merkwürdige Gesellschaft löste sich auf und Mann aß endlich seine Buletten und trank seinen kalten Kaffee.
»Du fährst jetzt also zu Marion. Und dann?« Blum war zurückgeblieben.
»Morgen will ich zu dieser Frau.«
»Hör zu«, sagte Blum eindringlich. »Ich weiß, dass es nahe liegend wäre, die Westernhage mitzunehmen. Aber verkneif dir das. Stell dir vor, was daraus wird, wenn sie eines Tages vor dem Richter steht …«
»Ich habe es verstanden«, nickte Mann. »Es wird nicht passieren.«
»Gut. Fröhliche Jagd! Ach ja, ich soll dich von Kolthoff grüßen. Den habe ich vorhin bei Gericht getroffen. Ich soll dir ausrichten, Kemal ist mit einem blauen Auge davongekommen.«
»Das tut gut«, sagte Mann erfreut.
Er fuhr zurück zu Tante Ichens Haus, um erst nochmal ein paar Stunden zu schlafen.
Als er wach wurde, erkannte er am Stand einer diffusen Sonne, dass es Nachmittag war – des gleichen Tages wie beim Einschlafen, hoffte er. Auf seinem Nachttisch hatte John Kaffee und Backwerk drapiert. 

Daneben lag ein Zettel:  Habe mir  mithilfe der Hausverwaltung Einlass verschafft und wichtige Details eines Frauenlebens in einen großen Koffer gepackt, der im Foyer steht. Gruß J.
    Das Haus war leer, niemand war da. Mann nahm den Koffer und machte sich unverzüglich auf den Weg zurück zu Schürmanns Grab, nachdem er unter Tante Ichens zahlreichen Handys eines herausgesucht hatte, das eingeschaltet und geladen war.
Er freute sich auf Marion, glücklich schlug er den Takt zu den Brandenburgischen Konzerten auf das Lenkrad.
Eine zurückhaltende Abendsonne beleuchtete die Landschaft, über dem Seen machte sich sanfter Nebel breit, die Stimmung war sehr friedlich. Er verpasste die Abfahrt zu den Dörfern in der Müritz und musste wieder ein Stück zurückfahren.
Das kleine Haus lag einsam und verlassen und einige Sekunden lang glaubte Mann, es sei etwas Furchtbares geschehen. Aber dann stand Marion in der Tür und lachte.
»Das ist nicht mein Koffer.«
»Nein, das ist einer von Tante Ichen, die sehr neugierig ist.«
»Wie geht es dir?«
»Gut. Ich habe dir ein Handy mitgebracht. Du hast mir gefehlt. Was hast du getan am Ende der Welt?«
»Ich habe nachgedacht. Lass dich in die Arme nehmen.« Sie klammerte sich an ihn, als sei Bedrohliches geschehen, als habe sie sehr lange hinter der Brustwehr ihrer Angst gestanden. Sie murmelte: »Es war gar nicht gut, so allein hier.«
Sie gingen ins Haus. Auf dem Tisch in der Küche stand ein Strauß aus Wiesenblumen auf einer fast altertümlichen weißen Leinentischdecke.
»Das ist ja wie neunzehnhundertfünfzig.« Mann nahm den Koffer und schleppte ihn die enge Holztreppe hinauf. Über die Schulter zurück erzählte er: »Sie haben zugesagt, dass es eine Frau sein wird, die dich befragt. Und ich habe an einer Art Konferenz mit Leuten teilgenommen, von denen ich nicht weiß, wofür sie zuständig sind.«
»Was war denn mit diesem Unfall?«
»Das war schrecklich. Da

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